TEskalation mit der Stadt: BSV erhebt im Hallenstreit neue Vorwürfe

Bundesliga-Premiere in der neuen Halle Nord: 1500 Zuschauer sehen ein Unentschieden zwischen dem BSV und dem Thüringer HC. Foto: Jan Iso Jürgens
Der Buxtehuder SV feiert seinen Erfolg im Hallenstreit mit der Stadt und erhebt weitere Vorwürfe gegen die Verwaltung. Die Bürgermeisterin reagiert cool.
Buxtehude. Vier Pressemitteilungen binnen zwei Tagen und ein verheerendes Medienecho für die Stadtverwaltung: Der Streit um das Trainings- und das Backeverbot für die Bundesliga-Mannschaft und alle weiteren Handball-Teams des Buxtehuder SV hat bundesweit heftige Reaktionen hervorgerufen. Und Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) äußerte sogar Verständnis für die Aufregung.
Der BSV, Trapattoni und die Stadtverwaltung
Inzwischen ist der Streit auf der sportlichen Ebene beigelegt. Die Stadtverwaltung ist in allen kritischen Punkten zurückgerudert und hat sich für eine fehlerhafte Kommunikation entschuldigt.
Der BSV darf in der Halle trainieren und die Leistungsmannschaften dürfen die Backe - klebriger Harz für die Hände - nutzen. Der Backe-Einsatz führt zu einem erhöhten Reinigungsaufwand der Halle, ist aber beim Handball überall gängige Praxis.

Peter Prior (68) ist seit fast drei Jahrzehnten Motor des Bundesliga-Handballs in Buxtehude. Foto: Jan Iso Jürgens
Das Handball-Marketing als Träger der Bundesliga-Mannschaft feiert diesen Erfolg auf ganzer Linie und legt noch einmal nach. „Trapattoni dazu: Was erlauben Stadtverwaltung Buxtehude, handeln wie eine Flasche leer…“, zitiert der BSV in seiner jüngsten Pressemitteilung einen Beitrag aus den sozialen Medien.
Prior: Verwaltung reagiert extrem empfindlich
„Wir sind sehr erleichtert, dass im Stadthaus Vernunft eingekehrt ist und diese unsinnige wie unverständliche Entscheidung korrigiert wurde“, sagt BSV-Manager Peter Prior.
Der BSV stellt auch noch einmal klar, dass die Verwaltung sehr wohl Trainings- und Backeverbot ausgesprochen hat und es sich nicht nur um missglückte Kommunikation handelte. „Wir würden das Thema gerne abschließen, aber diese Sätze können wir so nicht stehen lassen. Man könnte ja denken, wir seien dumm“, so Prior.
Auf jedwede Kritik reagieren Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt und die Buxtehuder Verwaltung extrem empfindlich
Peter Prior, BSV-Manager
Der Manager wird in seiner Kritik an der Stadt Buxtehude dann auch grundsätzlich. Der Schritt an die Öffentlichkeit sei ein Risiko gewesen. „Auf jedwede Kritik reagieren Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt und die Buxtehuder Verwaltung extrem empfindlich.“
Man müsse dann immer damit rechnen, dass die Bedingungen noch schlechter werden, dass man noch weniger darf und noch mehr Dinge untersagt werden, so die scharfe Kritik des BSV-Machers.
Sechs-Augen-Gespräch löst die Probleme
Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt reagiert auf die erneute Eskalation gelassen. „Wir brauchen eine gute persönliche Ebene, um Probleme zu lösen“, sagt sie. Es habe im Sechs-Augen-Gespräch mit Prior und Geschäftsführer Timm Hubert eine Stunde gedauert, um gute Lösungen zu finden.
Die jüngste Pressemitteilung des BSV liefere inhaltlich keine neuen Erkenntnisse und keinen konstruktiven Ansatz. Katja Oldenburg-Schmidt will die Protagonisten für die kommende Woche noch einmal an einen Tisch holen, um die verbliebenen Probleme auszuräumen.

Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) hat den Bau der neuen Halle Nord massiv vorangetrieben. Ohne die neue Halle gäbe es in Buxtehude keinen Bundesliga-Handball mehr. Foto: Jan Iso Jürgens
Was sagen die anderen Sportvereine zum Streit? „Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist zum Teil schwierig“, sagt Susanne von Arciszewski. Sie ist Präsidentin der SG Buxtehude-Altkloster. Der Verein ist mit 2300 Mitgliedern der zweitgrößte in der Stadt. Der BSV hat knapp 4000 Mitglieder.
Susanne von Arciszewski vermisse die Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit und habe das Gefühl, dass die Sorgen der Vereine nicht immer ernst genommen werden.
Werbung für die Stadt: Knoefel lobt Prior
Helmut Knoefel, zweiter SG-Vorsitzender und sozialdemokratisches Urgestein in Buxtehude, sagt: „Peter Prior ist das billigste Stadtmarketing, was man haben kann. So wie man jetzt mit ihm umgeht, das hat er nicht verdient.“
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Auch Landrat Kai Seefried (CDU) äußerst sich zum Streit: „Der Buxtehuder SV hat nicht nur für die Hansestadt Buxtehude, sondern für den gesamten Landkreis Stade eine besondere Bedeutung“, sagt er. Aufgrund seiner Rolle als Schulträger zahlt der Landkreis fünf Millionen Euro für den Neubau der Halle Nord dazu.
Landrat Seefried bietet Unterstützung an
Das ehrenamtliche Engagement, etwa im Jugendbereich, verdiene großen Respekt. Die Präsenz in der Bundesliga sei ein wirkliches Aushängeschild für die gesamte Region. Deshalb sei es ihm auch wichtig gewesen, beim ersten Bundesliga-Spiel in der neuen Halle dabei zu sein, so Seefried.

Hier war die Welt noch in Ordnung: Landrat Kai Seefried, Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt und BSV-Geschäftsführer Timm Hubert (von links) am Samstag in der Halle Nord. Foto: Jan Iso Jürgens
„Vor dem Hintergrund der jüngsten Eskalation appelliere ich an alle Beteiligten, gemeinsam im Sinne des Sports und des Ehrenamtes eine gute Lösung zu finden. Wo ich diesen Prozess unterstützen kann, stehe ich gerne zur Verfügung“, so der Landrat.
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