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Serie von Schockanrufen: Bankangestellte entlarvt falschen Kollegen

Obacht vor falschen Polizeibeamten, Staatsanwälten oder Bankmitarbeitern! (Symbolbild)

Obacht vor falschen Polizeibeamten, Staatsanwälten oder Bankmitarbeitern. (Symbolbild) Foto: Britta Pedersen/zb/dpa

Eine Welle von Betrugsanrufen überrollt Ahlerstedt. Zudem fordert ein falscher Staatsanwalt viel Geld von einer 58-Jährigen im Kreis Cuxhaven. Rettung gibt es in letzter Sekunde.

Von Redaktion Freitag, 06.06.2025, 14:16 Uhr

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Landkreis Cuxhaven. Eine aktuelle Warnung kommt am Freitag von der Stader Polizei: Betrüger rufen im Bereich Ahlerstedt gezielt ältere Menschen an und geben sich als Polizeibeamte aus. Es werde eine Geschichte zu einem Raubüberfall in der Nähe erzählt. Ziel der Betrüger sei es, an Wertsachen und Bargeld zu gelangen. Die bislang gemeldeten Anrufe kamen von einer Rufnummer mit österreichischer Vorwahl (0043 / +43).

Ehemann ist in schweren Verkehrsunfall verwickelt? Betrug!

Am Donnerstag (5. Juni 2025) wurde auch der gesamte Kreis Cuxhaven von Schockanrufen und anderen Betrugsversuchen überzogen. Davon berichtet die Cuxhavener Polizei.

Die Kriminellen hätten sich als Polizeibeamte, Staatsanwälte oder Bankmitarbeiter ausgegeben. Sie versuchten über verschiedene Maschen, an hohe Geldbeträge zu kommen. „Glücklicherweise sind bisher keinerlei Schadenseintritte bekannt geworden“, sagt Stephan Hertz, Sprecher der Polizei in Cuxhaven.

Erneut vereitelte eine aufmerksame Bankangestellte einen Betrug. Ein falscher Staatsanwalt hatte in diesem Fall eine 58-Jährige angerufen. Die Masche des Schockanrufs: Ihr Mann habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Nun müsse eine hohe Kaution gezahlt werden, um eine Gefängnisstrafe abzuwenden.

Als die Frau das Geld abheben wollte, wies die Mitarbeiterin auf einen möglichen Betrug hin. Die 58-Jährige beendete daraufhin das Telefongespräch. Die Frau fand anschließend den Angaben nach heraus, dass ihr Mann keinen Unfall gehabt hatte.

Polizei: So decken Sie Betrugsmaschen auf

  • Beenden Sie solche Gespräche sofort.
  • Die Polizei, Staatsanwaltschaften und auch andere Behörden verlangen niemals nach einer Kaution. Diese existiert im deutschen Strafrecht nicht.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, fragen Sie gezielt nach, seien Sie misstrauisch.
  • Rufen Sie die echte Polizei.
  • Immer wiederkehrende Gespräche mit Freunden und Verwandten, gerade bei älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, helfen, diese oder andere Maschen nicht mehr zum Erfolg führen zu lassen.
  • Aufklärung und Sensibilisierung sind die Schlüssel.

Falscher Bankmitarbeiter bestellt 97-Jähriger Mietwagen

Bereits am Montag (2. Juni) wollten Betrüger einer Seniorin viel Geld abnehmen. „Eine 97-jährige Cuxhavenerin erhielt um die Mittagszeit einen Anruf eines angeblichen Bankmitarbeiters“, berichtet Polizeisprecher Stephan Hertz.

Der Kriminelle forderte die Seniorin auf, eine fünfstellige Bargeldsumme abzuheben. Seine Begründung: Es sei wieder vermehrt Falschgeld im Umlauf.

Der Mann bestellte der 97-Jährigen einen Mietwagen. Mit dem Auto fuhr die Frau zur Bankfiliale am Kaemmererplatz in Cuxhaven und wollte dort das Geld abheben.

Eine aufmerksame Mitarbeiterin handelte jedoch und informierte die Polizei. So konnte die Seniorin vor einem großen Schaden bewahrt werden.Trotz intensiver Fahndungsmaßnahmen konnte der Täter den Angaben nach nicht gestellt werden.

„Die Polizei und auch Geldinstitute überprüfen in dieser Form niemals Geld auf Echtheit“, erklärt der Polizeisprecher. Geldscheine, die sich bereits bei einem Geldinstitut befinden, würden durchgehend automatisiert überprüft.

