THeißt die Halle Nord in Zukunft Sparkassen-Arena?

Die neue Halle Nord soll im Mai 2025 fertig sein. Die ersten Punktspiele der Handball-Bundesliga-Mannschaft gibt es nach dem Saisonstart im September. Foto: Matthias Schneider
Die Sparkasse Harburg-Buxtehude interessiert sich für die Namensrechte an der neuen Halle Nord. Warum die Politik skeptisch auf die Pläne reagiert.
Buxtehude. Wie könnte die neue Halle Nord heißen? Sparkassen-Arena vielleicht? Carsten Schmuckall lacht am Telefon. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt der Pressesprecher der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Aber er bestätigt, dass das Kreditinstitut Interesse an den Namensrechten hat. „Als regionales Unternehmen können wir uns das gut vorstellen. Auch weil wir den Breiten- und Spitzensport in Buxtehude fördern wollen“, sagt er.
Erste Bundesliga-Spiele soll es ab September geben
Die neue Halle Nord mit 1500 Plätzen soll im Mai fertiggestellt werden. Nach einem Testbetrieb soll es im September dort Schulsport und Bundesliga-Handball geben. Laut Schmuckall hat die Sparkasse bereits verschiedene Sponsoringideen an die Stadt Buxtehude herangetragen. Neben den Namensrechten seien beispielsweise Banner an der Außenfassade oder das Sparkassen-Logo auf der Videowand denkbar.
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„Das ist ein bunter Blumenstrauß an Ideen, noch nichts Konkretes“, sagt Schmuckall. „Wir wollen jetzt zeitnah mit der Stadt ins Gespräch kommen.“ Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt bestätigt erste Kontaktaufnahmen in Sachen Namensrechte mit der Stadtverwaltung. „Es gibt Interessenten“, sagt sie gegenüber dem TAGEBLATT. Den Namen Sparkasse bestätigt sie nicht.
Neutralitätspflicht: Deshalb sind die Politiker skeptisch
Die aktuellen Diskussionen finden im nicht öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss statt. Dort sitzen die führenden kommunalpolitischen Köpfe und die Verwaltung zusammen. Offiziell darf von dort nichts öffentlich werden. Nach TAGEBLATT-Informationen steht die Politik der Vergabe von Namensrechten für den 23,5-Millionen-Euro-Bau aber bisher ziemlich negativ gegenüber.

Mittlerweile ist es nicht unüblich, die Namensrechte von Arenen und Hallen an Sponsoren zu verkaufen. Foto: Scholz
Das ist deshalb so, weil die in der Öffentlichkeit oft als Bundesliga-Halle wahrgenommene Halle Nord hauptsächlich von der benachbarten Integrierten Gesamtschule Buxtehude genutzt wird. „Namensrechte sind mit der Neutralitätsverpflichtung der Schule nicht zu vereinen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende André Grote auf Nachfrage. Diese Position teilt auch Ulrich Felgentreu, Co-Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen.
Dürfen auch andere bei den Rechten mitbieten?
„Wir verschließen uns nicht grundsätzlich neuen Ideen“, sagt Nick Freudenthal, Fraktionsvorsitzender der SPD, etwas differenzierter. „Ich habe bisher aber noch nichts gehört, was uns zum Thema Namensrechte unruhig machen würde“, sagt Freudenthal. Soll heißen: Es braucht schon höhere Summen als die, die bisher im Gespräch ist. Die CDU will beim Namen Halle Nord bleiben.
Nach TAGEBLATT-Informationen soll die Sparkasse 70.000 Euro für die Namensrechte an der Halle Nord geboten haben. „Das ist der Betrag, der ungefähr im Raum stand“, sagt Pressesprecher Schmuckall und betont, dass es sich um eine jährliche Zahlung handeln würde. Die genaue Summe hänge letztlich davon ab, in welchem Umfang die Sparkasse als Sponsor in Erscheinung trete.
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Um das zu ermitteln, will sich die Sparkasse an vergleichbaren Sporthallen orientieren und sich professionell beraten lassen, zum Beispiel von einem Sportvermarkter. „Nicht, dass es hinterher heißt, wir hätten zu viel oder zu wenig bezahlt“, sagt Schmuckall. Die Sparkasse will sich nicht angreifbar machen.
Es gilt ohnehin, eine wichtige formale Frage zu klären: Müsste die Stadt die Rechte ausschreiben, wenn sie diese vergeben will? Dabei könnten dann aber auch Firmen zum Zuge kommen, die nicht so regional verbunden sind wie die Sparkasse Harburg-Buxtehude.
Kein zusätzliches Geld für die Handball-Bundesliga
Und es gibt bei dem Thema eine schlechte Nachricht für die Handball-Marketing: Selbst wenn durch Namensrechte Einnahmen erzielt werden würden, gingen diese an die Stadt und würden nicht in den Leistungshandball fließen. Ersatzbauten und Sanierungen der maroden Schul- und Sportinfrastruktur der Hansestadt kosten hohe Millionenbeträge. Die Stadt habe aktuell nichts zu verschenken, so der allgemeine Tenor in der Politik.

