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Buxtehude

TUnfall mit Toten und Verletzten am Bahnübergang Ottensen

Jede Menge Kunstblut an der EVB-Bahn.

Jede Menge Kunstblut an der EVB-Bahn. Foto: Felsch

Gellende Schreie und jede Menge Blut am Bahnübergang Ottensen. Den Einsatzkräften bietet sich ein Bild des Grauens. Aber es ist alles nur gespielt - und vor allem wichtig.

Von Franziska Felsch Sonntag, 08.09.2024, 09:25 Uhr

Buxtehude. Ziel der Übung am späten Freitagabend war es, den Unfall auf der EVB-Strecke am Bahnübergang Ottensen realistisch darzustellen. „Darum sind nicht alle eingeweiht“, erklärt Sven Ehlerding, Lokführer von der EVB.

Um 23 Uhr startet die Aktion. Ein weißer Kleinwagen wird mit Hilfe eines Krans auf die Schienen in Richtung Buxtehude geschoben, nachdem der letzte, reguläre Zug durchgefahren ist.

Ab jetzt ist die Strecke gesperrt. Die an der Übung beteiligte Bahn bringt die zuvor von Katharina Schwanemann und ihrem Team im DRK-Heim Buxtehude geschminkten Opfer zum Unfallort. 28 Menschen werden verletzt, einige leicht, andere schwer. Einige können nur noch tot geborgen werden oder erliegen später ihren Verletzungen - laut Drehbuch.

Fahrer des Golf überlebt das Unglück nicht

Besonders schlimm hat es die vier Insassen des Kleinwagens getroffen, darunter ein Baby. Der Fahrer überlebt das Unglück nicht, zwei weitere Erwachsene müssen mit schweren Gerätschaften aus dem Inneren herausgeschnitten werden. Aber was sie genau erwartet, wissen die Einsatzkräfte nicht, die etwa 15 Minuten, nachdem der Lokführer den Notruf abgesetzt hat, eintreffen. Das Notfallmanagement der EVB hatte den Notruf an die 112 weitergegeben.

Als Erstes ist ein DRK-Rettungswagen da, kurz danach die Feuerwehr Buxtehude mit diversen Ortsfeuerwehren, die DRK-Bereitschaft und die Polizei. Die Beobachter der EVB haben sich von der Bildfläche zurückgezogen, damit der Unfall nicht gleich als Fake erkannt wird.

„Das passiert in der Regel erst nach einigen Minuten“, sagt Ehlerding, der auch in der Freiwilligen Feuerwehr Buxtehude ist. Wie schnell seine Kameraden die Situation erfassen, spielt eigentlich keine Rolle, denn sie gehen besonnen und routiniert vor - so, als handle es sich wirklich um einen Ernstfall. Jeder Handgriff sitzt.

Notfallübung in Buxtehude-Ottensen

Foto: Felsch

Einsatzkräfte der Feuerwehr kümmern sich um die "Verletzten".
Einsatzkräfte der Feuerwehr kümmern sich um die "Verletzten". Foto: Felsch

Foto: Felsch

Auch ein Rettungswagen des DRK ist vor Ort.
Auch ein Rettungswagen des DRK ist vor Ort. Foto: Felsch

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Ein "Verletzter" liegt auf den Gleisen.
Ein "Verletzter" liegt auf den Gleisen. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Zwei Insassen müssen mit schwerem Gerät aus dem Fahrzeugwrack befreit werden.
Zwei Insassen müssen mit schwerem Gerät aus dem Fahrzeugwrack befreit werden. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Kunstblut klebt an der Front des Unfallfahrzeugs.
Kunstblut klebt an der Front des Unfallfahrzeugs. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Auch am EVB-Zug wurde nicht mit Kunstblut gespart.
Auch am EVB-Zug wurde nicht mit Kunstblut gespart. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Foto: Felsch

