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TSchützen- und Volksfest in Neuenfelde: Ein ganzer Ort macht Party

Festausschussleiter Mario Liguori (rechts) vom Schützenverein Neuenfelde freut sich mit Schausteller Thorsten Alfey auf das Volksfest rund um das Schützenhaus am Arp-Schnitger-Stieg in Neuenfelde.

Festausschussleiter Mario Liguori (rechts) vom Schützenverein Neuenfelde freut sich mit Schausteller Thorsten Alfey auf das Volksfest rund um das Schützenhaus am Arp-Schnitger-Stieg in Neuenfelde. Foto: Vasel

Vier Tage lang feiern die Neuenfelder ihr Schützen- und Volksfest. Liebevoll sprechen sie von ihrem „Altländer Dom“. Die Schausteller kommen gerne, und dafür gibt es viele Gründe.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 06.06.2024, 15:55 Uhr

Neuenfelde. Mehr als 100 Helfer sorgen vor und hinter den Kulissen dafür, dass beim viertägigen Schützenfest in Neuenfelde alles wie am Schnürchen läuft. Immer mittendrin: Mario Liguori. Der in Neapel geborene Schützenkönig von 2016 ist seit 1993 im Verein aktiv. Als Festausschussleiter laufen bei ihm die Fäden zusammen.

Fest ist größer als der Stader Jahrmarkt

Liguori wirft einen Blick ins Festzelt, dann schweift sein Blick über den Festplatz. Lediglich 4600 Einwohner zählt Neuenfelde. Doch der „Altländer Dom“, wie ihn die Einheimischen gerne nennen, am Arp-Schnitger-Stieg ist größer als zum Beispiel der Stader Jahrmarkt. Damit in Neuenfelde nicht das Licht ausgeht, laufen zusätzlich Stromaggregate. 2025 soll das Stromnetz für einen fünfstelligen Betrag ertüchtigt werden.

Vorbereitung: Blick in die Königburg von Nils Tamke (Mitte), auch der Vorsitzende Helwig Schwartau (rechts) packt mit an. Das Apfellager auf seinem Obsthof in Neuenfelde wird zum Festsaal.

Vorbereitung: Blick in die Königburg von Nils Tamke (Mitte), auch der Vorsitzende Helwig Schwartau (rechts) packt mit an. Das Apfellager auf seinem Obsthof in Neuenfelde wird zum Festsaal. Foto: Vasel

Ob Autoscooter oder rasante Fahrgeschäfte wie ein Scheibenwischer, Schießbude, Karussells für große und kleine Kinder, Bratwurstwagen oder Verlosung: Die Neuenfelder wollen mit ihrem Schützen- und Volksfest „ein Angebot für alle Generationen schaffen“, sagt der 1. Vorsitzende des Schützenvereins Neuenfelde von 1912, Helwig Schwartau.

Seit mehr als 70 Jahren ist die Schaustellerfamilie Greger in Neuenfelde zu Gast. „Dieses Schützenfest ist wirklich außergewöhnlich“, sagt Thorsten Alfey, während er mit seiner Frau Claudia die smartphonegesteuerte LED-Beleuchtung seines Schaustellerwagens Gregers Alt-Wien überprüft. Er bietet Süßes wie gebrannte Mandeln an, aber auch Lebkuchenherzen mit Sätzen aus Zuckerguss wie „Ich liebe Dich“ oder „Gruß vom Schützenfest“.

Geschäft läuft bis 4 Uhr morgens

In Neuenfelde laufe das Geschäft auch schon einmal bis 4 Uhr morgens, sagt der Cadenberger. Die Altländer hätten es, im Gegensatz zu vielen anderen Schützenvereinen der Region, geschafft, dass ihr Fest „tief in der Dorfgemeinschaft verankert ist“, so Alfey.

