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Kommentar

TSituation der Stader Chemie-Industrie bleibt angespannt

Lars Strüning. Foto: Martin Elsen/www.nord-luftbilder/Montage

Lars Strüning. Foto: Martin Elsen/www.nord-luftbilder/Montage

Groß waren Enttäuschung und Verärgerung, als Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner viel beachteten Zeitenwende-Rede bei der zukünftigen Energieversorgung zwar Wilhelmshaven und Brunsbüttel als LNG-Importstationen nannte, Stade aber nicht.

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Von Lars Strüning
Freitag, 22.03.2024, 05:30 Uhr

Stade. Dabei gab es hier bereits konkrete Pläne.

Die Nichtbeachtung Stades wirkte wie ein Fanal. Fortan traten Stadt, Region und Land vehement geschlossen auf, legten die hanseatische Zurückhaltung ab. Selbst der Wilhelmshavener SPD-Minister Olaf Lies machte Dampf bei seinen Genossen in Berlin und im vom Grünen Habeck geführten Bundeswirtschaftsministerium.

Grundmann kämpfte in Berlin für Stade

Nicht zu unterschätzen auch die Rolle des Stader CDU-Bundestagsabgeordneten Oliver Grundmann, der aus der Opposition heraus mantraartig wiederholte, dass auch Stade ein geeigneter LNG-Standort sei.

Jetzt wird Stade der erste LNG-Standort Deutschlands, der an Land im großen Stil und privatwirtschaftlich geführt das verflüssigte Erdgas importieren wird.

Zur Erinnerung: Die schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Lubmin oder Stade werden vom Bund bezahlt.

So hat der Erfolg dieser Industrieansiedlung viele Mütter und Väter – über Partei- und Behördengrenzen hinweg. Erstaunlich auch die Leistung der landeseigenen Hafengesellschaft N-Ports, die nicht einmal in einem Jahr den neuen Energiehafen für 300 Millionen Euro realisierte, wo die LNG-Schiffe anlegen werden.

Jetzt möglichst schnell grüne Gase importieren

Perfekt wäre die größte bisher in der Region veranschlagte Investitionssumme angelegt, wenn möglichst frühzeitig von Erdgas als fossile Energie auf grüne Gase umgestellt werden könnte. Daher ist es gut, dass BUND und Deutsche Umwelthilfe das Projekt kritisch begleiten, auch wenn ihre Argumente oft weit hergeholt wirken.

Bei aller Freude über die neuen Möglichkeiten, die das LNG-Terminal für den Industriestandort bietet, bleibt die Situation im großen Stader Chemiepark an der Elbe ambivalent.

Die Standorte von Dow, Olin oder AOS kämpfen angesichts hoher Energiepreise noch ums Überleben. Alle hoffen, dass das angekündigte Aus von Trinseo als ein Vertreter vor Ort ein Einzelfall bleibt.

Ansonsten wird schnell Trübsal die Hochstimmung dieser Tage verdrängen.

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