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TBUND klagt: Stader LNG-Terminal ist zu riskant und umweltschädlich

Das schwimmende LNG-Terminal ist bereits da: Die Klage des BUND bezieht sich auf das landseitige Terminal, das auf der Fläche weiter oben im Bild oben entstehen soll.

Das schwimmende LNG-Terminal ist bereits da: Die Klage des BUND bezieht sich auf das landseitige Terminal, das auf der Fläche weiter oben im Bild oben entstehen soll. Foto: Martin Elsen

Der BUND in Niedersachsen klagt gegen die Genehmigung für das feste LNG-Terminal, das im Stader Industriegebiet Bützflethersand entstehen soll. Am Mittwoch schob der Landesverband die Begründung nach. Der BUND sieht „gravierende Verstöße“.

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Von Lars Strüning
Mittwoch, 22.05.2024, 18:06 Uhr

Stade. Der BUND Landesverband Niedersachsen hat am Mittwoch die Klagebegründung gegen die bundesimmissionsschutzrechtliche Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb des ersten festen LNG-Terminals in Stade eingereicht. Darin kritisiert der Umweltverband gravierende Verstöße gegen nationale und internationale Klimaziele, erhebliche sicherheitsrelevante Fehler und unzureichende Nachweise zur Umrüstbarkeit. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) unterstützt den BUND Niedersachsen in diesem Rechtsstreit.

Niedersachsen will 2040 klimaneutral sein

„Durch den Bau des ersten festen, landseitigen LNG-Terminals in Stade werden fossile Infrastrukturen für die nächsten Jahrzehnte zementiert“, sagt Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen. Der geplante Betrieb des LNG-Terminals bis Ende 2043 stehe im krassen Widerspruch zu den Plänen des Landes Niedersachsen, bis 2040 klimaneutral zu sein.

Hinzu komme, dass der gesetzlich geforderte Nachweis zur Umrüstbarkeit des Terminals auf klimaneutrale Gase wie grüner Wasserstoff (H2) oder Ammoniak fehle. Der von der Politik gern zitierten „H2-Readiness“ fehle eine belastbare Grundlage. Gerstner: „ Damit wird eine klimaverträgliche Umnutzung der Terminals auf den St. Nimmerleinstag verschoben.“

Laut LNG-Beschleunigungsgesetz (LNGG) dürfe eine Genehmigung nur erteilt werden, wenn der Antragsteller nachweist, dass die Anlage bis spätestens 1. Januar 2044 so umgerüstet werden kann, dass sie für verflüssigten Ammoniak nutzbar ist. Diese Nachweise belastbar zu erbringen, blieben Antragsteller und Genehmigungsbehörde jedoch schuldig, kritisiert der BUND.

Ammoniak - toxischer Gefahrenstoff

Weder die Eignung von Anlagenteilen und Materialien für Ammoniak wurde belegt, noch wurden Gefährdungsszenarien wie Lecks ausreichend geprüft, so der BUND in einer Pressemitteilung von Mittwoch. Dies sei jedoch zwingend notwendig, flüssiger Ammoniak sei ein Gefahrenstoff mit akuter Toxizität für Wasserorganismen, gleichzeitig lägen im Umfeld der geplanten Anlage geschützte Gewässerlebensräume von internationaler Bedeutung wie das FFH-Gebiet Unterelbe „mit hoch sensiblen und gefährdeten Fischarten“.

Darauf reagierte gestern Abend Projektentwickler HEH (Hanseatic Energy Hub). „Das Konzept für die Ammoniak-Umstellung wurde im Rahmen des Genehmigungsverfahrens von der Bundesanstalt für Materialwesen geprüft und bestätigt“, teilte eine Sprecherin mit. Damit sei sichergestellt, dass alle relevanten Aspekte vorüberlegt wurden. Vor der tatsächlichen Umstellung der Tanks müssten später zusätzliche Genehmigungen eingeholt werden, für die nun die detaillierten Normen und technischen Regeln erarbeitet würden.

Zudem kritisiert der BUND, dass die Angaben zu notwendigen Sicherheitsabständen ohne Detailkenntnisse getroffen worden seien und auf Schätzungen anstatt auf Berechnungen beruhten.

Schiffshavarie hätte „katastrophale Folgen“

Ebenso werden „die katastrophalen Folgen“ unterschätzt, die durch Schiffshavarien auf der Elbe durch zunehmende Sturmfluten und steigende Tide-Flutwasserstände für das Terminal, den Industriebereich und die nahe gelegenen Schutzgebiete entstehen könnten.

BUND und DUH beanstanden außerdem, dass mit der Errichtung des festen Terminals eine fossile Überkapazität erreicht wird. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Der Erdgasverbrauch sinkt immer weiter.“ Dennoch solle mit dem LNG-Terminal in Stade neue Infrastruktur für den Import von Erdgas gebaut werden.

Außerdem soll ein Großteil der Importe aus Fracking-Feldern in den USA kommen. Das LNG-Terminal stärke also „die zerstörerische US-Fracking-Industrie“, die Umwelt- und Gesundheitsschäden im Süden der USA verursache.

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