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Buxtehude

TBoden in der neuen Halle Nord: Zoff zwischen der Stadt und der Handball-Marketing

Der Neubau der Halle Nord in Buxtehude wächst in die Höhe. Hier sollen ab September 2025 die Handball-Bundesliga-Frauen des Buxtehuder SV spielen.

Der Neubau der Halle Nord in Buxtehude wächst in die Höhe. Hier sollen ab September 2025 die Handball-Bundesliga-Frauen des Buxtehuder SV spielen. Foto: Hansestadt Buxtehude

Ein Jahr bevor in der neuen Halle Nord in Buxtehude Bundesliga-Handball gespielt werden soll, gibt es Streit. Es geht um den Hallenboden und einen Platz für den Gästebus. Dabei gibt es zwei viel wichtigere Nachrichten für alle Sportler und Schüler.

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Von Karsten Wisser
Sonntag, 26.05.2024, 17:50 Uhr

Buxtehude. Buxtehude braucht die alte Halle Nord auf dem Gelände der Integrierten Gesamtschule (IGS) länger als geplant. Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) geht davon aus, dass das alte Gebäude für eine Übergangszeit stehen bleibt.

Eigentlich sollte die alte Halle Nord 2027 abgerissen werden. Der Grund für die Verlängerung der Lebenszeit: Auch die Sporthalle am Schulzentrum Süd ist marode, muss saniert werden und bekommt einen fünften Hallenteil.

Alte Halle Nord übergangsweise weiternutzen

Die neun Millionen Euro teuren Bauarbeiten am Schulzentrum Süd sollen 2025 beginnen. Für die Zeit der Bauarbeiten muss die Halle Süd komplett gesperrt werden.

Wir sind in letzten Prüfungen, aber ich gehe davon aus, dass wir die alte Halle für eine Übergangszeit nutzen können

Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt

„Wir sind in letzten Prüfungen, aber ich gehe davon aus, dass wir die alte Halle Nord für eine Übergangszeit nutzen können“, sagt Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt gegenüber dem TAGEBLATT.

Das Problem: Der Brandschutz ist so mangelhaft, dass ein dauerhafter Betrieb der alten Halle Nord ausgeschlossen ist. Ein oder zwei Jahre länger sind offenbar machbar, mehr aber auch nicht.

1800 Schüler müssen durch Buxtehude pendeln

„Das wird alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellen“, sagt die Bürgermeisterin. Schüler und Lehrer des Schulzentrums Süd müssen für den Hallen-Sportunterricht zur alten Halle Nord pendeln. Es geht dabei um 1800 Schüler.

Auch die IGS wird unter dem Weiterbetrieb leiden. Dort, wo jetzt die alte Halle Nord steht, soll die neue Außensportanlage gebaut werden. Diese fehlt der Schule aufgrund des Baus der neuen Halle.

Alte Halle anschließend komplett abreißen

Einer anderen Idee erteilt Katja Oldenburg-Schmidt eine Absage: Die SPD-Ratsfraktion wollte geprüft haben, ob die neueren Teile der alten Halle Nord dauerhaft stehen bleiben könnten, um zusätzliche Räume zu gewinnen. Die Bürgermeisterin schließt das aus. Neben dem Brandschutzproblem würde das Gebäude mitten in den neuen Außenanlagen stehen und den IGS-Schulhof weiter verkleinern.

So erklärt Peter Prior das neue Athleticum

Ein weiteres Thema hat die Handball-Marketing ins Spiel gebracht: das sogenannte Athleticum. „Im modernen Handball nehmen die Trainingsumfänge für Bundesliga wie für die Jugend immer mehr zu“, sagt Buxtehudes Manager Peter Prior. „Dafür benötigen wir neben der neuen Halle das Athleticum.“

So sollten Halle Nord und BSV-Sportvereinszentrum gemeinsam der zentrale Anlaufpunkt für den Sport in Buxtehude werden. Den Platz des vorderen Gebäudes könnte jetzt das Athleticum einnehmen.

So sollten Halle Nord und BSV-Sportvereinszentrum gemeinsam der zentrale Anlaufpunkt für den Sport in Buxtehude werden. Den Platz des vorderen Gebäudes könnte jetzt das Athleticum einnehmen. Foto: Hansestadt Buxtehude

In der im Bau befindlichen neuen Buxtehuder Sporthalle fehlen Komponenten für den Leistungssport. Das sind Kraft- und Athletikräume, Physio- und Behandlungsräume sowie ein Video- und Besprechungsraum.

