TÜberraschung: Benjamin Koch-Böhnke beendet seine politische Karriere
Benjamin Koch-Böhnke (Linkspartei) aus Buxtehude. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder
Klare Sprache, soziale Gerechtigkeit, nahe am Menschen. Als Anführer der Linken in Buxtehude und im Landkreis war Benjamin Koch-Böhnke immer streitbar und nie langweilig. Jetzt ist Schluss.
Buxtehude. Es ist ein Einschnitt für die Politik in Buxtehude und im Landkreis Stade: Benjamin Koch-Böhnke (47) wird nach drei Jahrzehnten bei der Kommunalwahl im September 2026 nicht wieder antreten. „Ich will noch einmal etwas anderes machen“, begründet der Linken-Fraktionsvorsitzende im Stader Kreistag und Rat der Stadt Buxtehude seine Entscheidung gegenüber dem TAGEBLATT. „Ich werde für kein Mandat, auf keiner Ebene mehr antreten“, sagt Koch-Böhnke.
Für die Linken 20 Jahre im Stader Kreistag
Die Ankündigung ist eine Absage für viele Funktionen und Ämter. Koch-Böhnke war zwölf Jahre lang Kreisvorsitzender, diverse Male Ortsverbandsvorsitzender in Buxtehude, einmal Bundestagskandidat und dreimal Landtagskandidat sowie einmal Bürgermeisterkandidat in Buxtehude. Im kommenden Jahr gehört er dem Stader Kreistag 20 Jahre an. Seit zehn Jahren sitzt er im Rat der Stadt Buxtehude.
Koch-Böhnke ist in diesen Jahren immer ein Mann der klaren Sprache gewesen. Seine Themen sind soziale Gerechtigkeit, bezahlbarer Wohnraum und bezahlbare Fahrkartenpreise - Themen, die die Menschen betreffen.
In seiner Stammkneipe ist Koch-Böhnke nur Benni
Als ehemaliger Lagerist, Taxifahrer und Kind aus einer Arbeiterfamilie hatte er einen Einblick in die täglichen Sorgen der Menschen. In seiner Stammkneipe ist Koch-Böhnke der Benni, den sie schon lange kennen. Sein Herz für Außenseiter zeigt sich auch an seiner Fußball-Liebe: Er ist St.-Pauli-Fan mit regelmäßigen Stadionenbesuchen und war schon Anhänger des Kiez-Clubs, als das noch nicht angesagt war.

Benjamin Koch-Böhnke an einem seiner Lieblingsorte: in Jan Iso Jürgens‘ Plattenladen "Isovinyl" in Buxtehude. Foto: Richter
Dazu passt, dass er seine Inhalte so rüberbringt, dass ihn jeder versteht. Gendern und neue Wortschöpfungen, die in der Linkspartei inzwischen zum Standard gehören und von der Partei gefordert werden, gibt es bei ihm nicht. Wenn er dazu befragt wird, zitiert Koch-Böhnke gerne Gregor Gysi. „Wir müssen gesellschaftliche Verhältnisse ändern, nicht die Sprache.“
Deshalb waren Gysi und Wagenknecht in Buxtehude
Apropos Gysi: Zeitweise arbeitete Koch-Böhnke für die Bundestagsfraktion der Linkspartei in Buxtehude. So konnte er viele Prominente in die Hansestadt holen. Neben Gysi waren Dietmar Bartsch, Sahra Wagenknecht und Amira Mohamed Ali in Buxtehude, um hier Wahlkampf zu machen.

Benjamin Koch-Böhnke bleibt bis Oktober der Vorsitzende der Linkspartei-Fraktionen in Stader Kreistag und Buxtehuder Rat. Foto: Wisser
Als die Linkspartei nach der Gründung des Bündnis‘ Sahra Wagenknecht der politischen Bedeutungslosigkeit entgegensteuerte, blieb er loyal zur Partei. Schwierige Zeiten kannte Koch-Böhnke, schließlich saß er zehn Jahre lang als Einzelabgeordneter im Kreistag.
Busfahrer: Beruflicher Neustart mit Mitte 40
Und er wagte mit Mitte 40 einen beruflichen Neustart. Inzwischen ist Benjamin Koch-Böhnke Busfahrer bei der KVG. „Da bin ich wirklich angekommen, das bringt mir Spaß“, sagt er.
Bereits als 16-Jähriger war der heute 47-Jährige in die SPD eingetreten. „Helmut Knoefel hat mir das Parteibuch an meinem Geburtstag vorbeigebracht“, erzählt Koch-Böhnke. Knoefel war damals Ortsvereinsvorsitzender der SPD Buxtehude.
Als PDS-Abgeordneter in den Stader Kreistag
Die Sozialdemokraten hat er dann nach zwölf Jahren verlassen. Die Agenda-2010-Politik des damaligen SPD-Bundeskanzlers Gerhard Schröder drängte ihn aus der Partei. „Ich bin immer noch ein bisschen stolz darauf, dass ich der erste und letzte Vorsitzende der PDS im Landkreis Stade war“, sagt Koch-Böhnke. PDS und WASG fusionierten 2007 zur Partei Die Linke. Das erste Mal in den Kreistag zog Koch-Böhnke als PDS-Abgeordneter ein.Bis zum 31. Oktober 2026 werde ich Fraktionsvorsitzender bleiben, und das mit voller Kraft. Danach ist Schluss.
Benjamin Koch-Böhnke
Gemeinsam mit seinem Freund Klemens Kowalski (46) stand er danach für die Linken in der Region. Kowalski ist seit 2023 hauptamtlicher Bürgermeister in seiner Heimatstadt Strasburg in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Linken verdreifachen ihre Mitgliederzahl
Dank der tiktok-tauglichen Auftritte des neuen Linken-Stars Heidi Reichinnek hat Die Linke als Partei ihre Krise überwunden. Allein im Landkreis Stade hat sich die Zahl der Mitglieder in einem Jahr verdreifacht. Es sind jetzt laut Stader Kreisverband 185. Ob diese ein vergleichbar langes Durchhaltevermögen haben wie Benjamin Koch-Böhnke, wenn die Zeiten wieder schwieriger für die Partei werden, muss sich zeigen.

Viele neue Gesichter beim Kreisparteitag der Linken im Kulturforum in Buxtehude: Kreisvorsitzender Benjamin Koch-Böhnke begrüßt die neuen und alten Mitglieder. Foto: Vasel
„Bis zum 31. Oktober 2026 werde ich Fraktionsvorsitzender bleiben, und das mit voller Kraft. Danach ist Schluss“, sagt Koch-Böhnke. „Ich bleibe aber ein politischer Mensch. Ich werde mich weiterhin an anderer Stelle engagieren“, verspricht er.
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