TNach der Übernahme: So geht es bei Karl Meyer in Wischhafen weiter
Lutz Siewek ist Mitglied der Unternehmensleitung in der Nehlsen AG. Foto: Wisser
Das Beste aus zwei Welten: Die neuen Besitzer der Karl Meyer AG haben für die Übernahme des Unternehmens ein positives Motto gewählt. Was genau sind die Pläne?
Wischhafen. „Wir bei Nehlsen hatten vor der Übernahme 50 freie Stellen und Karl Meyer hatte 20 freie Stellen. Zusammen haben wir jetzt also 70“, sagt Lutz Siewek auf eine zentrale Frage: Bleiben die Arbeitsplätze in der Region bei Karl Meyer erhalten, nachdem die Nehlsen AG aus Bremen das Traditionsunternehmen aus Wischhafen gekauft hat?
Siewek gehört zur vierköpfigen Unternehmensleitung bei Nehlsen. Der Verkauf war rückwirkend zum 1. Januar 2025 abgewickelt worden.
Entsorgungsbranche: Hier gibt es freie Arbeitsplätze
Das Entsorgungsunternehmen aus Kehdingen beschäftigt rund 750 Mitarbeitende - und das soll weitgehend so bleiben. „Wir haben in unserer Branche einen massiven Fachkräftemangel. Wir suchen Mitarbeiter und bauen keine ab“, sagt Siewek gegenüber dem TAGEBLATT bei einem Gespräch in Wischhafen. Er ist für die Unternehmenskommunikation, das Thema Verpackungsentsorgung und die kommunale Müllabfuhr im Unternehmen verantwortlich.
Wie berichtet verkaufte die Familie Meyer das Unternehmen an Nehlsen. Der Grund: Es gab keine Nachfolge innerhalb der Familie. Gemeinsam haben die Unternehmen 3750 Beschäftigte. „Wir arbeiten in Ruhe weiter und prüfen, wo wir Dinge verbessern können“, sagt Siewek.
Führungsstruktur von Nehlsen AG gilt auch in Wischhafen
Für zwei Jahre soll der Name Karl Meyer erhalten bleiben. Das Unternehmen ist derzeit für alle Arten der Müllabfuhr im Landkreis Stade zuständig: Hausmüll, Biotonne, Sperrmüll, Altpapier- und Altglassammlung sowie Gelbe Säcke.

Mitarbeiter von Karl Meyer sammeln Spermüll ein. Sie werden dies sicher bis Ende 2027 weitermachen. Dann wird der Auftrag neu vergeben. Foto: Elsen
„Ich kann mir vorstellen, dass wir dann auch die Belegschaft fragen, wie es danach weitergehen soll“, sagt der Prokurist des Bremer Unternehmens. Die Nehlsen-Führungsstruktur ist auf die der Karl Meyer AG übertragen worden. Die Mitglieder der Unternehmensleitung kümmern sich in Wischhafen um die Zuständigkeiten, wie sie diese auch bei Nehlsen haben.
Übernahme: Stillschweigen über die Kaufsumme
Der Verkauf von Karl Meyer wurde über ein Beratungsbüro organisiert. Dieses ist auf das Bremer Unternehmen und wahrscheinlich auch auf andere Firmen zugegangen und hat sie zu einem Bieterverfahren eingeladen. Nehlsen bekam den Zuschlag. Über die Kaufsumme ist Stillschweigen vereinbart worden. Wie Karl Meyer ist die Nehlsen AG ein Familienunternehmen.

Der Firmensitz von Karl Meyer in Wischhafen. Foto: Karl Meyer
„Wir verlängern unseren Einzugsbereich gen Osten und stärken unser Kerngebiet“, nennt Siewek die Gründe, warum der Ankauf aus Nehlsen-Sicht Sinn ergibt. „Wir sind im Heidekreis, wir sind jetzt in Stade, wir sind in Cuxhaven und wir sind in Osterholz“, beschreibt Siewek die Nehlsen-Organisation im Nordwesten. Das bringe Synergien.
Autohaus in Wischhafen und Karl-Meyer-Flotte bleiben
Die neuen Chefs in Wischhafen sind mit dem Motto „das Beste aus zwei Welten“ angetreten. „Wir schauen, was besser funktioniert und übernehmen das für alle. Wo wir uns nicht auskennen, holen wir Leute, die das tun“, sagt Siewek.
Das greift bei Geschäftsfeldern, die Nehlsen bisher nicht hat. Das Meyer-Autohaus ist dafür ein Beispiel. Hier gibt es einen neuen Geschäftsführer. Außerdem hat der neue Besitzer seine Firmenfahrzeugrichtlinie so umgestellt, dass passend zum Autohaus in Wischhafen Modelle von VW und Audi bevorzugt werden. Auch die Karl-Meyer-Schiffsflotte soll als profitabler Zweig weiterbetrieben werden.
Karl-Meyer-Akademie übernimmt Ausbildung für alle
Spannend ist für das gesamte Unternehmen die Akademie von Karl Meyer in Wischhafen. Hier werden Schulungen, Seminare und E-Learnings in den Bereichen Arbeits- und Umweltschutz, Abfall- und Umweltrecht, Betriebssicherheit und Gefahrstoffe angeboten.
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„Die Akademie wird positiv ausgedrückt explodieren“, sagt Siewek. „Wir haben haufenweise Mitarbeiter, die diese Leistungen in Anspruch nehmen können. Das haben wir vor dem Ankauf von Meyer überall und nirgends gemacht. Jetzt läuft das über unsere eigene Akademie.“
Verkauft an Branchenriesen: Nehlsen gibt Berlin-Geschäft auf
Eine Veränderung und zwei guten Nachrichten gibt es für das Unternehmen: Karl Meyer war viele Jahre auf dem Altglas-Sektor in Berlin aktiv und dort der größte Akteur. In den vergangenen Jahren ist das auch auf andere Abfall-Fraktionen ausgeweitet worden.
Das Berlin-Geschäft haben die neuen Hausherren bei Karl Meyer verkauft.
Branchen-Riese Remondis hat die Geschäftsanteile der Karl Meyer Rohstoffverwertung in Berlin übernommen. Das Unternehmen hat weltweit mehr als 40.000 Beschäftigte. „Was wir uns für unsere Kernregion hier oben vorgenommen haben, funktioniert in Berlin nicht“, sagt Siewek. Nehlsen sei nicht in Berlin vertreten.
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Die zwei guten Nachrichten: Unter Mitwirkung der neuen Leitung gewann das Unternehmen den Altglas-Auftrag in der Stadt Kiel und den Transportauftrag für den Restmüll aus dem Landkreis Stade zur Müllverbrennungslage Rugenberger Damm nach Hamburg. „Wir setzen die erfolgreiche Arbeit fort und freuen uns sehr über diese Erfolge“, sagt Lutz Siewek.
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Wir haben in unserer Branche einen massiven Fachkräftemangel. Wir suchen Mitarbeiter und bauen keine ab.