Bei der Anordnung der Räume sind die Planer der neuen Sporthalle Nord davon ausgegangen, dass nebenan das BSV-Vereinssportzentrum entsteht. Das ist aber an den Baukosten gescheitert.

Erbpacht-Grundstück direkt an der Sporthalle Süd

Das Athleticum könnte dort entstehen, wo einst das Vereinssportzentrum gebaut werden sollte. Planungsrechtlich könnte es an dieser Stelle realisiert werden. Das Grundstück ist im Besitz der Stadt. es könnte im Wege der Erbpacht zur Verfügung gestellt werden, so die Hoffnung von Prior.

BSV-Manager Peter Prior und Bundesliga-Trainer Dirk Leun wollen optimale Trainingsbedingungen für die Handball-Bundesliga und den Nachwachs.

BSV-Manager Peter Prior und Bundesliga-Trainer Dirk Leun wollen optimale Trainingsbedingungen für die Handball-Bundesliga und den Nachwuchs. Foto: Jan Iso Jürgens

Bau des Athleticums soll zwei Millionen Euro kosten

Die Baukosten werden auf zwei Millionen Euro geschätzt. Prior hofft, die Summe über Spenden zu finanzieren. Zusagen von 20 Spendern für gut eine Million Euro liegen bereits vor. „Eine Finanzierung kommt nicht infrage, weil die finanzielle Belastung mit Zinsen und Tilgung nicht zu erwirtschaften wäre“, sagt Prior.

Der Bauherr wäre die gemeinnützige Sport-Stiftung Buxtehude. Sie wurde einst gegründet, um die Arena für Sport und Kultur an der Apensener Straße zu bauen. Das Projekt war jedoch 2014 gescheitert.

Eine neue Aufgabe für die gescheiterte Sport-Stiftung

Die Sport-Stiftung könnte jetzt – neben der neuen Halle – die Räume schaffen, die dem Leistungshandball fehlen und von denen der gesamte Sport in Buxtehude profitieren würde. Die Sport-Stiftung würde das Athleticum bauen und Eigentümerin bleiben.

Das ist der Streit zwischen Stadt und Bundesliga

Die Handball-Marketing will in letzter Minute zudem zwei Änderungen für die Sporthalle Nord. Es geht einmal um den Hallenboden für die große Dreifeld-Halle. Dort wünscht sich Prior einen reinen Handball-Boden mit den entsprechenden Linien. Schulsporthallen - und das ist die Sporthalle Nord von 8 bis 16 Uhr - brauchen zum Beispiel auch Linien für Basketball und Volleyball.

Ohne richtigen Boden kein Leistungs-Handball

Der reine Handball-Boden wird von den Verbänden zwingend vorgeschrieben. In der alten Halle Nord - und laut Absprachen auch in der neuen Halle Nord - verlegen freiwillige Helfer einen Handball-Hallenboden vor den Heimspielen der Frauen-Bundesliga.

Das ist aber teuer und kostet Zeit: Der vom BSV angeschaffte gebrauchte Handball-Belag kostete 10.000 Euro. Demnächst braucht der BSV einen neuen Boden, der dann 50.000 Euro kosten würde. Hinzu kommen rund 1000 Euro, die das Verlegen des Spezialbodens jedes Mal kostet. Davon werden zum Beispiel 800 Meter Klebeband bezahlt, die für die Verlegung gebraucht werden.

Verwaltung reagiert verärgert auf Manager-Vorstoß

„Es wäre gut, wenn wir ein Jahr testen können, ob die Schule mit zwei Hallenteilen mit allen Linien auskommt“, so Prior. Sobald das Athleticum fertig ist, könnte die Schule diesen Hallenteil ebenfalls mitnutzen.

„Schüler brauchen die Linien im Unterricht nicht zwingend“, schildert Prior seine Ansicht. Der Hintergrund: Der BSV hat eine herausragende Handball-Nachwuchsarbeit und mit Dirk Leun einen der besten deutschen Handball-Trainer. Finanziell kann der Verein mit den Spitzenvereinen aber nicht mehr mithalten. Gute Spielerinnen wechseln zur Konkurrenz.

