TZitterpartie für Melanie Reinecke – CDU nominiert Kai Seefried als Landrat
Beifall beim Kreisparteitag im Hollerner Hof: Landrat Kai Seefried soll 2026 erneut für die CDU ins Rennen gehen, Melanie Reinecke bleibt Kreisvorsitzende. Foto: Vasel
Dass Landrat Kai Seefried im Herbst 2026 erneut für die CDU ins Rennen geht, war klar. Die Kreisvorsitzende Melanie Reinecke hingegen musste beim Kreisparteitag zittern.
Hollern. Der Große Saal des Hollerner Hofs ist am Sonnabend bis auf den letzten Platz besetzt. Spannung liegt in der Luft. Im Vorfeld hatten die Kreisvorsitzende Melanie Reinecke aus Stade und ihr Gegenkandidat André Weseloh aus Drochtersen ihre Anhänger mobilisiert.
Bis auf den letzten Platz besetzt: Blick in den Saal des Hollerner Hofs beim Kreisparteitag 2025. Foto: Vasel
Frauen Union und Junge Union trommelten für Reinecke, während unter anderem Gerhard Hoffmann als Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) auf Kreis- und Bezirksebene und die Stader Gastronomin Sabrina Klapper für ihren MIT-Mitstreiter Weseloh warben. Letzterer hatte offenbar vor dem Kreisparteitag mehrere neue Mitglieder für die Partei gewinnen können. 201 stimmberechtigte Christdemokraten nehmen um 9.30 Uhr in der Wahlarena in Hollern ihren Platz ein.
Hollerner Hof wird zur Wahlkampfarena
Um 11.02 Uhr läutet Tagungspräsident Michael Eble das Duell um den Kreisvorsitz ein. Das Alphabet bestimmt die Reihenfolge. Die Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke (46) darf als erste an das Mikro treten. Jeder bekommt fünf Minuten.

Gemeinsam stark, heißt es auf einem Werbebanner der Kreis-CDU. Foto: Vasel
Die Staderin spielt ihre Karten aus. Reinecke verweist auf ihr Netzwerk auf Kreis- und Landesebene. Als Mitglied im Landesvorstand und des Landtags könne sie die Interessen der Region bis auf Landes- und Bundesebene tragen. In Hannover arbeite sie eng mit ihrer Buxtehuder Kollegin Birgit Butter zusammen. Sie stehe für das, was die Kreis-CDU ausmache: für Zusammenhalt und die Leidenschaft, die Heimat voranzubringen. „Heute geht es nicht nur um mich, sondern vor allem um die Kreis-CDU“, ruft sie den Parteimitgliedern zu.
Kandidaten fordern mehr Geschlossenheit
Die Partei dürfe keinen Schaden nehmen. Es dürfe „keine Gräben“ geben, die später nicht mehr geschlossen werden könnten. Vor der Kommunalwahl 2026 und der Landtagswahl 2027 gelte es, Geschlossenheit zu zeigen. Die werteorientierte Union brauche jemanden, wie sie, der Brücken baut - zwischen den Verbänden und den Generationen.
Eine „rhetorisch ausgefeilte Rede“ werde er nicht halten, sagt der Drochterser André Weseloh (44) gleich zu Beginn. Denn der frühere Wirtschafts- und Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) habe ihm einmal gesagt: „Versuche nicht zu staatsmännisch und zu steif zu wirken. Das bist du nicht.“ Er sei angetreten, „die AfD kleinzumachen“, sagt Weseloh. Das werde allerdings nicht gelingen, wenn die CDU weiterhin „links-grüne Politik“ betreibe, so der Inhaber einer Filmtieragentur.
Notwendig seien mehr Austausch, Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit. Der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands Drochtersen verweist auf sein erfolgreiches Wahlkampfteam. Bei Wahlen sollten die Ortsverbände nicht mehr ihr eigenes Süppchen kochen. Die Partei müsse im Netz präsenter werden - auch, um der AfD das Feld der Sozialen Medien nicht mehr zu überlassen.
Stehende Ovationen für Reinecke
Die Mitglieder schreiten im Kleinen Saal an die Urne. Dann beginnt die Auszählung. Melanie Reinecke sitzt in der ersten Reihe, sie wirkt angespannt. Reinecke schließt die Augen.

Angespannt: Melanie Reinecke vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses beim Kreisparteitag 2025 im Hollerner Hof. Foto: Vasel

Erleichtert: Melanie Reinecke nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses beim Kreisparteitag 2025 im Hollerner Hof. Foto: Vasel
Tagungspräsident Michael Eble verkündet um 11.35 Uhr das Wahlergebnis. 125:72 Stimmen, teilt Eble mit. Reinecke lächelt. Sie wirkt befreit. Ihre Anhänger triumphieren.

Kreisvorsitzende Melanie Reinecke behält ihr Amt als CDU-Kreisvorsitzende. Foto: Vasel
Stehende Ovationen. Weseloh gratuliert ihr kurz und knapp zum Sieg und verschwindet im Saal. In diesen Minuten ist er noch stellvertretender Kreisvorsitzender.
Weseloh-Lager nach Reinecke-Sieg am Boden zerstört
Seinen Anhängern steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Die ersten verlassen den Saal.

André Weseloh aus Drochtersen unterliegt bei der Wahl zum Kreisvorsitzenden. Foto: Vasel
Silja Köpcke (Jork), Niels Kohlhaase (Buxtehude) und Horst Wilkens (Wischhafen) werden als stellvertretende Vorsitzende auf den Schild gehoben. Das Weseloh-Lager bleibt ohne Posten. Ortsverbandsvize Philipp Röndigs aus Drochtersen und Petra Timmann aus Stade kandidieren nicht mehr für den Vize-Posten, MIT-Chef Gerhard Hoffmann will nicht mehr Schatzmeister werden und überlässt Dr. Tobias Gorniak aus Apensen das Feld.
Und Sabrina Klapper wird nicht Digitalbeauftragte, diesen Posten übernimmt Sven Ehlerding aus Buxtehude. Schriftführerin bleibt Birte Gütersloh aus Buxtehude. Selbst als Beisitzer will sich Weseloh nicht weiter im Kreisvorstand einbringen: „Es bringt nichts.“ Er werde sich jetzt auf MIT und Drochtersen konzentrieren.
CDU nominiert Landrat Kai Seefried einstimmig
Eigentlich sollte der Parteitag allein als Kai-Seefried-Festspiele in die Partei-Annalen eingehen. Immerhin: Zum Schluss zeigt die CDU kurz vor 14 Uhr doch noch die Geschlossenheit, die Gerd Dehmel als Vorsitzender der CDU Lühe als Gastgeber mit seinem Appell zur Einigkeit zu Beginn gefordert hatte.

Applaus für Landrat Kai Seefried nach der Nominierung. Foto: Vasel
Landrat Kai Seefried soll im September 2026 erneut für seine Partei ins Rennen gehen. 154 Ja-Stimmen. 100 Prozent. 2021 hatten ihn bei der Nominierung im Stadeum in Stade „nur“ 96 Prozent unterstützt. Landeschef Sebastian Lechner gibt den Kurs vor: Die CDU soll stärkste Kraft bei der Kommunalwahl 2026 werden und ein Jahr später Rot-Grün bei der Landtagswahl ein Ende bereiten.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.