TTödlicher Messerstreit in Stade: Was bekannt ist – Was der Bürgermeister sagt

Blick auf den Unfallort in der Straße Beim Salztor. Die Spurensicherung hatte hier schon ihre Arbeit aufgenommen. Foto: Battmer
Die tödliche Messerattacke auf offener Straße beschäftigt die Polizei und die Menschen in Stade. Bürgermeister Sönke Hartlef versucht zu beruhigen. Derweil kommen am Montag langsam weitere Details ans Licht.
Stade. Der aktuelle Stand: Polizeisprecher Rainer Bohmbach bestätigte am Montagmorgen die Gerüchte, dass die Feuerwehrtaucher bei ihrer Suche Freitagnacht ein Messer im Stader Burggraben gefunden haben. „Ob und wie dies im Zusammenhang mit der Tat steht, ist noch offen“, so Bohmbach weiter.
Inzwischen wird auch klar, wie brutal die Messerattacke am hellichten Tag auf offener Straße war: Dem Opfer wurde nicht etwa in den Oberkörper gestochen - sondern in den Kopf. Die Polizei wollte sich zu diesen Details nicht äußern. Der Messerattacke ging, wie berichtet, eine Auseinandersetzung in der Stader Innenstadt voraus. Hier, in der Hökerstraße, war die Scheibe eines Shisha- und Sportschuh-Händlers eingeschlagen worden. Inhaber und Freunde verfolgten offenbar die Tätergruppe. An der Salztorskreuzung kam es dann zu einem wohl provozierten Unfall. Offenbar wurde das spätere Opfer bewusst ausgebremst und dann gestellt. Eine Polizeistreife konnte nicht mehr eingreifen. Im Internet kursieren inzwischen Videos und Bilder rund um die Vorfälle.

An der Salztorskreuzung kam es dann zu einem wohl provozierten Unfall. Foto: Berlin
Der Täter ist weiterhin flüchtig, die Polizei fahndet nach ihm. Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu den Vorfällen in der Fußgängerzone und in der Straße Beim Salztor geben können oder die den mutmaßlichen Täter auf seiner Flucht beobachtet haben, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 04141/102215 bei der Stader Polizei zu melden.
Polizei: „Wir sind angemessen vorbereitet“
Die Clans: An der Auseinandersetzung sollen Mitglieder des Miri-Clans und des Al-Zein-Clans beteiligt gewesen sein. Beide Großfamilien geraten immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und haben mehrere Tausend Mitglieder in Deutschland. Diese sind vor allem in Bremen (Miri-Clan), Berlin und Nordrhein-Westfalen (Al-Zein-Clan) aktiv. Nach Angaben der Polizei leben allerdings nur Einzelpersonen in Stade, unter ihnen das 35-jährige Opfer. Wie viele Clan-Mitglieder genau in Stade leben, dazu machte die Polizei keine Angaben. Offenbar betrieben Mitglieder beider Clans jeweils ein Geschäft für Shishas in der Innenstadt. Es gab womöglich Konkurrenz.
Droht die Lage in Stade jetzt weiter zu eskalieren? „Darauf haben wir bislang keine Hinweise“, sagte der Sprecher. Nähere Angaben, zum Beispiel ob weitere Einsatz- oder Spezialkräfte angefordert wurden, machte die Polizei nicht. Nur so viel: „Wir sind angemessen vorbereitet“, sagt Bohmbach.
Trauerfeier im Gewerbegebiet Stade Süd
Die Gerüchte: Warum die Situation am Freitag eskalierte, sei weiter unklar, die Ermittlungen dauern an. Die Gerüchteküche in der Stadt brodelt. Einem Gerücht will die Polizei den Wind aus den Segeln nehmen: Der Imbiss, in dem vor eineinhalb Jahren ein junger Mann erschossen wurde, hat „rein gar nichts damit zu tun“, so Bohmbach. Es sei eine Verkettung unglücklicher Zufälle gewesen, dass die Fahrzeuge ausgerechnet hier zusammenprallten.
Am Sonntag sorgte eine größere Zusammenkunft im Gewerbegebiet Stade Süd für Aufsehen, die auch von der Bundesstraße B73 aus zu erkennen war. Nach TAGEBLATT-Informationen soll es sich dabei um eine Art Trauerfeier für das Opfer der Messerattacke gehandelt haben. Das wollte die Polizei nicht bestätigen oder verneinen, die Versammlung sei aber ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen, heißt es.
Hartlef: Stade ist keine rechtsfreie Zone
Das sagt der Bürgermeister: Die tödliche Messerattacke verunsichert viele Stader. Die Sorgen der Bürger, vor allem der Innenstadt-Kaufleute, sind auch Bürgermeister Sönke Hartlef zu Ohren gekommen. Sie fürchten, dass weniger Publikum in die City kommt durch den erneuten brutalen Vorfall. Hartlef versucht zu beruhigen.
Die Stadt sei in gutem und intensivem Austausch mit der Polizei. Die habe angekündigt, ihre Präsenz deutlich zu erhöhen - in der Innenstadt, im Altländer Viertel, aber auch insgesamt in der Region. Erste Beobachtungen bestätigten diese Ankündigung. Polizisten und Polizeifahrzeuge scheinen vermehrt auf Streife im Einsatz zu sein.
Die Angriffe gegen Sachen oder Menschen zielten nie auf Dritte, sagte Hartlef am Montag. Die kriminellen Gruppen behakten sich bisher ausschließlich untereinander. Dass Stade keine rechtsfreie Zone sei, zeigten die Aktionen von Polizei und Staatsanwaltschaft der vergangenen Monate, als in Stade Razzien durchgezogen und Verdächtige festgenommen worden seien. Stade gehört zu den vier Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften in Sachen Clan-Kriminalität in Niedersachsen.

Die Taucher der Feuerwehr Stade hatten Freitagnacht ein Messer im Burggraben gefunden. Foto: Battmer