CDU, SPD und FDP bringen das Thema nach vorne

Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt und Schulamtsleiterin Claudia Blaß reagierten verärgert auf die Änderungswünsche. SPD, CDU und FDP hatten das Thema mit dem Wunsch nach einem Sachstandsbericht auf die politische Tagesordnung gebracht.

Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt bei der Grundsteinlegung für die Sorthalle Nord. Die Stadt gibt 23 Millionen Euro für den Neubau aus.

Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt bei der Grundsteinlegung für die Sorthalle Nord. Die Stadt gibt 23 Millionen Euro für den Neubau aus. Foto: Wisser

„Wir haben bei keinem Projekt so viel abgesprochen, kommuniziert und geprüft wie bei der Halle Nord. Und die Handball-Marketing war mit dem Verlege-Boden einverstanden“, sagt Blaß.

Vorgesehener Hallenboden ist schon ausgeschrieben

Der jetzt eingeplante Hallenboden ist auch schon ausgeschrieben. Auch die IGS in Person des kommissarischen Schulleiters Steffen Seel fordert einen Hallenboden mit allen für den Unterricht notwendigen Linien in mindestens drei Hallenteilen, die den Erlassen der Schulbehörde genügen. „Wenn diese Linien fehlen, können Leistungen und Ergebnisse angezweifelt werden“, sagt Seel.

Die Karte zeigt die Lage der neuen Halle Nord auf dem Gelände der Integrierten Gesamtschule Buxtehude an der Konrad-Adenauer-Allee. Zu sehen sind die 180 Stellplätze links von der Halle und der Platz vor dem Eingangsbereich.

Die Karte zeigt die Lage der neuen Halle Nord auf dem Gelände der Integrierten Gesamtschule Buxtehude an der Konrad-Adenauer-Allee. Zu sehen sind die 180 Stellplätze links von der Halle und der Platz vor dem Eingangsbereich. Foto: Hansestadt Buxtehude

Zweiter Streitpunkt ist der Parkplatz für den Mannschaftsbus der Gegner. Die Stadt will wie in der Baugenehmigung einen Teil des Parkstreifens an der Konrad-Adenauer-Allee zu den Heimspielen absperren. Dort sollen die Busse parken. Die Spielerinnen müssten von dort 130 Meter bis zur Halle laufen.

Prior fordert einen Parkplatz auf dem Vorplatz der Halle. Dort sind zum Beispiel zwei Standplätze für TV-Übertragungswagen vorgesehen. „Die brauchen wir nicht. Der NDR hat sich bei uns vor zwölf Jahren das letzte Mal sehen lassen“, sagt Prior.

Vor jedem Heimspiel der Bundesliga-Mannschaft des Buxtehuder SV rollen Freiwillige den Handball-Boden aus und bauen ihn nach dem Spiel wieder ab.

Vor jedem Heimspiel der Bundesliga-Mannschaft des Buxtehuder SV rollen Freiwillige den Handball-Boden aus und bauen ihn nach dem Spiel wieder ab. Foto: privat

Die neue Halle Nord bekommt eine große Dreifeld-Halle und einer kleineren Zweifeld-Halle. Die Tribünen für die Dreifeld-Hallen sollen 1500 Zuschauer aufnehmen.

Die neue Halle Nord bekommt eine große Dreifeld-Halle und eine kleinere Zweifeld-Halle. Die Tribünen für die Dreifeld-Hallen sollen 1500 Zuschauer aufnehmen. Foto: Hansestadt Buxtehude

Um den Hallenboden zu befestigen, werden 800 Meter Klebeband gebraucht. Die sind nach dem Bundesligaspiel Abfall.

Um den Hallenboden zu befestigen, werden 800 Meter Klebeband gebraucht. Die sind nach dem Bundesligaspiel Abfall. Foto: privat

Die Grafik zeigt einen Teil der großen Dreifeld-Halle in der neuen Halle Nord. Die Tribünen können an beiden Seiten ausgefahren werden, um auf 1500 Plätze zu kommen.

Die Grafik zeigt einen Teil der großen Dreifeld-Halle in der neuen Halle Nord. Die Tribünen können an beiden Seiten ausgefahren werden, um auf 1500 Plätze zu kommen. Foto: Hansestadt Buxtehude

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