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TÜber 100 Länderspiele: BSV-Neuzugang Sophie Fasold träumt von Olympia

Sechs Paraden gegen Ex-Club Oldenburg: Fasold hinterließ einen souveränen Eindruck. Foto: Schlikis

Sechs Paraden gegen Ex-Club Oldenburg: Fasold hinterließ einen souveränen Eindruck. Foto: Schlikis Foto: Felix Schlikis

Die neue BSV-Torhüterin Sophie Fasold spielte bereits über 100 Mal für die USA und träumt von Olympia. Ohne ihre Mutter und ein prominentes Handball-Paar wäre sie wohl nicht so weit gekommen.

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Von Tim Scholz
Freitag, 23.08.2024, 22:40 Uhr

Buxtehude/Stade. Sophie Fasold hat mit der US-Nationalmannschaft schon viele Länder bereist. Peru, Südkorea, Grönland, Ungarn, die Dominikanische Republik. Da kommen einige Länderspiele zusammen.

„Aber wie viele? Das weiß ich gar nicht so genau“, sagt die Deutsch-Amerikanerin. Stand 2019 dürften es um die 85 Spiele gewesen sein. Und heute? Vielleicht um die 105. Auf jeden Fall eine ganze Menge.

„Eine Ehre“: Fasold bewundert den BSV

Fest steht: Fasold ist nach Sharon Cain (1997 bis 1999, 44 Spiele und 119 Tore) die zweite US-Nationalspielerin des Buxtehuder SV. Die Torhüterin, die bereits ins Allstar-Team der nordamerikanischen und karibischen Meisterschaft gewählt wurde, debütierte erst vor zwei Jahren in der Bundesliga, bekam aber zuletzt beim VfL Oldenburg keinen Vertrag mehr.

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Nun kann die 30-Jährige in Buxtehude ihren Traum von der Bundesliga weiter verfolgen - und das bei einem Verein, den sie schon seit ihrer Kindheit kennt und bewundert, „für mich eine Ehre“, wie sie sagt.

Ihre erste Trainerin spielte später in Buxtehude

Was ist von ihr zu erwarten? Beim 28:28 im Testspiel am Donnerstag gegen ihren Ex-Verein Oldenburg zeigte Fasold mit sechs Paraden in der ersten Halbzeit eine souveräne Leistung. „So ein Wiedersehen ist natürlich mit Emotionen verbunden. Ich habe versucht, es ruhig anzugehen, und das hat geklappt“, sagt sie. Und: „Ich freue mich über jede Minute, die ich spielen kann.“ In Oldenburg saß sie oft auf der Bank.

BSV-Trainer Dirk Leun hebt die positiven Eigenschaften seiner ältesten Spielerin hervor: „Sie ist ein absoluter Teamplayer. Sie wirkt ausgleichend und beruhigend. Da merkt man ihre Lebenserfahrung.“

Ihre Vita weist bereits einige Stationen auf. Am Ende ihrer Jugendzeit spielte Fasold in Dänemark, kehrte nach Deutschland zurück und schaffte nach neun Jahren in der zweiten und dritten Liga den Sprung in die Bundesliga. „Ich bin dahin gegangen, wo mich der Handball hingeführt hat“, sagt sie.

Sophie Fasold spielte zuletzt zwei Jahre für den VfL Oldenburg.

Sophie Fasold spielte zuletzt zwei Jahre für den VfL Oldenburg. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (Archiv)

Mit dem Handball begann die gebürtige Münchnerin in Ismaning. Fasold erzählt, dass ihre Mutter, eine Amerikanerin, mit dem Sport zunächst nicht viel anfangen konnte. Da aber ihr verstorbener Vater, der in den Achtzigern für Günzburg in der Bundesliga spielte, Handballer war, schickte sie ihre Tochter dorthin.

Neben der Mutter hatte auch das Handball-Paar Isabell und Dominik Klein einen gewissen Einfluss auf ihren Karriereverlauf: Die spätere BSV-Kapitänin Isabell Klein war ihre erste Trainerin in Ismaning und ein Vorbild für sie; über den 2007er-Weltmeister Dominik Klein, der den Kontakt zum Drittligisten Owschlag herstellte, fand sie nach ihrer Zeit in Dänemark zurück in den deutschen Handball.

Keine Handballlinien in den Sporthallen

Daneben verfolgt sie ihre Karriere in der Nationalmannschaft. Und das kam so: Als Jugendliche ging Fasold in die USA, um dort die Schule abzuschließen. „Das war der Wunsch meines Vaters“, sagt sie. Aber es kam anders. In den USA war man auf das Talent aufmerksam geworden und riet ihr, in Europa Spielpraxis zu sammeln. Fasold ging nach Dänemark.

Denn im Handball seien die USA ein „Aufbauland“, sagt Fasold. Es gibt kaum Vereine, keine nationale Liga, in den Hallen keine Handballlinien auf dem Feld. Und auch finanziell sei es nicht immer einfach, sagt Fasold. Die Nationalspielerinnen müssten zum Teil ihre Flüge und Unterkünfte selbst bezahlen, wenn sie zu Lehrgängen reisen.

In der Nationalmannschaft das Verlieren gelernt

Fasold schreckte das offenbar nicht ab. Mit gerade mal 16 Jahren debütierte sie in der Nationalmannschaft. Das war 2010. „Wir haben uns in den letzten Jahren stetig verbessert“, sagt sie. Die meisten US-Handballerinnen spielen in Europa in der zweiten bis fünften Liga.

Doch der Weg scheint noch weit. Vor einem Jahr gingen die USA bei einem Turnier in Grönland unter und verpassten die WM-Qualifikation. „Mit der Nationalmannschaft habe ich gelernt, zu verlieren und wie man das verarbeitet“, sagt Fasold.

Die Reisen, die Kosten, die Niederlagen: Wozu das alles? „Das frage ich mich auch manchmal“, sagt Fasold. Einerseits sei es eine große Ehre, für die USA zu spielen, andererseits besteht die Aussicht, sich einen ganz großen Traum zu erfüllen.

„Ich lasse viel auf mich zukommen“

Die USA sind als Ausrichter bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles dabei. Und Fasold rechnet sich gute Chancen aus. „Ich werde alles dafür tun, bis dahin fit zu bleiben“, sagt sie. Dann ist Fasold 34 Jahre alt, aber das sollte für eine Torhüterin kein Problem sein.

Und nach dem Handball? „Da habe ich noch keinen Plan“, sagt die gelernte Veranstaltungskauffrau, die demnächst einen Bürojob in Buxtehude antreten wird. „Ich bin nicht so gut darin, an die Zukunft zu denken und lasse viel auf mich zukommen“, sagt sie. Olympia ist da eine Ausnahme.

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