TLkw-Verkehr: Schlaglochstreit in Bassenfleth geht weiter

Heinz Meyer und Manfred Höft messen die Tiefe eines Schlaglochs in Bassenfleth. Foto: Vasel
Wenn die schwer beladenen Kipper am Haus von Heinz Meyer in Bassenfleth vorbeifahren, wackeln die Wände. „Viele Lkw-Fahrer sind deutlich zu schnell unterwegs, die Schlaglöcher interessieren sie nicht“, klagt er. Doch jetzt gibt es Hoffnung.
Twielenfleth. Im August hatten die Bassenflether und Melauer wegen des Schwerlastverkehrs für Hafen-Ausbau und LNG-Terminal in Bützflethersand erstmals protestiert. Mehrere 100.000 Kubikmeter Schlick - ausgebaggert für den Hafen-Ausbau - lagern südlich der Schwinge auf dem ehemaligen Gelände der Stader Saline.
Muldenkipper fahren durch das Dorf
Der Klei wird unter anderem für den neuen 1200 Meter langen Elbdeich zwischen Flüssiggas-Terminal und Stadersand-Deichschart benötigt. Fertigstellung: September 2024. „Wir sind weder gegen den Deichbau noch Energiesicherheit“, betont Meyer. „Doch wir können von Land und Stadt erwarten, dass Rücksicht auf uns genommen wird“, sagt er.
Die Klei- und Sand-Lkw fahren durch das Dorf und seien deutlich zu schnell. Dabei seien auch viele Fußgänger und Fahrradfahrer auf der schmalen Straße unterwegs - unter ihnen Kinder. Es gibt keinen Fußweg.
Es gehe ihnen auch um Leib und Leben der Anwohner und der Ausflügler. Der in der Straßenverkehrsordnung vorgeschriebene Abstand von mindestens 1,5 Metern beim Überholen werde nicht eingehalten, so Meyers Beobachtung.
Die teils schwer beladenen Kipper führen „mit hoher Geschwindigkeit“ durch die Schlaglöcher. Meyers Nachbar Manfred Höft fordert, dass die Stadt Stade die Schlaglöcher „zeitnah“ verfüllt. Auch in seinem Fachwerkhaus wackelt es, wenn die Lkw vorbeifahren.

Dieser Lkw fährt langsam durch Bassenfleth. Foto: Vasel
Sie hätten sich wiederholt an die Stader Verwaltung gewandt - vergeblich. Die Hauseigentümer fürchten Gebäudeschäden durch die Erschütterungen. Nach dem Protest im Sommer sei lediglich ein fehlendes Tempo-30-Schild aufgestellt worden. Auch der Seitenraum sei zum Teil kaputt. Die Beton-Kübel zur Verkehrsberuhigung, aufgestellt in Zeiten der Saline, sind weg.
Klappbrücke über die Schwinge nur für 30-Tonner ausgelegt
Die Straße sei nicht für Schwerlaster ausgelegt. Meyer bedauert, dass Alternativrouten über Akw-Gelände oder Sperrwerk „vom Tisch gewischt worden sind“. Doch die Klappbrücke des Sperrwerks ist nur für 30 Tonnen ausgelegt. Es handelt sich laut Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz um eine Betriebsbrücke. Allein Leerfahrten wären theoretisch möglich.
Schwerlastverkehr werde die Lebenszeit der in den 1970er Jahren erbauten Brücke stark verringern. Auch die beauftragte Transportfirma und Lühes Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke waren auf die Idee gekommen, die Brücke zu nutzen. Die 40-Tonner aber werden weiter vom Saline-Gelände über Bassenfleth, Hollern-Twielenfleth nach Stader- und Bützflethersand fahren - unter anderem über die L111. „Das werden wir nicht ändern können“, sagt Höft.
Es mache „einen allerdings mürbe, wenn sich niemand um uns kümmert“, sagt Meyer. Die Krux: Er und seine Nachbarn wohnen in der Samtgemeinde Lühe, die Straße vor ihrer Haustür liegt - nach den Gebietsabtretungen für Kraftwerk und Saline - in Stade. „Wir leben offenbar im Niemandsland“, sagt Höft.
Schlaglöcher sind jetzt Chefsache
Der Landkreis Stade habe als Reaktion auf Anliegerproteste von 2023 eine Verkehrszählung durchgeführt. „Die Spitzengeschwindigkeit lag bei 84 km/h“, sagt Kreissprecher Daniel Beneke. Erlaubt sind 30 km/h. Der Kreis Stade würde auch blitzen, allerdings warte seine Behörde seit Mitte 2023, dass die Stadt Stade die widersprüchliche Beschilderung aus 50- und 30-km/h-Schildern nachbessere. Beneke: „Nur so können wir hier rechtssicher Geschwindigkeitskontrollen durchführen.“
Nach einer TAGEBLATT-Anfrage hat Bürgermeister Timo Gerke am Dienstag seinen Stader Kollegen Sönke Hartlef eingeschaltet. Hartlefs Sprecher Stephan Voigt stellte das Verfüllen der Schlaglöcher in Aussicht.