TLandratswahl: Warum die SPD auf einen eigenen Kandidaten verzichtet

2021 war Björn Protze (links) bei der Landratswahl noch für die SPD gegen Kai Seefried (CDU) angetreten. Dieses Duell wird 2026 nicht wieder geben. Foto: Wisser
Jetzt sind Kai Seefrieds Chancen auf eine Wiederwahl noch viel größer als ohnehin schon: Die SPD verzichtet auf einen eigenen Kandidaten bei der Landratswahl. Warum?
Landkreis. „Ich freue und bedanke mich für das Vertrauen in meine Arbeit und die der Kreisverwaltung“, reagierte Kai Seefried auf die neuesten Entwicklungen. Der Stader CDU-Landrat ist am Montag einer zweiten Amtszeit noch einmal deutlich näher gekommen.
Seefried: SPD-Verzicht ist kein Demokratieproblem
Der Grund: Die SPD hat entschieden, zur Wahl im nächsten Jahr keinen Gegenkandidaten zum Amtsinhaber aufzustellen und erklärt das mit der guten Arbeit des CDU-Landrats. „Ich bin sehr gerne Landrat und mache das mit großer Leidenschaft und freue mich über diese Unterstützung aus der SPD“, sagte Seefried gegenüber dem TAGEBLATT.
Das ändere aber nichts daran, dass erst die Wählerinnen und Wähler nächstes Jahr entscheiden, wer der nächste Landrat sein werde. Gewählt wird am 13. September 2026 im Rahmen der Kommunalwahl.
Die CDU wird Seefried am 8. November offiziell nominieren. Ein Demokratie-Defizit sieht Seefried durch den Verzicht der SPD auf einen eigenen Kandidaten nicht. Bei der Kommunalwahl stünden Hunderte Kandidaten und viele Themen zur Wahl. „Da bin ich nur einer von vielen.“
Kreis-SPD verzichtet einstimmig auf Kandidatur
Die Verzichtsentscheidung traf der SPD-Unterbezirksvorstand einstimmig und in Absprache mit dem potenziellen eigenen Kandidaten Björn Protze, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, und der sozialdemokratischen Kreistagsfraktion. Protze war gegen Seefried bei der Landratswahl 2021 angetreten und konnte, unterstützt von den Grünen, einen Achtungserfolg einfahren. Protze hatte damals mit rund 44 Prozent das bislang beste SPD-Ergebnis bei Landratswahlen im Kreis Stade geholt.

Sieger Kai Seefried (rechts) und sein Herausforderer Björn Protze nach der Landratswahl 2021. Foto: Stephan (Archiv)
„Wir haben uns als Vorstand ausführlich Gedanken zur Kommunalwahl 2026 gemacht und gemeinsam entschieden, keinen eigenen Landratskandidaten aufzustellen“, sagt Corinna Lange, Vorsitzende der Kreis-SPD und Landtagsabgeordnete.
Hilfe für aussichtsreiche Bürgermeisterkandidaten
Ist der Verzicht für die Sozialdemokratie ein bitterer Einschnitt? Landrat-Direktwahlen gibt es seit 1999 im Landkreis Stade. Bisher gab es immer einen sozialdemokratischen Kandidaten.
Wir nehmen wahr, dass die Kreisverwaltung mit Landrat Kai Seefried viele Themen anpackt und in der Zusammenarbeit mit der SPD-Kreistagsfraktion einen sehr kooperativen Stil wählt.
Corinna Lange, SPD-Vorsitzende
„Nein“, beantwortet Corinna Lange diese Frage. „Das ist der logische Schritt nach unserer Analyse der Europawahl und der Bundestagswahl.“ Die Rotenburger SPD hatte bereits vor Wochen eine solche Entscheidung getroffen und will gegen den dortigen CDU-Amtsinhaber Marco Prietz auch keinen Kandidaten aufstellen.

Corinna Lange, hier vor dem Schwedenspeicher in Stade, vertritt die Region im Landtag. Foto: Susanna Brunkhorst
Die SPD im Landkreis Stade wolle sich auf eine starke Fraktion und starke Bürgermeisterkandidaten konzentrieren, so Lange. Die SPD hat in Stade mit Kai Koeser und in Harsefeld mit Maren Kleinschmidt zwei SPD-Kandidaten, denen Siegchancen zugebilligt werden. Corinna Lange selbst sagt es nicht so deutlich, aber: Gegen Kai Seefried wäre ein SPD-Kandidat klarer Außenseiter gewesen.
SPD: Seefried packt Themen an und ist kooperativ
„Wir nehmen wahr, dass die Kreisverwaltung mit Landrat Kai Seefried viele Themen anpackt und in der Zusammenarbeit mit der SPD-Kreistagsfraktion einen sehr kooperativen Stil wählt“, sagt Lange. Auch die Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden im Landkreis Stade verlaufe konstruktiv und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, so die SPD-Frau. Als eine Wahlempfehlung für den CDU-Landrat will Lange diese Analyse aber noch nicht verstanden wissen.
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„Diese Entscheidung wurde gemeinsam mit dem SPD-Unterbezirksvorstand, der Kreistagsfraktion und mir als Person getroffen. Ich werde mich in der kommenden Wahlperiode mit voller Kraft auf mein Engagement als Kreistagsabgeordneter konzentrieren – idealerweise in einer Fraktion, die als stärkste Kraft aus der Kommunalwahl hervorgeht“, sagt Protze.
Grüne und AfD legen sich noch nicht fest
Damit gibt es aktuell keinen Herausforderer für den amtierenden Landrat Kai Seefried. Grüne und AfD haben sich noch nicht entschieden, ob sie mit einem eigenen Kandidaten antreten werden.
Auf Nachfrage erklärt der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen, dass es im Herbst eine Entscheidung über einen eigenen Kandidaten geben soll. Die als rechtsextrem eingestufte AfD will sich im ersten Quartal 2026 bei der Kandidatenfrage festlegen.
Die FDP will Landrat Seefried unterstützen. Die bei Kommunalwahlen traditionell starke Freie Wählergemeinschaft hat bisher noch nie einen eigenen Kandidaten für die Landratswahlen aufgestellt.
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