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Fußball

TBei D/A-Sieg: Wulffs Podcast-Prophezeiung wird wahr

 Jorik Wulff jubelt und streckt dabei seinen rechten Zeigefinger nach oben.

Tor für D/A, lange Gesichter beim HSC: Jorik Wulff bejubelt das 2:0. Gegen Hannover gelang ihm ein lupenreiner Hattrick. Foto: Struwe

D/A bleibt nach dem fünften Sieg oben dran. Dreimal in „bombastischen“ 30 Minuten reißt es die Fans aus den Sitzschalen. Danach kommt vom Favoriten nicht mehr viel.

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Von Thies Meyer
Donnerstag, 28.08.2025, 16:44 Uhr

Drochtersen. „Kurze Ecke, langes Gesicht vom Keeper.“ Jorik Wulff verriet im D/A-Podcast einen Tag vor dem Spiel gegen Aufsteiger HSC Hannover seinen Lieblingsspruch - so schenkt er dem Gegner am liebsten einen ein. Am Mittwochabend in Minute 15 passierte genau das.

Nach einer Plautz-Ecke köpft Liam Giwah an die Latte. Hannover klärt, Maximilian Geißen macht die Situation wieder heiß. HSC-Keeper Bastian Fielsch faustet Geißens Rebound zu Wulff, der ihn runterpflückt und mit dem zweiten Kontakt abschließt. In die kurze Ecke. Der Keeper zieht ein langes Gesicht.

Was Wulff so leicht aussehen ließ, hatte eine Tücke. „Das schwerste war der erste Kontakt. Der kann leicht verspringen“, sagt er. Wulffs Annahme ist einwandfrei, der Rest Formsache: „Den muss ich auch machen.“

Wulff schnürt Hattrick nach Schockmoment

Viele D/A-Fans bleiben nach Abpfiff und interessieren sich für die Worte von Trainer Oliver Ioannou und Präsident Rigo Gooßen, der von einer „Weltklasse“-Anfangsphase spricht: „Und jetzt ratet mal, wen ich zum Spieler des Spiels mache“, sagt Gooßen. „Joooriiik“, skandieren einige und schauen zur Spielerbank. Irgendwo da steht ihr Hattrickheld.

Rigo Gooßen.

Rigo Gooßen sagte nach dem Spiel: „Die ersten 15 Minuten waren Weltklasse. Da brauchen wir nicht zu diskutieren. Wie wir da gespielt haben, das ist für ein Heimspiel richtig, richtig gut.“ Foto: Struwe

Drei Tore schaffte er im Herrenbereich noch nie, in der Jugend schon - wann das war, kann er sich nicht erinnern. Gegen Hannover begannen die Wulff-Festspiele mit seinem Tor vom Punkt in der fünften Minute. Bruder Jannes holte den Elfmeter raus. „Wenn Jannes schießen will, schießt er“, sagt Jorik Wulff. Der fühlte sich aber nicht treffsicher.

Einen Tag nach dem Spiel trägt der Matchwinner eine Schiene um seinen rechten Fuß. Zwischen dem 2:0 und 3:0 schockte eine Szene Wulff und die Zuschauer: Wulff lag am Boden. „Der Rasen ist unter meinem Schuh weggerutscht“, sagt er. Mehrmals in seiner Karriere verletzte er sich am Außenband. Doch er setzte seine Gala gegen Hannover fort.

Als Vorsichtsmaßnahme, wegen des 3:0 und seiner Gelben Karte ersetzte Matti Steinmann ihn aber nach Wiederanpfiff. „Seine Einwechslung war kein Qualitätsverlust“, sagt Wulff. Wechsel wie diese und der Kader sind ein Fingerzeig an die Konkurrenz. Ioannou hat Luxusprobleme.

Hyseni im Unglück, Fernandes startet

Wulff war der Hauptdarsteller. Wer Tore schießt, über den wird am meisten geredet. Eine Nebenrolle nahm Miguel Fernandes ein.

Haris Hyseni war nach Schmerzen beim Aufwärmen nicht einsatzbereit. „Haris ist ein Fixpunkt für uns, weil er Bälle gut festmacht“, sagt Ioannou, der im 3-5-2-System im Sturm auf Fernandes Qualitäten setzte. „Miguel kann mit einer Ballaktion den Unterschied machen.“

Miguel Fernandes dribbelt mit dem Ball.

Miguel Fernandes durfte von Anfang an spielen, weil sich Haris Hyseni beim Aufwärmen verletzte. Foto: Struwe

Der kam bis dahin nur auf 104 von 450 Regionalliga-Minuten - in Schöningen fehlte er krank. Sein zweiter Startelfeinsatz habe ihm „gutgetan“. Fernandes bewertet seine Leistung als „nicht schlecht“. Ein Tor oder Assist fehlten. Fernandes verweist auf den Teamgedanken: Er habe mit Laufleistung und im Pressing seinen Teil beigetragen, dass D/A „top als Kollektiv“ agierte.

