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TBar, Cafés, Restaurants: Das ändert sich in der Gastronomie in Buxtehude

Der Burgerladen Waschbar 60 Grad verlässt den Standort Am Geesttor und zieht um.

Der Burgerladen Waschbar 60 Grad verlässt den Standort Am Geesttor und zieht um. Foto: Sulzyc

Eine Bar schließt, ein Bäcker zieht um und ein Café eröffnet: Gastronomen prägen zunehmend das Bild in der Buxtehuder Altstadt. Auch Stackmann plant etwas in dieser Richtung.

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Von Thomas Sulzyc,
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Von Karsten Wisser
Samstag, 18.01.2025, 18:20 Uhr

Buxtehude. Eine Branche macht sich in der Buxtehuder Innenstadt schneller breit als alle anderen: die Gastronomie. Zumindest bei den 19 Ladeneröffnungen und Besitzerwechseln im vergangenen Jahr im Zentrum und an der Hauptstraße in Altkloster entfielen sieben auf Angebote mit Essen und Trinken.

Damit hat die Gastronomie die Nase knapp vorne vor insgesamt sechs Einzelhandelseröffnungen. Dahinter folgen vier Veränderungen bei Dienstleistern und zwei im Handwerk.

Diese Zahlen hat die Wirtschaftsförderung der Stadt Buxtehude ermittelt. „Die Sortimente Textilien und Lederwaren sind auf dem Rückzug“, sagt Wirtschaftsförderin Kerstin Maack.

Hilfe für Händler: Zwei Vermieter senken Mieten

Aber Buxtehude habe ein Alleinstellungsmerkmal, das die Innenstadt von vielen anderen vergleichbar großen Städten unterscheide. Das seien die vielen selbstständigen Textilhändler, die sich zusätzlich zum Modehaus Stackmann etabliert haben. Einzelne einheimische Eigentümer helfen Fachgeschäften: Ihr seien zwei aktive Eigentümer bekannt, die Mieten gesenkt haben, um den Einzelhandel zu erhalten, sagt Maack.

Leerstand sei kein Problem in Buxtehude. „Wir haben eine sehr unterdurchschnittliche Leerstandsquote von 1,42 Prozent“, sagt die Wirtschaftsförderin. Eine Quote von drei bis fünf Prozent gilt noch als gesund.

Fabian Stackmann ist Geschäftsführer es Modehauses Stackmann.

Fabian Stackmann ist Geschäftsführer es Modehauses Stackmann. Foto: Sulzyc

Den Trend zu mehr Gastronomie in der Innenstadt bestätigt auch Buxtehudes wichtigster Einzelhändler: Seit vielen Jahren wachse der Anteil von Gastronomie, sagt Fabian Stackmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Modehauses. Die Erklärung des Experten: Menschen suchten Innenstädte auf, um andere Leute zu treffen. Zentren erfüllten eine soziale Funktion. „Und dabei spielen Essen und Trinken eine wichtige Rolle“, so Fabian Stackmann.

Stackmann plant für 2026 neue Außengastronomie

Das Modehaus hat darauf mit dem eigenen Restaurant reagiert, neuen Abteilungen im Kaufhaus, die Kochwelt und Genusswelt heißen. Und das ist noch nicht das Ende: „Wir arbeiten an einem Konzept, das Außengastronomie zur Fußgängerzone hin vorsieht“, sagte Fabian Stackmann im Gespräch mit dem TAGEBLATT. 2026 soll es soweit sein. Weitere Details nennt er aber noch nicht.

Die Backsau übernimmt Teefachgeschäft

Sichtbarer als bisher präsent in der Innenstadt ist der Buxtehuder Bäckereibetrieb Backsau. Aus dem Modehaus Stackmann ist Bäckermeister Sascha Schäfer ausgezogen und hat in der vergangenen Woche seine Verkaufsstelle in einem leerstehenden früheren Teefachgeschäft am Rand der Altstadt eröffnet.

Mit seinen Brotkreationen ist Brotsommelier Sascha Schäfer seit diesem Monat jetzt auch in einem Ladengeschäft am Rand der Altstadt vertreten.

Mit seinen Brotkreationen ist Brotsommelier Sascha Schäfer seit diesem Monat jetzt auch in einem Ladengeschäft am Rand der Altstadt vertreten. Foto: Sulzyc

Deutlich kürzere Öffnungszeiten als bisher, was für das Personal attraktiv sein soll, sind ein Grund dafür. Sichtbar an der Straße zu sein und von Laufkundschaft zu profitieren, ist ein anderer. „Ich erhoffe mir von der Filiale, dass wir den Umsatz und damit den Gewinn erhöhen“, sagte Sascha Schäfer am Eröffnungstag dem TAGEBLATT.

Makler, die mit der Vermittlung von leerstehenden Ladenflächen in der Buxtehuder Innenstadt beauftragt sind, sagten dem TAGEBLATT: Zurzeit zeigten meist gastronomische Betriebe Interesse.

Ein Beispiel ist das frühere Ladengeschäft des Juweliers Luttmer in der Fußgängerzone. Es gehe in Richtung Gastronomie, sagte Winfried Lux von der Immobilienagentur Dr. Wentzel dem TAGEBLATT. Interessenten erwägen demnach die Eröffnung einer Bäckerei oder eines Cafés. Erkundigt hätten sich keine Ladenketten, sondern ortsansässige Unternehmen, die über eine zusätzliche Filiale nachdenken.

