Zähl Pixel
Medizinische Versorgung

TNeue Kooperation: Elbe Kliniken sagen Stader Ärztemangel den Kampf an

Gruppenbild mit Minister: Landrat Kai Seefried, Professor Holger Schmidt, der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri, Claudia Schröder vom Land Niedersachsen, Rigas Rektor Aigars Pētersons und sein Stellvertreter Toms Baumanis (von links).

Gruppenbild mit Minister: Landrat Kai Seefried, Professor Holger Schmidt, der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri, Claudia Schröder vom Land Niedersachsen, Rigas Rektor Aigars Pētersons und sein Stellvertreter Toms Baumanis (von links). Foto: Elsen

Der lettische Gesundheitsminister kam persönlich, um die Zusammenarbeit zwischen den Elbe Kliniken und der Universität Riga zu starten. Lob gab es vor allem für einen Mann.

author
Von Karsten Wisser
Freitag, 13.09.2024, 10:54 Uhr

Landkreis. Es gibt so viele Ärzte wie nie zuvor in Deutschland. Die wollen aber nicht mehr so viel arbeiten und bleiben lieber in den großen Städten. Folge ist, dass auf dem Land die Praxen schließen und die Krankenhäuser zu wenig Ärzte finden. Dass die Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand geht, verschärft das Problem.

Die Elbe Kliniken Stade-Buxtehude und der Landkreis Stade wollen das nicht tatenlos hinnehmen und haben eine Kooperation mit der lettischen Universität Riga gestartet. Bis zu 100, in der Regel deutschsprachige, Studenten sollen Teile ihrer praktischen Ausbildung in Stade absolvieren.

Landrat: Wichtigster Termin der Amtszeit

Die Hoffnung ist, dass die Studierenden als fertige Mediziner an den Elbe Kliniken und in der Region bleiben. „Ich habe die Hälfte meiner fünfjährigen Amtszeit hinter mir. Und ich glaube, dass dies der wichtigste Termin meiner Amtszeit sein kann“, sagte Landrat Kai Seefried gegenüber dem TAGEBLATT.

Landrat Kai Seefried (CDU) wirbt für die gesundheitsfördernde Wirkung von Äpfeln aus dem Alten Land.

Landrat Kai Seefried (CDU) wirbt für die gesundheitsfördernde Wirkung von Äpfeln aus dem Alten Land. Foto: Wisser

„Die Kooperation stärkt nicht nur die medizinische Versorgung in unserer Region, sondern setzt auch ein starkes Zeichen für die internationale Zusammenarbeit in der Bildung“, sagte Seefried.

Zweigstelle der Riga Stradins University eröffnet

Die Zweigstelle der Riga Stradins University (RSU) am Elbe Klinikum Stade wurde bei einer feierlichen Zeremonie im Schloss Agathenburg eröffnet. Die Zweigstelle wird künftig Studierenden in den Abschlussjahrgängen die Möglichkeit bieten, ihre praktischen Fähigkeiten in einem klinischen Umfeld weiterzuentwickeln und so einen Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung zu leisten.

Der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri.

Der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri. Foto: Wisser

Wichtigster Gast bei der Zeremonie war der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri. „Diese Kooperation ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie wir gemeinsam die Gesundheitsversorgung verbessern können“, sagte er. „Unsere Studierenden werden vom Unterricht am Krankenbett in deren Muttersprache profitieren und dieses Wissen in ihrer medizinischen Laufbahn weitertragen.“

Elbe-Kliniken-Geschäftsführer Siegfried Ristau sagt: „Wir sehen uns in der Region mit einer drohenden Unterversorgung konfrontiert, ausgelöst durch ein bundesweites Nachwuchsproblem. Die Anzahl der verfügbaren Medizinstudienplätze ist deutlich zu gering.“ Der Chef von mehr als 3000 Beschäftigten konnte an der Veranstaltung nicht teilnehmen, schickte seine Botschaft aber via Pressemitteilung.

Deshalb ist die Kooperation mit Riga einmalig

Die Elbe Kliniken sind das erste Krankenhaus in Deutschland, in dem Unterricht am Krankenbett auch im vierten und fünften Ausbildungsjahr angeboten werden wird.

Ist auf der Suche nach einem Kooperationspartner für die akademische Ausbildung fündig geworden: Professor Holger Schmidt, Chef der Neurologie an den Elbe Kliniken.

Ist auf der Suche nach einem Kooperationspartner für die akademische Ausbildung fündig geworden: Professor Holger Schmidt, Chef der Neurologie an den Elbe Kliniken. Foto: Wisser

Heimlicher Star des Tages war Professor Holger Schmidt. Der Chefarzt der Klinik für Neurologie und Riga-Beauftragter des Elbe Klinikums Stade wurde in mehreren Reden als Vater der Kooperation genannt. Tatsächlich hat er in einem vierjährigen Testlauf schon die Ausbildung von Studenten aus Riga an den Elbe Kliniken getestet.

Holger Schmidt mahnt weitere Schritte an

„Die Errichtung der Zweigstelle hier am Elbe Klinikum ermöglicht es uns, jungen Medizinerinnen und Medizinern eine praxisnahe Ausbildung auf hohem Niveau zu bieten“, sagt Holger Schmidt. Er mahnte weitere Schritte an. „Wir brauchen Stipendien und Studentenkredite und ein breites gesellschaftliches Engagement, damit die Studierenden später bei uns bleiben“, so Schmidt.

Wir brauchen Stipendien und Studentenkredite und ein breites gesellschaftliches Engagement, damit die Studierenden später bei uns bleiben

Professor Holger Schmidt

Auch der Rektor der Rigaer Universität, Professor Aigars Pētersons, zeigte sich begeistert: „Diese Zusammenarbeit eröffnet unseren Studierenden völlig neue Perspektiven.“

Niedersachsen schickt eine Abteilungsleiterin

Claudia Schröder, Leiterin der Gesundheitsabteilung des Sozialministeriums Niedersachsens, betonte die zukunftsweisende Rolle des Projekts: Die Einrichtung sei ein wichtiger Baustein für die Sicherung der medizinischen Versorgung in dieser Region Niedersachsens. Mehrere Teilnehmer der Veranstaltung störten sich daran, dass die Landesregierung in Agathenburg nicht gleichrangig zum lettischen Minister vertreten war.

Nach TAGEBLATT-Informationen gab es vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur auf Anfrage eine schnelle Absage. Das Gesundheitsministerium hatte sich wohl bemüht, musste in Sachen Minister und Staatssekretär aber absagen, weil beide einen Termin in Berlin haben.

Landtagsabgeordnete kritisiert Fehlen des Ministers

„Ich finde, es ist eine Schande, dass der lettische Gesundheitsminister kommt und das Land Niedersachsen nicht gleichrangig vertreten ist“, kommentierte die CDU-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Stader Bürgermeisterin Melanie Reinecke die Situation.

Weitere Artikel