Schützen- und Volksfest in Neuenfelde: Ein ganzer Ort macht Party

Das Fest sei vergleichbar mit dem Pfingstmarkt in Neukloster. „Es ist ein lebendiges Volksfest“, so der Schausteller, der in diesem Jahr unter anderem auf dem Hamburger Dom und Pfingstmarkt, aber auch auf vielen Festen in der Region stand beziehungsweise stehen wird. Er sagt: Neuenfelde könne Vorbild sein für andere. Drei Tage lang, von Freitag bis Sonntag, kann in Neuenfelde jeder Besucher auf die Bürgerscheibe schießen.

Bis zu 800 Kinder ziehen durch das Dorf

Es lohnt sich für die Schausteller, sagt Alfey. Nachmittags, abends und nachts sei auf dem Platz immer Betrieb. Allein das Publikum wechselt, von jung bis alt. Das sei kein Selbstläufer, sondern „harte Arbeit“.

Beim Kinderumzug laufen 600 bis 800 Kinder mit. „Wir binden alle Kindergärten und die Schule ein, alle Kinder und Eltern werden eingeladen“, erklärt Schwartau. In Gruppen geht es über den Festplatz. Nach dem Umzug (14.30 Uhr) wird am Freitag, 7. Juni, ab 15.15 Uhr auf dem Festplatz das Kinderschützenfest gefeiert, frühabends werden das Kinderkönigs- und das Prinzenpaar proklamiert. Die Feuerwehren begleiten die Festumzüge, es gibt einen eigenen Spielmannszug. Alle Vereine feiern mit.

Das sei die zweite Besonderheit des Festes: In Neuenfelde gebe es ein lebendiges Vereinsleben. 400.000 Euro hatten die Altländer in den Jahren 2017/2018 in die Modernisierung ihres im Jahr 1983 gebauten Schützenheims investiert. Aktuell baut Este 06/70 ein neues Vereinshaus.

Übungsschießen vor dem Schützenfest in Neuenfelde.

Übungsschießen vor dem Schützenfest in Neuenfelde. Foto: Vasel

471 Mitglieder zählt der Schützenverein, jedes Jahr würden im Schnitt 35 neue Mitglieder begrüßt. Auch sportlich laufe es. Die Altländer Sportschützen sind in der 2. Bundesliga aktiv. Basis sei eine gute Jugendarbeit.

Den Festplatz mit Altländer Tor und angrenzenden Sportstätten teilen sich die Schützen mit der Spielvereinigung Este 06/70 und dem Reitverein. Für das Sportzentrum auf Kirchenland sei 1977 die Vereinigung zur Förderung von Sport und Freizeit Neuenfelde e.V. gegründet worden. St. Pankratius ist Verpächter. Der Schützenkönig wird traditionell von einem Kirchenvertreter proklamiert.

Disco und Festball - für jeden etwas

Bis zu 1000 Besucher zieht es jeden Abend ins Festzelt. Bereits am Donnerstag feierten die Altländer hier nach dem Großen Zapfenstreich. Am Freitagabend steigt ab 20.30 Uhr die Party mit DJ Brüns - mit Musik der 1990er und 2000er Jahre. Am Sonnabend, 8. Juni, gibt es eine Disco mit DJ Nico Poleit. Traditionell endet das Schützenfest am Sonntag nach den Proklamationen mit dem Königsball für jedermann im Festzelt mit der Live-Band Chess (17.30 Uhr).

Damit jeder Besucher sich sicher fühlt, ist das Gelände eingezäunt. Es gibt Security. Doch nicht nur auf dem Festplatz wird gefeiert. Bereits am Mittwoch bauten die Offiziere die Königsburg für den scheidenden Schützenkönig Nils Tamke auf. Die Jungschützen feiern bei der Elbe-Obst-Halle.

Schmuck für Festplatz und Königsburg: Die Jungschützen haben Birken im Moor geschnitten.

Schmuck für Festplatz und Königsburg: Die Jungschützen haben Birken im Moor geschnitten. Foto: Vasel

Es ist Brauch, dass die Jungschützen die Birken im Moor schneiden, um Festplatz und Königsburg zu schmücken. König Tamke sagt: „Jeder bringt sich ein. Das ist Neuenfelde.“

Erfolgreicher Lichttest bei Gregers Alt-Wien.

Erfolgreicher Lichttest bei Gregers Alt-Wien. Foto: Vasel

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