Staderin überweist mehr als 25.000 Euro an falsche Polizisten

Auch im Landkreis Stade hat die Zahl der Betrugsversuche in den vergangenen Wochen zugenommen, teilt der Sprecher der Polizeiinspektion Stade, Rainer Bohmbach, mit.

Dabei wurden offenbar gezielt Senioren angerufen. „Die Anrufer geben sich dann als Polizeibeamte aus Stade, Buxtehude oder anderen Dienststellen aus“, sagt Bohmbach.

Die Betrüger gehen dabei immer nach derselben Masche vor: Angerufenen wird vorgegaukelt, dass nahe Angehörige einen schweren Unfall hätten und nun hohe Geldsummen als „Kaution“ fällig seien. Oder dass Einbrecher unterwegs seien und die Leute ihr Geld in bar an die „Polizei“ aushändigen oder überweisen sollen, damit dieses sicher überprüft werden könne.

Falsche Polizisten setzten Staderin unter Druck – Seniorin fährt mit dem Taxi zur Bank

Im Mai wurde eine 86-jährige Staderin Opfer dieser Betrugsmasche. „Die 86-Jährige wurde am Telefon derart unter Druck gesetzt, dass sie schließlich mit einem Taxi zur Bank gefahren war, um dort mehr als 25.000 Euro auf ein unbekanntes Konto der angeblichen ‚Polizei‘ zu überweisen“, berichtet der Stader Polizeisprecher.

Nach etwa einer Woche riefen die unbekannten Täter die Seniorin erneut an. Diesmal forderten sie eine noch höhere Summe von der Frau. Doch die Seniorin hatte Glück: In der Sparkassenfiliale schöpfte eine Angestellte Verdacht und informierte noch rechtzeitig die richtige Polizei, bevor das Geld überwiesen werden konnte.

„In vielen Fällen reagieren die Angerufenen genau richtig und lassen sich auf keine Gespräche ein“, sagt Bohmbach. Das rät er auch anderen Senioren, die vermeintlich von der Polizei oder Staatsanwaltschaft angerufen werden: „Reagieren Sie nicht auf derartige Anrufe. Beenden Sie das Gespräch und legen Sie einfach auf!“

Weitere Betrugsfälle in der Region

  • In Stotel ist eine Seniorin einem Betrüger auf den Leim gegangen. Mündlich war vereinbart worden, dass eine Person bei der 81-Jährigen handwerkliche Arbeiten auf dem Grundstück durchführen solle. Ein fünfstelliger Bargeldbetrag war angezahlt worden. Allerdings meldete sich die Person sich mehr. Arbeiten wurden nicht erledigt. Die 81-Jährige erstattete am Montag (26. Mai 2025) Anzeige bei der Polizei.
  • Eine weitere Seniorin wurde am 5. Mai in Bremervörde bestohlen. Ein Mann klingelte bei ihr und gab vor, ihre Heizung kontrollieren zu wollen. „Vermutlich ließ der falsche Handwerker die Haustür offenstehen, so dass ein Komplize die Wohnung unbemerkt betreten konnte, als sich die 88-Jährige mit dem falschen Handwerker im Keller befand“, berichtet Tobias Koch von der Rotenburger Polizei. Die Zeit habe der zweite Täter genutzt, um aus dem Schlafzimmer zwei Halsketten zu stehlen.
  • Unbekannte haben am 15. April einen 70-jährigen Stader bestohlen. „Die zwei haben an einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses im Richeyweg geklingelt und sich als Telekom-Mitarbeiter ausgegeben. Auch in diesem Fall hat ein Täter den Senior auf dem Flur abgelenkt, während der zweite Mann in die Wohnung geschlichen sei und dort mehrere Hundert Euro Bargeld und ein altes Mobiltelefon entwendet habe. Später am Tag scheiterten die Betrüger bei einem weiteren Versuch mit derselben Masche in der Stader Rosenstraße.

  • In Stade und Himmelpforten brachte ein Einschleichdieb Senioren kürzlich mit dem Trödel-Trick um mehrere Tausend Euro. Der unbekannte Mann erbeutete Schmuckschatullen samt Inhalt. Die Stader Polizei warnt ausdrücklich vor sogenannten Einschleichdieben, die unter Angabe von falschen Identitäten oder Auftraggebern versuchen, in Wohnungen und Häuser zu gelangen, um dort dann Diebstähle zu begehen. (pm/fe/set/vdb)
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