TGericht stoppt Wolfsabschuss im Alten Land: Das sind die Reaktionen

Im Deichvorland des Elbdeichs liegt eines von sieben toten Schafen von einem Wolfsangriff. Insgesamt gab es 20 tote Schafe bei zwei Angriffen. Foto: Deichverband
Politik in Bund und Land streiten, wie der Umgang mit dem Wolf geregelt werden kann. Vor Ort scheitern die Verantwortlichen an den juristischen Fallstricken, wie jetzt im Alten Land.
Jork. Das juristische Tauziehen kann sich jetzt über Monate hinziehen: Am Donnerstag hat das Stader Verwaltungsgericht die Jagd auf einen Wolf im Alten Land in einem Eilverfahren gestoppt. Während die Wolfsschützer ihren Sieg feiern, legt Landrat Kai Seefried Beschwerde gegen den Beschluss der Stader Richter ein. In den vergangenen Monaten gab es viele solche Beschlüsse von Verwaltungsgerichten in Niedersachsen.
Juristisches Tauziehen kann Monate dauern
„Mit den jüngsten Gerichtsentscheidungen sehe ich leider meine bisherige Argumentation bestätigt“, sagt deshalb auch Landrat Kai Seefried. „Die geltende Rechtslage bietet den Unteren Naturschutzbehörden keine probate Möglichkeit, einen Abschuss eines Problemwolfes auf den Weg zu bringen.“ Das juristische Tauziehen könne sich im Fall Jork jetzt womöglich über Monate hinziehen, fürchtet der Landrat.
Das Verwaltungsgericht Stade hatte im vom „Freundeskreis freilebender Wölfe“ angestrengten Eilverfahren um eine Abschussgenehmigung für den Wolf im Alten Land die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs wiederhergestellt.
Wolfsabschuss ist weiterhin nicht erlaubt
Das heißt: Weiterhin ist der Abschuss nicht erlaubt. Der Freundeskreis hatte in einem Eilverfahren gegen die von Stades Landrat Kai Seefried erlassene Abschussgenehmigung vor dem Stader Verwaltungsgericht geklagt. Im ersten Schritt hatten die Richter den Abschuss mit einem Hängebeschluss blockiert. Sie wollen ohne den Zeitdruck eines drohenden Wolfsabschusses entscheiden können.

Ein Wolf ist seit einigen Monaten in den Obstplantagen im Alten Land unterwegs. Foto: Lühs
Auch die neue Entscheidung in dem Eilverfahren ist vorläufig. Jetzt folgt das Verfahren in der Hauptsache. Das kann aber viele Monate oder Jahre dauern. „Es ist schon erschreckend, dass die Bedeutung der Schafhaltung für die Deichunterhaltung und den Küstenschutz durch die Wolfsfreunde so verkannt und untergeordnet wird“, reagierte Landrat Kai Seefried (CDU) auf den Beschluss.
Das Gericht folgt den Wolfsfreunden
„Das Gericht ist unseren Ausführungen in weiten Teilen gefolgt, hat unmissverständliche, klare Worte gefunden und somit formell alles richtig entschieden, wenn auch nur das Nötigste. Mehr haben wir nicht erwartet“, sagt Thomas Mitschke, 2. Vorsitzender des „Freundeskreises freilebender Wölfe“. Der Verein eilt aktuell juristisch von Sieg zu Sieg.
Das Gericht ist unseren Ausführungen in weiten Teilen gefolgt, hat unmissverständliche, klare Worte gefunden und somit formell alles richtig entschieden, wenn auch nur das Nötigste.
Thomas Mitschke, 2. Vorsitzender Freundeskreis freilebender Wölfe
Laut Gericht habe ein Wolf nichts mit dem Deichschutz zu tun, auch wenn das Protagonisten aus dem Landkreis Stade oder auch aus Hannover der Öffentlichkeit so trickreich im Vorfeld verkaufen wollten, so Thomas Mitschke.
Sind die Leitfaden-Empfehlungen praxisfern?
In der Begründung bezieht sich das Gericht unter anderem auf den Bericht „Herdenschutz am Deich in der Praxis - Betriebe im Porträt: Erfahrungen und Empfehlungen für den Herdenschutz auf Sonderstandorten.“

Der Beweis: Die Wildkamera hat am 15. Oktober einen Wolf in Jork-Hinterbrack aufgezeichnet. Foto: Deichverband
„Die dort erläuterten Empfehlungen gehen an der Realität des Küstenschutzes und an der Schafhaltung auf den Deichen völlig vorbei“, kommentierte das Landrat Kai Seefried.
Landkreis Stade
Umweltminister unterstützt geplanten Wolfs-Abschuss
Diese Meinung teilt Wilhelm Ulferts, Oberdeichrichter für den Deichverband Zweite Meile im Alten Land. „Was wir machen ist anerkannt, gut und richtig“, sagte Ulferts gegenüber dem TAGEBLATT, mit Blick auf die Zaun-Diskussion. Die Zäune auf dem Deich entsprechen dem Leitfaden und der Richtlinie Wolf des Landes Niedersachsen.
Zwei Wolfsangriffe auf Schafe auf Hahnöfersand
Der junge weibliche Wolf lebt wohl schon seit Monaten im Alten Land. Es gibt Bilder im Schnee, die das Tier wahrscheinlich zeigen. Grund für die Abschussgenehmigung des Landkreises waren zwei Wolfsangriffe auf Deichschafe auf Hahnöfersand in Jork. Die Täterschaft des territorialen Tiers ist mittels DNA-Nachweisen festgestellt worden. 20 Schafe starben.
Landrat legt Beschwerde gegen Beschluss ein
Der Landkreis Stade wird im Rahmen des laufenden Eilverfahrens gegen diesen heute zugestellten Beschluss des Verwaltungsgerichts Stade Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg einlegen, weil aus Sicht der Kreisverwaltung einige Punkte ihrer ausführlichen Stellungnahme durch das Verwaltungsgericht nicht hinreichend gewürdigt worden seien.
Parallel strebt der Landkreis Stade an, das Hauptsacheverfahren zu betreiben, da das bisherige Eilverfahren keine endgültige Entscheidung in der Sache darstellt. Dazu wird die Kreisverwaltung einen sogenannten Widerspruchsbescheid erlassen, gegen den dann ebenfalls der Gerichtsweg offensteht.