„Miguel hatte Phasen, wo es ihm leichter gefallen ist.“ Ioannou sei Fan davon, sich Dinge wieder zu erarbeiten. Verantwortlich dafür sei vor allem der Spieler.

Viel Licht in Halbzeit eins, mehr Schatten in Halbzeit zwei

In den ersten 30 Minuten sieht das Kehdinger Stadion ein druckvolles D/A, das gierig ist, und Fakten auf der Anzeigetafel schafft: 3:0 nach 22 Minuten.

Das Publikum erwartete ein Schützenfest. Feinkost gab es nach der „bombastischen ersten halben Stunde“ (Ioannou) kaum mehr. Ioannou kann die Erwartungshaltung verstehen. „Gegen Ende von Halbzeit eins war alles noch im Rahmen.“

Oliver Ioannou steht an der Seitenlinie auf einer Tartanbahn mit Ball in der Hand.

Oliver Ioannou war am Morgen nach dem Spiel auf einem Trainer-Lehrgang in Hamburg-Jenfeld. Foto: Struwe

Dann aber spielte der Aufsteiger mutig und mit Ballbesitz, D/A wurde passiv. Ioannou zog sprichwörtlich den Hut vor dem Gast: „Bis zum heutigen Tag ist der HSC die Mannschaft mit den meistgespielten Pässen und der besten Passquote in der Liga.“ Das entschuldige nicht die zweite D/A-Halbzeit. „Wir wollten weiter druckvoll agieren und hinten raus vielleicht das Spiel beruhigen“, sagt Ioannou. Der Anschlusstreffer per Strafstoß (81.) kam zu spät und D/A ließ keine Großchance zu.

Ioannou nimmt trotz des Leistungsabfalls zwei positive Lektionen mit: D/A ist torgefährlich, schoss 17 Tore in sechs Spielen - in der Vorsaison waren es zu dem Zeitpunkt sechs. Er lobt auch die „defensive Grundstabilität“. Gegen D/A sei es schwer, Tore aus dem Spiel zu erzielen.

Die Rollenverteilung wird am Samstag (14 Uhr) beim Drittletzten Eintracht Norderstedt (drei Punkte) keine andere. Die Kehdinger sollten den sechsten Sieg holen, um den Status in der Spitzengruppe zu bestätigen. Gut für D/A: Der Gejagte Jeddeloh (16 Punkte) und die D/A-Verfolger Hannover II und Phönix Lübeck (beide 11 Punkte) spielten am Mittwoch nur remis.

Weitere interessante Spiele am Wochenende

Landesliga: Am Freitagabend (20 Uhr) empfängt Aufsteiger VfL Güldenstern Stade die zweite D/A-Mannschaft. Nach der Niederlage bei A/O gleich der zweite Gigant in Folge. Hinzu kommt, dass D/A mit Schaum vor dem Mund in Stade auf Torejagd geht, weil die Kehdinger eine ärgerliche 2:3-Niederlage gegen Lindwedel im Nacken haben.

Der TuS Harsefeld empfängt am Samstag (18.30 Uhr) Aufsteiger Heidetal. Die Harsefelder sind zwar noch ungeschlagen, konnten aber auch noch nicht überzeugen. Gegen den punktlosen Gegner gilt es, Automatismen aufzubauen.

Bezirksliga: Am Samstag stehen zwei Derbys an. Die noch unbesiegten Hedendorfer empfangen Aufsteiger FC O/O (18 Uhr). VSV-Routinier Sören Hüttmann ist gerade in bestechender Form, drei Tore und drei Vorlagen in drei Spielen. Oder wird O/O-Torjäger Janosch Lüders zum Matchwinner?

Zudem empfängt der amtierende Vizemeister A/O II den TSV Apensen (18.30 Uhr). Bei beiden Teams läuft es noch nicht rund. In der Vorsaison verloren sie nur sieben Mal, nun kassierten beide schon zwei Niederlagen. Und am Sonntag (15 Uhr) will der noch sieglose Deinster SV endlich den Bock umstoßen, wenn Bokel zu Gast ist.

Kreisliga: Am Sonntag kommt es in Wiepenkathen zum Absteiger-Duell mit Immenbeck (15 Uhr). Bleibt der Gastgeber makellos, oder überrascht die Eintracht, nachdem sie in der Woche den ersten Sieg des "Willens" feierte. Zudem ist der noch punktlose ASC Cranz-Estebrügge als Gastgeber gegen Aufsteiger Bargstedt in der Erfolgspflicht. (jan)

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