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T Elbkliff-Wanderweg: 130.000 Jahre Geschichte in vier Stunden

Blick vom Hanfberg bei Agathenburg in die Marsch: Dieser ist eine Station des 16 Kilometer langen neuen Elbkliff-Wanderwegs zwischen Horneburg und Stade.

Blick vom Hanfberg bei Agathenburg in die Marsch: Dieser ist eine Station des 16 Kilometer langen neuen Elbkliff-Wanderwegs zwischen Horneburg und Stade. Foto: Vasel

Der Elbkliff-Wanderweg zwischen Horneburg und Stade ist fertig. Auf 16 Kilometern können die Ausflügler jetzt durch 130.000 Jahre Erdgeschichte wandern - in knapp vier Stunden. Das bietet der 15. Wanderweg in der Samtgemeinde Horneburg.

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Von Björn Vasel
Dienstag, 09.04.2024, 21:39 Uhr
Eigentlich sollte der Elbkliff-Wanderweg bereits im Oktober 2023 eingeweiht werden. Doch ein Feuer bei dem mit der Herstellung beauftragten Unternehmen in Beckdorf verzögerte das Aufstellen der Schilder. Mittlerweile stehen die Bänke, Wegweiser und Informationstafeln entlang des 16 Kilometer langen Wanderwegs zwischen den Bahnhöfen Horneburg und Stade.
Blick auf die Wegweiser.

Blick auf die Wegweiser. Foto: Vasel

Horneburg, Dollern, Agathenburg und Stade beteiligten sich finanziell - mit jeweils bis zu 13.500 Euro. Die Kommunen hatten das Projekt im Jahr 2021 gemeinsam auf den Weg gebracht. Agathenburg reichte den Förderantrag ein. Niedersachsen bewilligte die Förderung aus EU-Mitteln. Ursprünglich sollten 132.000 Euro in das Projekt fließen. Davon hatten sich die vier Kommunen 70.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums beziehungsweise dem Unter-Programm für die Entwicklung im ländlichen Raum (Pfeil) sichern können. Im Mai vergangenen Jahres strich Agathenburg aufgrund der Kostenexplosion eine geplante Attraktion des Wanderwegs: den Umbau eines alten Silos zum Aussichtssturm. Das hätte knapp 48.000 Euro gekostet, rund 33.000 Euro mehr als geplant.

Geschichte und Natur erleben

Der neue Weg wird bereits eifrig genutzt. Davon zeugen die Einträge in einschlägigen Internetforen. Wanderer geben dem Weg gute Noten. Die Route entspricht offenbar ihren Wünschen. Das zeigt auch ein Blick in eine neue Studie, die die BTE Tourismus- und Regionalberatung mit dem Deutschen Wanderverband veröffentlicht hat. Demnach bevorzugen 68 Prozent die „leichten Wanderungen in flachem Gelände mit geringen Steigungen“. Der neue Elbkliff-Wanderweg soll den unmittelbaren räumlichen Wechsel zwischen Geest, Moor und Marsch erlebbar machen, der sich durch einen klippenartigen Höhenanstieg von etwa 20 Metern und mehr darstellt. Fast 130.000 Jahre Erdgeschichte - von der Eiszeit bis heute - können auf Schusters Rappen durchwandert werden. So steht das Agathenburger Schloss auf Geschiebemergel und Sand aus der Saale-Eiszeit. Die in das Elbkliff, sprich den Geestrand, eingeschnittenen Kerbtäler sind mit ihren Bächen und Teichen sowie ihren Quell- und Bruchwäldern wertvoller Lebensraum für Flora und Fauna.
Bänke laden zur Rast ein, Info-Tafeln bieten Wissenswertes für Geschichts- und Naturliebhaber.

Bänke laden zur Rast ein, Info-Tafeln bieten Wissenswertes für Geschichts- und Naturliebhaber. Foto: Vasel

Immer wieder laden Aussichtspunkte zur Rast ein - etwa am Hanfberg in Agathenburg. Dort haben Ausflügler einen guten Blick auf das zehn Kilometer breite Urstromtal der Elbe. Vor 14.000 Jahren lauerten hier die Steinzeitmenschen auf die Rentiere. Doch auch die dunklen Seiten der Geschichte fallen nicht unter den Tisch. Im Zweiten Weltkrieg bauten die Nazis hier eine Flugabwehr-Stellung, Bombenangriffe der Alliierten auf Hamburg sollten verhindert werden. Nach Kriegsende kamen in den Wehrmachtsbaracken die Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten unter. Die Bevölkerung Agathenburgs wuchs von 358 im Jahr 1939 auf 760 Einwohner im Jahr 1946. Davon lebten 160 in den Unterkünften der Flakstellung. Im Zuge des Barackenräumprogramms 1960 bis 1967 zogen weitere Flüchtlinge in feste Häuser um.
Zukunftsmusik: Das Silo an der Eisenbahnstrecke bei Agathenburg könnte zu einem Aussichtsturm werden.

Zukunftsmusik: Das Silo an der Eisenbahnstrecke bei Agathenburg könnte zu einem Aussichtsturm werden. Foto: Vasel

Verständnis für den Naturschutz fördern.

Verständnis für den Naturschutz fördern. Foto: Vasel

Doch auch das Naturerlebnis ist ein Ziel des Projekts. Am alten Futtersilo in der Nähe des Bahnhofs wird ein Öko-Ausgleichsprojekt für den A-26-Bau und die Airbus-Erweiterung erläutert - zur Förderung des Weißstorchs durch extensive Beweidung von Wiesen im Moor mit Galloways. Das Futtersilo des Wilkens-Hofs, der 1880 der Eisenbahn weichen musste, soll langfristig zum Aussichtsturm umgebaut werden. Mit dem Elbkliff-Wanderweg gibt es jetzt 15 Wege in der Samtgemeinde Horneburg. Auf www.horneburg.de gibt es einen Flyer mit Karten zum Herunterladen.
15 Wanderrouten bietetet die Samtgemeinde Horneburg.

15 Wanderrouten bietetet die Samtgemeinde Horneburg. Foto: Samtgemeinde Horneburg

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