TDarum stinkt es so gewaltig am Agathenburger Schloss

Blick auf den großen Teich im Park von Schloss Agathenburg: Die beiden Teiche stinken zum Himmel und sollen 2024 geräumt werden. Foto: Vasel
Als der steinreiche Graf Hans Christoph von Königsmarck 1655 das Schloss erbaute, gönnte sich der Adlige einen Lustgarten. Doch: Die Fischteiche stinken heute zum Himmel. Das soll sich für Anwohner und Besucher ändern.
Agathenburg. Die Teiche liegen im waldartigen Park von Schloss Agathenburg - eingebettet in die bereits in der Weichsel-Eiszeit vor 15.000 Jahren entstandene Landschaft. Dieser war ab 1921, nach dem verheerenden Schlossbrand von 1920, ganz im Geist der Reformzeit neu konzipiert worden.
Seit 2020 setzt der Kreis den Landschaftspark wieder in Szene. Die Sichtachsen vom Schloss in die Marsch und den Park wurden wiederhergestellt. Der Blumengarten der Landschaftsarchitekten Rose und Gustav Wörner (1986/1987) - Gartendenkmal und Reminiszenz an die verschwundenen Renaissance- und Barock-Gärten - wurde saniert. Bereits 2018 konnte die Holzbrücke zur Insel im großen Teich erneuert werden.
Der Park ist - nicht erst seit der Corona-Zeit - beliebtes Ausflugsziel. Schloss, Park und Zeitenpfad mit acht Stationen durch die (Erd-)Geschichte ziehen Ausflügler und Touristen an. Im Frühjahr/Sommer entstehen Hochzeitsfotos auf der Insel. Diese wird auch als Bühne für Konzerte und als Ort für Kunstinstallationen genutzt. Die Besucherzahlen steigen laut Stiftung stetig und „liegen über der Vor-Corona-Zeit“. „Auch der Park erfreut sich großem Interesse“, sagte Ruth Meyer von der Kulturstiftung Schloss Agathenburg. Doch der Geruch sei ein Problem.
4000 Tonnen Schlamm müssen raus aus den Teichen
Auch deshalb will der Kreis Stade den großen und kleinen Teich oberhalb der Bahn im nächsten Jahr entschlammen. Im Kreishaushalt 2024 soll die Maßnahme berücksichtigt werden.120.000 Euro will der Kreis beisteuern. Die Kulturstiftung Schloss Agathenburg will Fördergelder einwerben, so Vorstand Ruth Meyer. Im Vorfeld sind bereits Gutachten erstellt worden, sagt Kreisbaurätin Madeleine Pönitz. In den vergangenen Jahrzehnten ist der bis zu sieben Meter tiefe Teich verschlammt - vor allem durch starken Laub-Eintrag.
Insbesondere im Sommer stinkt es durch den Fäulnisschlamm am Grund der Gewässer zum Himmel. Vor dreißig Jahren waren die Teiche zuletzt geräumt worden. Jetzt müssen 4000 Tonnen Sediment raus. Im großen Teich liegen 4700 Kubikmeter. Im oberen kleineren Teich rechnen die Fachleute laut Meyer mit 2400 Kubikmetern. Wertvolle Lebewesen werden durch die Ausbaggerung nicht bedroht, zitiert der Geschäftsführende Vorstand die Gutachter.
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Allerdings liegen die Schadstoffwerte „ein Mµ über den Vorsorgewerten“, so die Geschäftsführerin der Stiftung mit Blick auf die Sulfatwerte aus der Schadstoffuntersuchung. Deshalb dürfe der Schlamm nicht im Ort auf den Feldern der Raisa ausgebracht werden. Das Sediment werde andernorts deponiert. Im Bereich der Mauer soll es auf Lkw verladen und abtransportiert werden. Einen Termin gebe es noch nicht. Der Kreis-Etat muss erst genehmigt sein. Damit Bagger arbeiten können, müssen die Teiche abgelassen werden. Das Quellwasser soll über Graben und Rohr ins Moor abgeleitet werden.
Teiche lieferten Eis und Fisch für die Königsmarcks
Die Teiche dürften bereits zu Zeiten des Generalgouverneurs der schwedischen Herzogtümer Bremen und Verden, Graf Hans Christoph von Königsmarck (1600-1663), im Jahr 1655 beim Bau seiner Residenz angelegt worden sein. „Im Winter wurde der Schacht des Eiskellers des Schlosses mit dem aus den Teichen herausgesägten und -gehackten Eis gefüllt - zur Kühlung der Speisen und Getränke im Sommer“, sagt Kreisarchäologe Daniel Nösler.

Auf der Zeichnung von Jürgen Christian Findorff von 1776 sind noch der „Renaissance/Barock“-Garten (oben) und der große Teich (rechts) zu sehen. Foto: Staatsarchiv Stade
Die Teiche, einst eine Einheit, sind auf einer Zeichnung des Moorkolonisatoren Jürgen Christian Findorff von 1776 zu sehen. Sein „Special-Plan“ wird heute im Staatsarchiv Stade bewahrt. Seinerzeit gab es einen Barockgarten mit künstlichen Wasserläufen sowie Nutz- und Zierpflanzen im Moor. Dieser wurde im 19. Jahrhundert in Weideland umgewandelt. Unmittelbar am Schloss lag zu Königsmarcks Zeiten nur ein Küchengarten.
Weitere Sanierungsarbeiten auf dem Schlossgelände
Doch nicht nur den Park haben Kreis und Stiftung im Blick. Teile der Gefache des Pferdestalls sind erneuert worden, Fenster sollen folgen.

Kreisbaurätin Madeleine Pönitz und Hausmeister Malte Silkenstedt werfen einen Blick auf die sanierten Gefache des Pferdestalls am Schloss Agathenburg. Foto: Vasel
Die Kulturstätte soll 2024 für 40.000 Euro mit LED-Beleuchtung ausgestattet werden. Die Stiftung - der Zuschuss wird wegen der Inflationsformel auf 599.000 Euro erhöht - profitiert von der Vermietung. Damit nicht genug. Für 335.000 Euro ist ein Ex-Wirtschaftsgebäude umgebaut worden.

Blick auf das umgebaute „Niedersachsenhaus" am Schloss Agathenburg. Foto: Vasel
Das Niedersachsenhaus dient als Lager und Hausmeisterbüro. Die Bezeichnung geht auf den früheren Schlossherrn Hans zum Felde (1883-1969) zurück, der der welfischen Bewegung angehörte. Jedes Gebäude trug bei ihm einen Namen. Zum Felde stellte der Niedersächsischen Landespartei/Deutschen Partei um den späteren Ministerpräsidenten Heinrich Hellwege aus Neuenkirchen zeitweise Räume. Eine Info-Tafel soll folgen.