Dieses beliebte Restaurant zieht in den Bierbaum

Wenn sich etwas in der Gastronomie-Szene in der Innenstadt ändert, ist das auch schnell ein großes Thema in der Szene. Neuen Gesprächsstoff liefert diesmal Julia Simon-Wetzel. Die Gastronomin betreibt das Burger-Restaurant Waschbar 60 Grad in Buxtehude in der Straße Am Geesttor. Dort ist sie seit 2016 beheimatet.

Vorher hatte sie ihren Gastronomiebetrieb, in dem auch Wäsche gewaschen werden konnte, ab 2014 in der Bahnhofstraße. Im jetzigen Standort war die Kneipe Rebels Choice zu Hause, bevor sie mit der Zwischenstation Ostfleth in die Fischerstraße umgezogen ist.

Julia Simon-Wetzel in der ersten Waschbar 60 Grad in der Bahnhofstraße.

Julia Simon-Wetzel in der ersten Waschbar 60 Grad in der Bahnhofstraße. Foto: TAGEBLATT Archiv

„Ja, es stimmt, ich gehe hier Ende des Jahres raus“, sagt Julia Simon-Wetzel auf Nachfrage. Die Fans ihrer Küche brauchen sich aber keine Sorgen zu machen, sie zieht nur innerhalb der Innenstadt um. Julia Simon-Wetzel geht in den legendären Bierbaum am Westfleth. Die Kultkneipe wird seit 2021 von ihrem Mann Dennis Wetzel betrieben. Sie haben das Gebäude in der Corona-Zeit gekauft.

Der Burgerladen Waschbar 60 Grad verlässt den Standort Am Geesttor und zieht um.

Der Burgerladen Waschbar 60 Grad verlässt den Standort Am Geesttor und zieht um. Foto: Sulzyc

„Im Bierbaum soll es wieder Essen geben“, sagt Julia Simon-Wetzel. Sie wird die Burger-Karte mitnehmen und auch andere Kleinigkeiten anbieten. Beide Namen - Waschbar und Bierbaum - sollen erhalten bleiben. Die Waschbar ist nicht nur für Burger bekannt. Seit elf Jahren gibt es dort eine Plattenbörse mit dem Titel Vinyl für alle zusammen mit dem Plattenladen Isovinyl. Nächster Termin für die Plattenbörse ist der 14. Februar (17 Uhr).

Von Wunderbar bis Opi: Bierbaum wird Museum

Und für die ehemalige Kneipengänger-Szene gibt es im Bierbaum einen emotionalen Anlaufpunkt. „Wir planen eine Art Museumskneipe“, sagt Julia Simon-Wetzel. Im Bierbaum gibt es schon Stücke aus früheren Kneipen. Nächstes Jahr kommen weitere dazu. Klangvolle Namen wie das Opi, die Wunderbar, die alte Waschbar und das Comeback werden im Bierbaum ein zweites Kneipenleben bekommen.

Gastromeile Ritterstraße: Zwei Cafés, ein Restaurant und demnächst das wiedereröffnete Din Hau beleben die Altstadtgasse.

Gastromeile Ritterstraße: Zwei Cafés, ein Restaurant und demnächst das wiedereröffnete Din Hau beleben die Altstadtgasse. Foto: Wisser

Zur Gastronomiemeile entwickelt sich die Ritterstraße in der Altstadt. Zwei nebeneinander liegende Cafés buhlen um Gäste: das La Dolce Vita und das Café Docé, das im vergangenen Jahr im Gebäude der früheren Wunderbar eröffnet hat. Das Restaurant Märchenhaft liegt ihnen gegenüber. In ein ehemaliges Nagel- und Kosmetikstudio wird der asiatische Lieferdienst Din Hau einziehen.

Innenstädte müssen sich neu erfinden. Denn Experten gehen davon aus, dass die Besucherzahlen schrumpfen werden. Das gelte gleichermaßen für die großen Städte in Niedersachsen, für kleinstädtisch geprägte und auch ländliche Räume, heißt es in der Zentrenstudie Niedersachsen und Bremen 2024 der Cima Beratung und Management. Das Unternehmen ist auf Analysen für die Zukunft von Städten, Gemeinden und Regionen spezialisiert.

Umfrage: 15 Prozent besuchen Zentren gar nicht mehr

Was lockt Menschen künftig in die Innenstädte? In seiner Untersuchung hat die Cima in Niedersachsen und Bremen 1700 Menschen befragt. Ein Ergebnis demnach: Zentrumsbesuche verlieren offenbar an Bedeutung. Laut der Umfrage wollen im Elbe-Weser-Raum 15 Prozent der befragten Personen zukünftig Zentren gar nicht mehr besuchen und 38 Prozent seltener.

In den eher ländlich bis kleinstädtisch geprägten Regionen in Niedersachsen steht das Shopping noch auf Platz 1.

Zentrenstudie Niedersachsen und Bremen

Wie sich Innenstädte verändern, beschreibt die Cima in ihrer Studie so: „In den eher ländlich bis kleinstädtisch geprägten Regionen in Niedersachsen steht das Shopping noch auf Platz 1 der in die Zentren lockenden Angebote. Knapp verfolgt von der Gastronomie und dem Bummeln, die die vorderen Plätze eingenommen haben.“

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war die Plattenbörse für den 17. Februar angekündigt. Wir haben den Fehler korrigiert.

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