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Kommentar

TNaturschutz gegen Landwirtschaft im Kreis Stade: So funktioniert das nicht

Kommentator Karsten Wisser.

Kommentator Karsten Wisser. Foto: Wisser

Der Streit um ein Naturschutzgebiet im Esseler Moor kann nicht am Schreibtisch geschlichtet werden. Die Landwirtschaft spielt eine zu wichtige Rolle.

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Von Karsten Wisser
Donnerstag, 06.11.2025, 05:50 Uhr

Fredenbeck. Das Land, das ihre Vorfahren einst dem Moor abgetrotzt haben, um die Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen, soll den Bauern jetzt genommen werden. Nichts anderes passiert, nehmen Politiker und Naturschutz die Sorgen der Betroffenen vor Ort nicht ernst.

Wirtschaftlich ist es für den Landwirt nicht mehr, wenn ausschließlich der Naturschutz Priorität hat. Das gefährdet bäuerliche Existenzen und das dörfliche Leben. Das Höfesterben ist in Niedersachsen und im Landkreis Stade real. Bis 2040 werden mehr als die Hälfte aller Bauernhöfe laut aktueller Hochrechnungen verschwunden sein. Die Agrarbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel.

Der Landwirt wird zum Landschaftsgärtner

Was die Folgen einer Landschaft ohne Landwirtschaft für Pflanzen und Tiere wären, ist schwer vorherzusagen. Sicher ein Fehler ist es, davon auszugehen, dass es sich um Gegensätze handelt: entweder Landwirtschaft oder Naturschutz. Beides schließt sich nicht aus.

Mitunter wird Landwirten über den Vertrags-Naturschutz schon ein Pflegeaufwand bezahlt, um die von ihnen lange aufgebauten Strukturen für Tiere im Sinne des Artenschutzes auf Naturschutzflächen zu erhalten. Es ist dann nur ein künstliches Konstrukt, bei dem emotionale Bindung an das Land keine Rolle mehr spielt. Der Landwirt wird zum Landschaftsgärtner.

Naturschutz gemeinsam mit den Landwirten

Fakt ist, dass es im Esseler Moor noch seltene Insekten, Vögel und Pflanzen gibt - trotz oder wegen der Landwirtschaft. Ein Vorort-Termin und das Einvernehmen mit den betroffenen Landwirten ist deshalb der richtige Weg.

Vielleicht hilft es auch dabei, Vorurteile abzubauen. Den Tieren ist es egal, wo die Grenze zum Naturschutzgebiet verläuft. Viele Arten wissen landwirtschaftliche Flächen zu schätzen. Wildgänse und Kiebitze sind beste Beispiele. Sie sind sozusagen bekennende Fans gepflegter Äcker und Weiden.

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