T„Gravierende Risiken“: Widerspruch gegen Stader LNG-Terminal an Land eingelegt

Widerstand von LNG-Kritikern gegen den Bau weiterer Terminals für fossile Energieträger wie hier in Wilhelmshaven gibt es jetzt auch gegen den Bau des landbasierten LNG-Terminals in Stade. Foto: Oltmanns
In Stade wird an diesem Sonnabend der neue Energiehafenanleger mit viel Prominenz und Medienrummel übergeben. Umweltorganisationen sind jedoch nicht in Feierlaune: Sie werfen dem Megaprojekt Greenwashing vor.
Stade. Sicherheitsrisiken, unnötige fossile Abhängigkeit und Greenwashing: Das sind die Vorwürfe, die die Umweltverbände gegen das geplante Megaprojekt eines landseitigen LNG-Terminals erheben, dessen Betrieb bereits bis zum Jahr 2043 genehmigt wurde. Dagegen haben sie Widerspruch eingereicht und fordern den sofortigen Ausbaustopp.
Zunächst soll am neuen Anleger ein schwimmendes Terminal, eine sogenannte FSRU (Floating Storage Regasification Unit) zur Regasifizierung festmachen. Doch der Anleger wird auch für das landseitige Terminal benötigt, das nach drei Jahren das schwimmende ersetzen soll. Die zukünftige Betreibergesellschaft HEH führt an, das Terminal sei „Green Gas Ready“ und könne auf grüne Gase wie Ammoniak umgestellt werden, wenn diese zur Verfügung stehen und nachgefragt werden. Doch bisher ist der Betrieb nur für LNG genehmigt, und zwar bis 2043.
Kritiker werfen dem Projekt Greenwashing vor
BUND Niedersachsen und DUH befürchten, dass Deutschland sich durch die Investition in den Ausbau auf eine langfristige fossile Infrastruktur festlegt und abhängig macht. „Diese jetzt zu genehmigen und in Betrieb zu nehmen, ist schlichtweg ignorant gegenüber den Herausforderungen, denen wir uns angesichts der sich immer weiter verschärfenden Klimakrise gegenübersehen“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Krenner. Es handele sich um Greenwashing, da kein verbindlicher Fahrplan zur Umrüstung auf grüne Gase vorhanden sei.
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Das geplante LNG-Terminal in Stade sei mit den Klimazielen nicht vereinbar, sagt Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND: „Gerade hat sich Niedersachsen im neuen Klimaschutzgesetz zur Treibhausgasneutralität bis 2040 verpflichtet. Der geplante Betrieb des landseitigen Terminals bis 2043 widerspricht den selbst gesteckten Zielen.“ Die aktuelle Gasversorgungslage zeige außerdem, dass kein Bedarf für ein weiteres Terminal bestehe.

Blick auf den geplanten Stader Energie-Hafen. Foto: Hanseatic Energy Hub
Anteil von LNG an Gasimporten weiter gering
Deutschland wickelt seine Gasimporte bisher nur zu einem kleinen Teil über die milliardenschwere Infrastruktur für verflüssigtes Erdgas ab. Nach Daten der Bundesnetzagentur wurden seit der Eröffnung des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven vor einem Jahr bis Anfang Dezember 2023 etwa 65,7 Terawattstunden LNG importiert. Insgesamt summierten sich Deutschlands Gasimporte in dieser Zeit auf 933,4 Terawattstunden. Der LNG-Anteil liegt also bei 7 Prozent.
Die Bundesregierung hatte für dieses Jahr LNG-Importkapazitäten von 13,5 Milliarden Kubikmetern Gas in Aussicht gestellt. Das entspricht mehr als 130 Terawattstunden und damit dem Doppelten dessen, was bisher tatsächlich an LNG importiert wurde.
Das meiste Gas importierte Deutschland in diesem Jahr mit rund 390 Terawattstunden (TWh) aus Norwegen, gefolgt von den Niederlanden (knapp 232 TWh) und Belgien (knapp 197 TWh). Aus Russland floss wegen des Ukraine-Kriegs kein Gas mehr direkt nach Deutschland.

Die „Transgas Force“ wird Stades schwimmender LNG-Tanker. Foto: Scheer
„Auch wenn wir die Kapazitäten der LNG-Terminals heute noch nicht vollständig ausschöpfen müssen, sind die Terminals ein wichtiger Baustein für eine unabhängige und sichere Energieversorgung in Deutschland“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). „Aktuell können wir günstiger Pipeline-Gas beziehen. Jedoch ist die Lage an den Energiemärkten noch immer angespannt. Daher ist es wichtig, dass wir die LNG-Terminals haben.“
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Bedenken wegen Störfallrisiken und Sicherheit
Zusätzlich äußern sie „erhebliche Bedenken wegen gravierender Sicherheitsrisiken.“ Die Häufung von Störfällen im Stader Industriegebiet stelle bereits jetzt ein erhebliches Gefahrenpotenzial dar. Der Bau eines landseitigen LNG-Terminals mit regelmäßigem Anlieferverkehr auf der stark befahrenen, engen Fahrrinne der Elbe würde die Lage verschärfen und nahe Wohngebiete sowie das geschützte Natura-2000-Gebiet Unterelbe einem massiven Sicherheitsrisiko aussetzen.
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Am Sonnabend wird das LNG-Terminal in Stade an das Land Niedersachsen und den Betreiber übergeben. Es ist deutschlandweit das Vierte. Außerdem gibt es noch Terminals in Wilhelmshaven, in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern.