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Wahlkampf

TNach Absage an Tesla: So verdient Viebrockhaus mit Klimaschutz Geld

Bauunternehmer Andreas Viebrock (links) trifft in Buxtehude auf den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Grünen, Sven Giegold. In einem sind sie sich einig: Mit Klimaschutz lässt sich Geld verdienen.

Bauunternehmer Andreas Viebrock (links) trifft in Buxtehude auf den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Grünen, Sven Giegold. In einem sind sie sich einig: Mit Klimaschutz lässt sich Geld verdienen. Foto: Sulzyc

Klimaschutz kann ein gutes Geschäft sein. Die Firma Viebrockhaus ist der Beweis. Aber auch andere Unternehmer haben Ideen.

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Von Thomas Sulzyc
Donnerstag, 16.01.2025, 08:50 Uhr

Buxtehude. Klimaschutz sei gut für die Wirtschaft. Das gelte jedenfalls dann, wenn jeder investierte Euro dazu beiträgt, den wachsenden Umfang der Klimaschäden abzubremsen. Diese Rechnung macht das Institut der deutschen Wirtschaft auf. Es gilt als arbeitergebernah.

Dass Klimaschutz die Wirtschaft ankurbeln könne, wollen auch die Grünen in diesem Bundestagswahlkampf deutlich machen. Deshalb hat die Partei am Dienstagabend bei einem Gesprächsforum in Buxtehude Unternehmern eine Bühne gegeben. Das Besucherinteresse ist groß: Mit knapp 100 Menschen ist der Saal im Kulturforum am Hafen ausgelastet.

So verdient Viebrockhaus Geld mit Klimaschutz

Mit Klimaschutz lässt sich Geld verdienen. Den Beweis hat das Bauunternehmen Viebrockhaus AG mit Sitz in Harsefeld erbracht. „Wir hatten 2023 das beste Geschäftsjahr - und 2024 das allerbeste“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Viebrock.

Auf Wärmepumpen zur Energiegewinnung setze das Unternehmen seit 2007. Es verarbeite teilweise aus Recycling gewonnene Baustoffe. Dem Geschäft hat das offenbar nicht geschadet: „Wir haben nichts zu bejammern“, sagt Andreas Viebrock.

Die Unternehmensführung hat am Montag politisch auf sich aufmerksam gemacht: Weil Elon Musk zur Wahl der AfD aufgerufen hat, verzichtet sie künftig auf Produkte des amerikanischen Unternehmens Tesla. Der Milliardär Musk ist geschäftsführender Gesellschafter von Tesla.

Als Wahlhilfe für die Grünen versteht Andreas Viebrock seine Teilnahme an dem Gesprächsforum nicht. Er findet auch kritische Worte den Grünen gegenüber: „Uns hat eure Politik nicht geschadet, aber umhergetrieben.“

Diese Kritik äußert ein Besucher

Zu teuer kämen die Klimaschutzprogramme den Normalbürgern zu stehen, sagt dagegen ein Besucher. 200.000 Euro würde die energetische Gebäudesanierung seines Hauses kosten. Zu viel für einen Rentner, gibt er zu bedenken. „Und dann soll ich noch ein Elektroauto kaufen.“

Für zu hoch halten andere im Publikum die genannte Summe. Doch der Mann entgegnet: Er habe Angebote auf dem Markt eingeholt. Auflösen lässt sich der Konflikt an diesem Abend aber nicht.

Nach Ende der Veranstaltung sind die Podiumsteilnehmer Andreas Viebrock und Angela Heinssen noch im Gespräch.

Nach Ende der Veranstaltung sind die Podiumsteilnehmer Andreas Viebrock und Angela Heinssen noch im Gespräch. Foto: Sulzyc

Altländerin sieht Potenzial in Agri-Photovoltaik

Dass Klimaschutz sich wirtschaftlich gestalten lässt, davon ist die Rechtsanwältin und Landwirtin Angela Heinssen aus dem Alten Land überzeugt. Ihrer Meinung nach ein Geschäftsfeld mit Potenzial: die sogenannte Agri-Photovoltaik. Damit ist laut Fraunhofer Institut die gleichzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsproduktion und die Stromerzeugung aus Sonnenenergie mit Hilfe von Photovoltaikmodulen gemeint.

„Es gibt viel Geld zu verdienen in diesem Bereich“, ist Angela Heinssen überzeugt. Deutschland sei führend in der Forschung zu dieser Technologie. Aber Inder und Afrikaner zeigten ebenfalls Interesse daran und würden aufholen.

Unternehmer Christoph Nettkau zeigt vor dem Gebäude der früheren Malerschule in Buxtehude ein Element seines Prototypen zur Fassadenbegrünung. Der Ingenieur sieht darin einen Geschäftszweig mit Potenzial.

Unternehmer Christoph Nettkau zeigt vor dem Gebäude der früheren Malerschule in Buxtehude ein Element seines Prototypen zur Fassadenbegrünung. Der Ingenieur sieht darin einen Geschäftszweig mit Potenzial. Foto: Sulzyc

Gründerstar für Fassadenbegrünung

Mit einem eigenen Prototypen möchte der Unternehmer Christoph Nettkau aus Rosengarten (Landkreis Harburg) die Fassadenbegrünung besser machen. In Harsefeld beabsichtigt er, voraussichtlich im Sommer 200 Quadratmeter Hallenfläche zu begrünen.

Sein Prototyp sei von besonders hoher Qualität. Schmetterlinge und Schwalben böte er ein Zuhause. „Ein Quadratmeter kostet 1000 Euro“, sagt Nettkau. Viel Geld, das wisse er. Aber mit Entwicklung des Geschäftszweigs würden die Preise sinken, so seine Erwartung. Der Ingenieur Christoph Nettkau ist Geschäftsführer der Navitas Umweltservice GmbH. Gutachten zu Luft- und Trinkwasserhygiene sind sein Geschäft.

„Flüssigerdgas als Lebensversicherung“

Im Wahlkampf zu Gast bei den Grünen in Buxtehude ist an diesem Abend Sven Giegold. Der Politiker aus dem Landkreis Verden ist stellvertretender Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und ehemaliger Staatssekretär unter Robert Habeck im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Für die Bundesregierung hat Sven Giegold den sogenannten Green Deal mit der EU verhandelt. Dieses Programm sieht vor, in der EU bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen und gleichzeitig das Wachstum der Wirtschaft anzukurbeln.

Ob Deutschland wirklich Flüssigerdgas (LNG) importieren müsse, will eine Frau aus dem Publikum von ihm wissen. Sie müsse Wählern erklären, warum Grüne auf einen fossilen Brennstoff setzen. In Stade-Bützfleth an der Elbe ist ein Terminal für den Import von Flüssigerdgas in Bau.

„Wir brauchen Flüssigerdgas als Lebensversicherung“, antwortet Sven Giegold. Für den Fall, dass die deutsche Energieinfrastruktur angegriffen werde. Der Aufbau einer Energieversorgung aus erneuerbaren Energien in Deutschland sei ohne Alternative. „Wir wollen unabhängig von den Putins und Scheichs sein.“

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