TNachwuchspolitiker kämpft für Reaktivierung der Fähre zwischen Cranz und Blankenese

Vorbei: Die Hadag-Fähre legt in Neuenfelde ab. Foto: Vasel
Cranz-Blankenese war einst eine viel genutzte Fährverbindung in Hamburg - mittlerweile ist der Verkehr eingestellt. Das will ein junger Sozialdemokrat so nicht hinnehmen.
Cranz. Im Herbst vergangenen Jahres hatte die Hadag die Fährlinie Cranz-Blankenese (HBEL) im Grunde genommen beerdigt. Die euphemistische Formulierung der Tochtergesellschaft der Hamburger Hochbahn AG lautete: „ruhend gestellt“.
Tiefrote Zahlen, Verschlickung und Personalmangel führte Hadag-Vorständin Tanja Cohrt als Begründung an. Bei knapp 30.000 Fahrgästen (2023) machte die HBEL ein Minus von 1,2 Millionen Euro im Jahr. Doch selbst mehr Fahrgäste würden die Wirtschaftlichkeit der Fährlinie laut Hadag nicht verbessern. Selbst bei einer Vervierfachung der Fahrgastzahlen - verbunden mit Baggerarbeiten für mindestens eine Million Euro - würde das Defizit auf zwei Millionen Euro klettern, rechnet die Hadag intern. Stattdessen setzt sie auf eine neue Expresslinie zwischen Finkenwerder und Landungsbrücken (Linie 66) und die Wiederbelebung der Fährverbindung Finkenwerder - Blankenese (Linie 65) - angebunden an die Buslinien nach/von Cranz oder Neuenfelde.
Altländer kämpfen weiter für den Erhalt der Fähre
Damit wollen sich die Altländer allerdings nicht abfinden. Die Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz hofft auf eine Reaktivierung - insbesondere am Wochenende in der Tourismussaison zwischen der Obstblüte und der Apfelernte. Auch die Bürgerschaftsabgeordnete Dr. Gudrun Schittek (Grüne) aus Cranz, die Gemeinde Jork und der Bürgerverein Blankenese fordern den Erhalt. Jetzt bekommen sie Unterstützung.
Auf Antrag des SPD-Distrikts Neuenfelde haben die Delegierten beim Landesparteitag „die sozialdemokratischen Mitglieder in Senat und Bürgerschaft“ aufgefordert, „die Wiederaufnahme der ruhend gestellten Fährverbindung Cranz-Neuenfelde-Blankenese zu prüfen“. Der Ursprungsantrag wurde allerdings leicht abgeändert. Die Prüfung soll erst erfolgen, wenn „die Schlickproblematik in der Este und im Werftbecken der Pella Sietas-Werft gelöst“ ist oder eine Lösung „absehbar in greifbare Nähe“ rückt.
Landespartei unterstützt Vorstoß aus Neuenfelde
Damit hat der Vorsitzende der SPD Neuenfelde, Ermiya Ciger, erreicht, dass der rot-grüne Senat um den Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, die Fähre auf dem Papier noch nicht endgültig einstellen kann. „Dadurch wird Zeit gewonnen, um die HBEL in ihrem ‚ruhenden‘ Zustand zu belassen“, sagt Ciger. Die Bürgerschaftsabgeordneten sind allerdings nicht an Beschlüsse von Parteitagen gebunden. Der Reiter „HBEL“ auf der Internetseite der Hadag ist tot gestellt, die Unterseite lässt sich nicht mehr aufrufen.

Ermiya Ciger (SPD) vor der Sietas-Werft in Neuenfelde. Das Foto entstand im September 2024 vor dem Abbau der Kräne. Foto: Richter (Archiv)
Bekanntlich gingen die Fahrgastzahlen mit der Insolvenz der Sietas-Werft (2011) in Neuenfelde und der steigenden Anzahl der Fährausfälle durch die zunehmende Verschlickung der Este erheblich zurück. In guten Jahren gingen bis zu 100.000 Arbeiter und Ausflügler an Bord.
„Ein Hauptproblem der letzten Jahre war und ist die Verschlickung“, sagt Ciger. Bei Niedrigwasser konnte die Fähre Altona weder Neuenfelde noch Cranz anlaufen. Aufgrund von Verschlickung, Niedrigwasser oder Sperrwerksschließungen/-spülungen wurden 65 Prozent der HBEL-Fahrten vor 2023/2024 nach Finkenwerder umgeleitet - ohne Halt in Neuenfelde und Cranz. Viele Fahrgäste stiegen auf Bus (Linie 150) oder Pkw um.

Die SPD will, dass die Hadag wieder regelmäßig eine Fähre zwischen Cranz/Neuenfelde und Blankenese einsetzt. Foto: Vasel
Doch auch die Hadag habe mit ihrem mangelnden Service das Problem verschärft. Fahrgäste konnten sich bis Ende 2024 nicht über die HVV- oder HVV-Switch-App über aktuelle Störungen informieren, sondern lediglich über die Plattform „X“ (Ex-Twitter). Außerdem habe die Werbung für die Fähre gefehlt.
Ausbaggerung soll Fähre und Industriestandort sichern
Vor diesem Hintergrund fordert die örtliche SPD den rot-grünen Senat auf, bei der möglichen Übernahme des Werftgeländes durch Hamburg „die Este samt Werftbecken“ vom Schlick zu befreien. Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt beim Bundesverkehrsministerium müsse endlich eine Lösung des Schlickproblems vorlegen und die Bundeswasserstraße Este regelmäßig ausbaggern.

Die SPD Neuenfelde will mit der Ausbaggerung auch den Industriestandort auf der insolventen Sietas-Werft von 1635 sichern. Foto: Vasel
„Wir geben doch die HBEL nicht auf. Sie steht seit Jahrhunderten für die Verbindung zwischen dem Alten Land und Hamburg“, so Ciger. Die Verschlickung habe nicht nur die Werft von 1635 mit auf dem Gewissen, sondern bedrohe auch Flora und Fauna in der Este und den Erhalt des Industriestandorts Neuenfelde. Die Schiffbarkeit der Fahrrinne müsse, auch mit Blick auf die Umschlagsfirmen und Neuansiedlungen auf der Werft, dauerhaft gesichert werden.

Die Este und der Werfthafen verschlicken seit Jahren, hier ein Foto aus dem Juli 2024. Foto: Vasel
Mit einer schiffbaren Este werde auch die Fähre wieder zuverlässig Cranz und Neuenfelde anfahren und ausgelastet. Angesichts der anstehenden Deicherhöhungen inklusive Straßenneubau in Cranz und Neuenfelde (2027 bis 2031) wäre für viele Pendler die HBEL eine Alternative. Mit der HBEL und dem direkten S-Bahn-Anschluss in Blankenese wären Pendler und Touristen schneller in der Hamburger Innenstadt als über die derzeitigen Alternativrouten über Neugraben-Harburg, Finkenwerder und den stauträchtigen Elbtunnel.
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