Die Halle Nord kostet insgesamt 23,5 Millionen Euro. Foto: Scholz
Beim Neujahrsempfang des Buxtehuder Handball-Bundesligisten am vergangenen Mittwoch sagte Moderator Jörn Stolle von der Sparkasse vor 80 geladenen Gästen, er gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Halle Nord auch in Zukunft so heißen werde.
Mittlerweile ist es gleichwohl nicht unüblich, die Namensrechte von Arenen und Hallen an Sponsoren zu verkaufen. Aber natürlich nicht immer im großen Stil wie in der Fußball-Bundesliga.
Das sind Beispiele für die Vergabe von Namensrechten
Beispiele dafür gibt es viele. Laut Medienberichten kaufte ein Unternehmer die Namensrechte einer Handballhalle im Kreis Lippe oder ein Kasseler Fahrradgeschäft die Namensrechte eines Sportplatzes in Espenau.
Unternehmen verbinden ihren Namen offenbar gerne mit einer Sportstätte. Laut der Sportsponsoring-Agentur RTR Sports ist jede Anlage interessant: „Von den berühmtesten Stadien bis zu örtlichen Sporthallen.“ Der gemeinsame Nenner sei die Liebe zum Sport. Und diese Verbindung kann sich lohnen, denn im Laufe der Jahre werden „das Markenzeichen und das Gebäude zu einem Synonym“, heißt es weiter. Das Unternehmen kann so seine Bekanntheit steigern.
In Lüneburg zum Beispiel wurden vor einigen Jahren die Namensrechte an der Arena (3500 Plätze) für 150.000 Euro pro Jahr vergeben. Den Zuschlag erhielt eine private Krankenversicherung aus Lüneburg, die LKH, die mit der zuständigen Arena-Betriebsgesellschaft einen Vertrag über fünf Jahre abgeschlossen hat. Ausschlaggebend war vor allem die Verwurzelung des Unternehmens in der Region und dass der Name gut verständlich sei.
Im Gegenzug erhielt das Unternehmen viel Raum für Werbung, etwa ein Leuchtschild über dem Eingang, eine Werbefläche in Richtung Autobahn, das eigene Logo auf Tickets, Rechnungen und Social-Media-Kanälen.

BSV-Geschäftsführer Timm Hubert hätte kein Problem mit dem Verkauf der Namensrechte. Foto: Vasel
Buxtehuder SV ist an den Gesprächen nicht beteiligt
Der Buxtehuder SV hätte kein Problem mit dem Verkauf der Namensrechte. „Wir würden es begrüßen, denn es unterstreicht die Professionalität, und andere Städte und Kommunen machen es vor“, sagt Geschäftsführer Timm Hubert. An Verhandlungen sei der Verein nicht beteiligt.
Wir würden es begrüßen, denn es unterstreicht die Professionalität, und andere Städte und Kommunen machen es vor.
Handball-Marketing-Geschäftsführer Timm Hubert
Die Sparkasse Harburg-Buxtehude ist seit Jahren größter Sponsor des BSV. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Andreas Sommer fließt pro Saison ein hoher fünfstelliger Betrag; der BSV hat einen Etat von knapp einer Million Euro. „Der BSV ist seit Jahrzehnten ein Aushängeschild der Stadt und ein exzellenter Partner im Leistungssport und in der Jugendarbeit“, sagt Sommer.