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Fachärztemangel

TDiese Fachärzte fehlen im Landkreis Stade - Lange Wartezeiten für Patienten

Jenseits von Notfällen ist es oft schwierig, einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen.

Jenseits von Notfällen ist es oft schwierig, einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen. Foto: Daniel Karmann/dpa

Wenn eine ernsthafte Krankheit vorliegt, ist der Besuch beim Facharzt unerlässlich. Allerdings wird es immer schwieriger, einen Termin zu bekommen. Zum Teil müssen lange Wartezeiten und Fahrten in Kauf genommen werden. Das sind die Gründe dafür.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 19.03.2024, 05:50 Uhr

Landkreis. Die Analyse der Versorgungszahlen im Bereich der niedergelassenen Fachärzte im Landkreis Stade ist auf den ersten Blick eine Überraschung. Bis auf zwei Fachrichtungen ist der Landkreis Stade für neue Praxen in der ambulanten Versorgung gesperrt. Das heißt, dass der statistische Versorgungsgrad bei 110 Prozent und mehr liegt. Die Ausnahmen: Es dürfte sich im Landkreis eine Kinderarztpraxis ansiedeln. Außerdem gibt es eineinhalb freie Facharztstellen bei den Psychiatriepraxen.

Die Informationen kommen von der Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und sie beruhen auf statistischen Vorgaben auf Bundesebene.

Für jeden Facharzt gibt es einen Schlüssel, der besagt, für wie viele Einwohner ein bestimmter Facharzt vorhanden sein muss. Das sind zum Beispiel für einen Augenarzt zwischen 14.000 und 22.000 Einwohner. Zum Vergleich: Bei Hausärzten sind es rund 1600 Einwohner.

Lange Wartezeiten und/oder weite Fahrten

Trotz der statistischen Werte ist es in vielen Facharztbereichen schwierig, zeitnah Termine zu bekommen. Schon seit langer Zeit müssen Patienten im ländlichen Raum mit langen Wartezeiten rechnen. Dazu kommen zeitaufwendige Anfahrten quer durch die Region oder bis nach Hamburg. Extrem nachgefragt sind unter anderem die folgenden Fachrichtungen: Augenarzt, Hautarzt, Frauenarzt, Kinderarzt und Urologe.

Für die niedergelassenen Fachärzte ist es finanziell oft nicht attraktiv, zusätzliche Termine anzubieten. Das liegt an der sogenannten Budgetierung. Das System dahinter ist kompliziert und hat die Konsequenz, dass es der Wirtschaftlichkeit einer Praxis schadet, ab einer bestimmten Grenze zusätzliche Patienten zu behandeln. Rechnen Ärzte mehr Leistungen ab, weil sie mehr Patienten betreuen, werden sie mit Abschlägen bestraft. Im Schnitt erhalten Ärzte deswegen nur 80 Prozent ihrer Leistungen bezahlt.

Immer weniger Mediziner wollen eigene Praxen

Im schlimmsten Fall drohen sogar Rückzahlungen, weil zum Beispiel zu viele Medikamente verschrieben wurden. Dann müssen Ärzte die Kosten dafür selbst tragen. Unter einem Budget ergibt es wirtschaftlich keinen Sinn, weitere Patienten aufzunehmen und Termine zu vergeben. Für die Hausärzte hat Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach im Januar die Entbudgetierung angekündigt. Für die Fachärzte bleibt die Budgetierung bestehen. Die Kosten für eine Entbudgetierung von haus- und fachärztlichen Leistungen würden pro Jahr bei rund drei Milliarden Euro bundesweit liegen. Diese Summe kommt vom Zentralins­ti­tut für die kassenärztliche Versorgung.

Wie bei den Hausärzten gibt es außerdem immer weniger Mediziner, die als niedergelassene Ärzte eine Praxis übernehmen wollen. So bevorzugen die meisten jungen Ärzte das Arbeiten und Leben in städtischen Gegenden, da sich auf diese Weise der Beruf besser mit der Familie und dem sozialen Umfeld vereinbaren lässt. Der Faktor Familie und Freizeit ist mit 85,6 Prozent sehr wichtig oder wichtig und damit der bedeutsamste bei der Zukunftsentscheidung. Danach rangieren Beruflicher Erfolg (69,7 Prozent), Team und Kollegen (62,6 Prozent) sowie Abwechslung im Beruf (62,3 Prozent).

Studierende wollen als angestellte Ärzte arbeiten

Die Daten stammen aus der Studie Berufsmonitoring Medizinstudierende 2022. Sie wird unter anderem alle vier Jahre von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bundesweit erhoben und gilt als repräsentativ. Ergebnis der Studie ist auch: Angestellte Tätigkeiten in einer Praxis (67,9 Prozent) oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum erfreuen sich zunehmender Beliebtheit (65,7 Prozent). Das sind im Vergleich 20 Prozent mehr als bei der Befragung von 2010. Der Trend ist eindeutig.

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