TAbschiebe-Drohung: Ministerpräsident sagt Pflegeheim ab

Die Heimbetreiber Andrea Wohlmacher und Tino Wohlmacher kämpfen gegen die drohende Abschiebung von Beschäftigten ihrer Pflegeeinrichtung Haus Wilstedt. (Archivbild) Foto: Sina Schuldt/dpa
Seit zwei Wochen kämpfen Pflegekräfte, Angehörige und Heimbetreiber gegen die Abschiebung von zehn kolumbianischen Mitarbeitern. „Missliche Lage“ auch für die Politik.
Wilstedt. Ein Pflegeheim in Wilstedt im Landkreis Rotenburg kämpft weiter gegen die drohende Abschiebung von zehn kolumbianischen Beschäftigten. 48 schwer demenzkranke Menschen sind davon bedroht, ihr Zuhause zu verlieren. In einem offenen Brief vom 12. November, der unter anderem an Bürgermeister Traugott Riedesel, Ministerpräsident Stephan Weil und Bundesminister Hubertus Heil gerichtet ist, fordern die Betroffenen ein unbefristetes Bleiberecht für die von Abschiebung bedrohten kolumbianischen Arbeits- und Pflegekräfte von Haus Wilstedt. Die Online-Petition mit dem Titel „Stoppt die Abschiebung der Pfleger im Haus Wilstedt! Rettet das Zuhause unserer demenzerkrankten Mütter, Väter & Ehepartner!“ haben inzwischen mehr als 53.000 Menschen unterschrieben.
„Das Büro von Ministerpräsident Weil hat telefonisch abgesagt, er habe keine Zeit“, so Anne Weiss von der Angehörigeninitiative. „Uns ist bekannt, dass Ministerin Behrens und Minister Dr. Philippi erwägen, den Termin wahrzunehmen. Eine schriftliche Antwort und ein Terminvorschlag der Ministerien liegt uns bisher nicht vor.“
Pflegeheim benötigt Planungssicherheit
„Unsere Einladung steht“, sagt Heimbetreiberin Andrea Wohlmacher. „Wir erwarten weiterhin, dass die Ministerin und der Minister für die Petitionsübergabe nach Wilstedt kommen oder uns ins Ministerium einladen. Es sollte im Interesse der amtierenden Politikerinnen und Politiker sein, die missliche Lage, in der wir uns befinden, schnell zu allseitiger Zufriedenheit zu klären und das Bleiberecht der Menschen zu sichern. Nur das verschafft uns als Unternehmern auch Planungssicherheit.“

Wegen der drohenden Abschiebung von Pflegekräften fürchten die Betreiber eines Pflegeheims in Wilstedt im Landkreis Rotenburg um die Existenz des Hauses. (Archivbild) Foto: Sina Schuldt/dpa
Laut Anne Weiss wurden in zwei Fällen Härtefallanträge gestellt. Eine Entscheidung darüber sei bislang nicht bekannt. Für die acht anderen Betroffenen sollen ebenfalls Härtefallanträge gestellt werden. Alle hätten Einspruch gegen die Abschiebung eingelegt. Die Betroffenen, die überwiegend als Pflegehelferinnen und -helfer in dem Heim arbeiten, sind seit fast zwei Jahren im Haus Wilstedt beschäftigt.
Diesem Besuch ging ein Termin mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Marco Mohrmann voran. „Da meine Mutter bis zu ihrem Tod in Haus Wilstedt zu Gast war, ist mir das liebevolle Umfeld sehr vertraut“, so Dr. Mohrmann. „Natürlich wissen wir, dass der Gesetzgeber nicht vorgesehen hat, dass aus einer ursprünglichen Einreise als Tourist ein dauerhafter Aufenthalt wird. Aber dass nun gerade die das Land verlassen sollen, die sich in der Gesellschaft hervorragend integrieren, die in extrem wichtigen und unterversorgten Berufsfeldern arbeiten und quasi unser Land am Laufen halten, können wir nicht akzeptieren und unterstützen.“
Am Dienstagnachmittag wurden zudem der Grünen-Fraktionsvorsitzende Detlev Schulz-Hendel und die Grünen-Landtagsabgeordnete Djenabou Diallo-Hartmann im Haus Wilstedt erwartet. Sie wollten sich vor Ort ein Bild machen, um die Informationen in den Landtag einzubringen, sagte Anne Weiss von der Angehörigeninitiative. (jab)

Die Betreiber des Hauses Wilstedt, Andrea Wohlmacher (l.) und Tino Wohlmacher (r.), wollen die Abschiebung der Pflegekräfte (2.v.l.-r.) Liliana Arenas, Camila Carrillo und Diego Carrillo Arenas und weiteren Beschäftigten verhindern. (Archivbild) Foto: Sina Schuldt/dpa