TKika-Star Juri Tetzlaff in Stade: Gelungener Auftakt für neues Musikfestival

Zusammen mit Festivalinitiatorin Alexandra Sostmann und Kika-Moderator Juri Tetzlaff begeistert Orgelakademie-Leiterin Annegret Schönbeck die Stader Schüler für Bach und seine Orgelmusik. Foto: Weselmann
Ungewöhnlicher Ausflug für Stader Schüler in die Musik: Wie ein TV-Moderator es schafft, dass Kinder zum Konzert in die Kirche strömen und dem Orgelspiel jubelnden Beifall schenken.
Stade. Was für ein Bild in der Stader Stadtkirche: Das Mittelschiff von St. Wilhadi war am Donnerstagmorgen bis zur letzten Bank mit Kindern gefüllt. Noch vor der abendlichen Eröffnungsveranstaltung auf dem Schloss sorgten die neuen Agathenburger Bachtage hier für einen außergewöhnlichen Festivalauftakt mit Fernsehprominenz. Ein Konzert für Schüler, moderiert von Kika-Star Juri Tetzlaff - das ruft diverse Schulklassen auf den Plan.
Juri Tetzlaff schickt die Stader Schüler auf Zeitreise
Die jungen Gäste sind voller Erwartung, das bekannte Gesicht aus dem Kinderfernsehen einmal hautnah erleben zu können. Als Juri Tetzlaff vor das Publikum tritt, wird er mit tosendem Applaus empfangen. „Heute entdecken wir Musik, die viele von euch noch nie gehört haben. Schaltet die Ohren an und geht mit uns auf eine Zeitreise“, stimmt er die Schüler auf das besondere Konzerterlebnis ein.

Die Agathenburger Bachtage zu Gast in St. Wilhadi: Moderiert von Kika-Star Juri Tetzlaff, erklärt Pianistin Alexandra Sostmann den Kindern, wie beim Klavierflügel der Ton entsteht. Foto: Weselmann
Der 52-Jährige ist seit 30 Jahren beim Fernsehen und Gründungsmoderator des Kinderkanals von ARD und ZDF. Bekannt aus Sendungen wie „Baumhaus“ oder „Tigerenten Club“, genießt er bei Kindern einen großen Vertrauensvorschuss. Den nutzt er für ein persönliches Herzensprojekt: das Näherbringen klassischer Musik. Seit 2001 gestaltet er Programme für die ganze Familie und gehört zu den gefragtesten Klassikvermittlern Deutschlands.
In St. Wilhadi sind alle Sinne gefragt
Vom ersten Moment an hängt das Publikum an seinen Lippen. Und es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre man mitten in eine Sendung des Kinderkanals hineinkatapultiert worden. In der Konzertstunde gibt es nicht einfach Musik zu hören.Tetzlaff versteht es, spannende Geschichten rund um Johann Sebastian Bach, seine Musik und die Orgel als Königin der Instrumente zu erzählen.

Ganz nah dran: Per Kameraübertragung bekommen die Kinder auch Einblick in die Noten. Foto: Weselmann
Dabei sind alles Sinne gefragt. Los geht die Konzertstunde an einem Klavierflügel, der im Altarraum aufgebaut ist. Bevor die Festivalleiterin Alexandra Sostmann hier das erste Stück erklingen lässt, zeigen sie und Juri Tetzlaff, wie der Ton im Instrument überhaupt entsteht. Dabei sind die Kinder immer ganz nah dran. Per Videoübertragung bekommen sie das Klavier-Innere zu sehen und können der Pianistin bei ihrem Spiel unmittelbar auf die Finger schauen.

Zusammen mit einer Schülerin demonstriert Juri Tetzlaff an einem Blasebalg-Modell, warum Luft das entscheidende Element ist, um der Orgel Töne zu entlocken. Foto: Weselmann
Dann rückt die barocke Kirchenorgel ins Geschehen. Auch hier werden alle Register gezogen. Die Schüler erfahren, dass sie aus Bachs Zeit stammt. Sie raten, wie viele Pfeifen das 1736 erbaute Instrument hat. Sie lernen, warum der Klang absäuft, wenn man der Orgel die Luft nimmt. Sie machen selbst Wind, werden zu Orgelpfeifen und schenken Organistin Annegret Schönbeck und Bachs berühmter Toccata d-Moll jubelnden Beifall.
Organistin entdeckt den TV-Moderator für Stade
Von ihr stammt die Idee zu dem Schulkonzert mit dem Kika-Moderator. „Ich habe Juri Tetzlaff bei einem Orgelkonzert für Familien in Hamburg erlebt und war sofort hin und weg. Er hat einfach eine Gabe, die Kinder zu packen und zu begeistern“, erzählt die Stader Kirchenmusikerin. Die Kooperation mit Alexandra Sostmann und dem von ihr initiierten Festival „Bach & Now“ ermöglichte schließlich die Umsetzung.
Festivalleiterin Sostmann war sofort angetan von dem Projekt, zielt es doch auf den zentralen Gedanken der Agathenburger Bachtage, mit neuen Wegen der Vermittlung prägende Eindrücke zu schaffen. „So etwas brauchen wir viel mehr, zumal die Schulkonzerte Kinder abholen, die wir sonst nie erreichen“, sagt die Musikerin. Und der Bedarf ist da. Die Veranstaltung war innerhalb von 48 Stunden ausverkauft.
Schulkonzerte halten die Orgelkultur lebendig
Das Konzert ist auch bestes Beispiel für Annegret Schönbecks Anliegen als künstlerische Leiterin der Orgelakademie Stade. Für den Verein zur Förderung der Orgelkultur im Elbe-Weser-Raum ist sie bereits seit 2004 tätig. Unter dem Motto „Alte Orgeln für junge Menschen“ entwickelt sie immer neue Ideen, um Kinder und Jugendliche für die Königin der Instrumente zu begeistern. Vor knapp einem Jahr löste sie Martin Böcker an der Spitze ab, der im Zuge seiner Pensionierung als Kreiskantor nun auch an der Orgelakademie in die zweite Reihe getreten ist.

Live-Schaltung von der Orgelempore: Die Kinder können sehen, wie Annegret Schönbeck die Königin der Instrumente zum Klingen bringt. Foto: Weselmann
„Solche Konzerte sind eine große Chance, Kinder für die Orgel zu begeistern und der Kultur eine Zukunft zu bahnen“, weiß Schönbeck aus ihrer langjährigen Nachwuchsarbeit. Um diese Orgelkultur lebendig zu halten, dreht sie bei Programmen wie den Orgel-Exkursionen oder Orgeltagen laufend an den Stellschrauben und sucht fruchtbare Kooperationen wie mit „Bach & Now“.
Noch bis einschließlich Sonntag bieten die Agathenburger Bachtage ein vielfältiges Programm, das allen Altersgruppen überraschende Musikerlebnisse eröffnet. Für viele Veranstaltungen - von Konzerten bis zu Workshops - gibt es noch Plätze. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, mit Annegret Schönbeck eine richtige kleine Orgel zu bauen. Nähere Infos finden sich unter www.bachandnow.de.