TNeue Elektrofähren für Glückstadt-Wischhafen? CDU-Politiker sichert FRS Unterstützung zu

Die Elbfähre quält sich durch die verschlickte Fahrrinne. Foto: FRS
Stundenlage Wartezeiten an der Elbfähre Glückstadt-Wischhafen? Dagegen will FRS etwas unternehmen. Der Cuxhavener CDU-Politiker Enak Ferlemann will helfen.
Wischhafen. Dieses Votum war eindeutig: Das von Tim Kunstmann vorgestellte Mobilitätskonzept zur Elbfähre Glückstadt-Cuxhaven fand die breite Zustimmung des Fachpublikums. Arne Ehlers, Vorsitzender des veranstaltenden Nautischen Vereins, hatte diese Abstimmung nach der Präsentation des Geschäftsführers des Fährbetreibers FRS in der gut besetzten Shantychor-Messe in Cuxhaven initiiert - und es gab lediglich eine Handvoll Enthaltungen.
Verschlickung der Elbe sorgt für Verkehrsprobleme
Seit Oktober 2020 betreibt die in Flensburg beheimatete Reederei die Traditionsfährlinie Glückstadt-Wischhafen mit vier Schiffen und 70 Mitarbeitern. Für eine zunehmende Herausforderung sorge die Verschlickung, die mit der Elbvertiefung zusammenhänge, selbst wenn das Wasser- und Schifffahrtsamt sich mittlerweile verstärkt um Abhilfe bemühe.

Kapitän Arne Ehlers (l.), Vorsitzender des Nautischen Vereins Cuxhavens, mit Tim Kunstmann, der bei der Reedereigruppe FRS für das europäische Geschäft in Verantwortung steht. Foto: Kramp
Kunstmann veranschaulichte das Ausmaß mit dem Zustand der Schiffsschraube. Der Elbschlick habe den Propeller um zwölf Zentimeter abgeschliffen. Das kenne die FRS von keiner anderen ihrer Fährlinien auf der Welt. Durch die Verschlickung sei ein Begegnungsverkehr zweier Fähren - anders als früher - vor dem Anleger nur noch bei Hochwasser möglich. Zwei Jahre lang habe man vergeblich weltweit nach gebrauchten Fährschiffen für das Revier gesucht. Die benötigen einen maximalen Tiefgang von nur 1,50 Meter.
Verkehrsprobleme
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Fahrtzeiten sollen kürzer werden
Verbesserte Taktungen, weniger Wartezeit, kürzere Fahrzeiten, Emissionsfreiheit sieht das von Tim Kunstmann vorgestellte Konzept vor. Ausdrücklich wollte er es als Überbrückung und Ergänzung zur A20 und dem Elbtunnel verstanden wissen - und verdeutlichte, dass es politische Unterstützung benötige. Vorgesehen sind darin der Neubau von vier bis optional sechs emissionsfreie Elektrofähren, der Bau eines neuen Doppelanlegers in Wischhafen und ein ebenfalls optimierter Anleger in Glückstadt.

Noch dauert die Überfahrt je nach Wasserstand mindestens 20 Minuten, künftig könnte es in 14 Minuten geschafft werden. Foto: Kramp
Bei einem Einsatz von sechs neuen Doppelendfähren würde alle 15 Minuten eine Abfahrt erfolgen, die Fahrdauer betrage nur 14 Minuten. Die Reederei errechnete eine Steigerung des Verkehrs um bis zu 600 Prozent auf 43.000 Fahrzeuge pro Jahr.
Kosten für Millionenprojekt sollen aufgeteilt werden
Die Baukosten liegen laut Kunstmann bei geschätzten 20 Millionen Euro pro Doppelendfähre. Für den Anleger in Glückstadt kommen 10 bis 15 Millionen Euro und den Anleger in Wischhafen mit Fährkopfverlegung 15 bis 20 Millionen Euro jeweils plus 20 Prozent Baunebenkosten. Aus Naturschutzsicht gebe es keine Hinderungsgründe, NABU und BUND stünden zu diesen Plänen.
Tim Kunstmann erklärte, dass die FRS in die Schiffsneubauten investieren möchten. Von den Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen erhoffe man sich im Gegenzug den Bau der Anleger. Die Reederei würde für die Nutzung Hafengebühren zahlen.
CDU-Politiker Ferlemann sichert FRS Unterstützung zu
Der Fähr-Geschäftsführer machte deutlich, dass die FRS langfristig Planungssicherheit benötige, für die Zeit, wenn der Elbtunnel gebaut ist. Während die Pläne in Schleswig-Holstein eine positive Rückmeldung aus der Landesregierung erfahren, sei es in Niedersachsen allerdings eher sperrig und schwierig, darüber in den Dialog zu kommen, da wünsche er sich mehr Redebereitschaft. Der Cuxhavener CDU-Politiker Enak Ferlemann sicherte Kunstmann seine Unterstützung als Türöffner beim Land zu.
Wischhafen-Glückstadt
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Es werde weitere Gespräche geben, die dazu führen sollen, dass der Fährverkehr zwischen Wischhafen und Glückstadt verbessert wird, sagte der Pressesprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, Christian Budde, „die Tür ist nicht zu“. Jedoch der Plan, den Wischhafener Fähranleger zur Elbe zu verlegen, die dadurch mögliche Verkürzung der Fahrzeiten sowie die deutlich höhere Frequenz der Überfahrten, und das alles mit grüner Energie, ist offenkundig für die Landesregierung vom Tisch. Zumindest sagte das Budde am bereits im Dezember auf TAGEBLATT-Nachfrage.
Dass die FRS im Besitz des Fähranlegers in Brunsbüttel ist, spielte an diesem Abend übrigens nur am Rande einer Rolle. Einer Wiederbelebung der Fährverbindung Brunsbüttel-Cuxhaven stehe gegenwärtig die Unwirtschaftlichkeit entgegen. Kunstmann sagte: „Wir kommen bei den Kalkulationen auf einen Millionenverlust. Die Zahlen sind tiefrot.“ Kategorisch ausschließen mochte er eine Neuauflage dennoch nicht („sag niemals nie“). Zu einem diesbezüglichen Gamechanger könnten ihm zufolge die Northvolt-Ansiedlung in Dithmarschen und Cuxhavens Hafenentwicklungen werden.
Fördereederei Seetouristik
Die Wurzeln gehen bis ins Jahr 1866. Von einer regionalen Dampfschiffsreederei wuchs das Unternehmen zu einer internationalen Reedereigruppe. Die in Flensburg ansässige Fördereederei Seetouristik betreibt heute 70 Fährschiffe in 14 Ländern. Befördert werden pro Jahr nach eigenen Angaben 5,7 Millionen Passagiere und 1,5 Millionen Fahrzeuge. Sechs Solarfähren in Berlin, die Fährlinien Glückstadt-Wischhafen oder Sylt-Römö, der Helgoland-Katamaran „Halunder Jet“ sind beispielsweise in Betrieb - und neuerdings gehören auch zwei traditionelle Rheinfähren zum Portfolio. Im Offshore-Bereich ist die FRS mit dem Betrieb von 61 CTV aktiv und betreibt Häfen und Terminals. Rund 1500 Mitarbeitende sind bei ihr beschäftigt.