Foto: Felsch

Feuerwehrleute haben zwei "Unfallopfer" auf Tragen gelegt.
Feuerwehrleute haben zwei "Unfallopfer" auf Tragen gelegt. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Feuerwehrleute helfen einem Fahrgast aus dem Zug.
Feuerwehrleute helfen einem Fahrgast aus dem Zug. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Das Auto wird auf einem Hänger zum Bahnübergang gebracht.
Das Auto wird auf einem Hänger zum Bahnübergang gebracht. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Mithilfe eines Krans wurde das Auto auf die Schienen gehievt.
Mithilfe eines Krans wurde das Auto auf die Schienen gehievt. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Der Einsatzort am Bahnübergang Ottensen ist hell erleuchtet.
Der Einsatzort am Bahnübergang Ottensen ist hell erleuchtet. Foto: Felsch

Foto: Felsch

Es wirkt authentisch: Auch auf der Kleidung der "Unfallopfer" wurde Kunstblut ve...
Es wirkt authentisch: Auch auf der Kleidung der "Unfallopfer" wurde Kunstblut verteilt. Foto: Felsch

Die vermeindlichen Opfer tun ihr Übriges, um den Unfall so realistisch wie möglich darzustellen. Bei zwei weiblichen Fahrgästen liegen die Nerven blank. „Ich bin Notärztin, lassen Sie mich zu meinen Freunden, ich kann doch was tun“, schreit eine junge Frau immer wieder. Auch ihre Freundin ist sehr aufgebracht.

Die Feuerwehrleute haben alle Mühe, die Frauen zu beruhigen. Es dauert eine gefühlte halbe Stunde, bis sie es schaffen, die beiden in eines der aufgebauten Zelte auf dem ehemaligen Pioneer-Gelände zu bringen, wo sie wie alle anderen Verletzten eine Erstversorgung erhalten. Das gesamte Areal ist um Mitternacht taghell erleuchtet.

Fahrzeuginsassen mit schwerem Gerät befreit

Während ein paar Trupps die Dornenhecken, Brombeersträucher sowie kleinere Bäume an der Bahnstrecke beseitigen, um besser an die Verletzten heranzukommen, ist ein Notarzt auf dem Weg zu dem Autowrack.

Die Feuerwehrleute hantieren hier mit Brecheisen und Rettungsschere, um Fahrer und Beifahrer herauszuholen. Zwei der Insassen sind Puppen, zwei sind Laiendarsteller - so wie auch die mehr als 20 Bahnreisenden, die sich durch den Zusammenstoß Knochenbrüche, klaffende Schnittwunden, Schrammen und andere Verletzungen zugezogen haben.

Die Rettungskräfte arbeiten mit schwerem Gerät, um die Insassen aus dem Golf zu befreien.

Die Rettungskräfte arbeiten mit schwerem Gerät, um die Insassen aus dem Golf zu befreien. Foto: Felsch

„Die Züge fahren mit einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Hinzu kommt abends oder bei Regen oder Nebel eine verminderte Sicht. Wenn der Lokführer bremst, dauert es immer noch eine Weile, bis der Zug steht“, weiß Lehrlokführer Ehlerding. Realistisch sind 50 Meter, fügt der 25-Jährige hinzu.

Die vermeintlich Verletzten, die verzweifelt um Hilfe rufen, weinen und über starke Schmerzen klagen, werden im Abteil notdürftig versorgt und beruhigt. Dann werden die Personen mittels Leitern und Tragbahren aus den Wagen geschafft und den Abhang hoch transportiert. In den großen, aufgebauten Zelten kümmern sich Sanitäter um sie.

Schaulustige kommen zum Unfallort

Hunderte von Einsatzkräften sind an der Bergung und der Rettung beteiligt: zwei Buxtehuder Züge, die Ortswehren aus Daensen, Ottensen, Immenbeck, Ovelgönne, Dammhausen, Neukloster und Hedendorf.

Bald haben sich auch die ersten Schaulustigen versammelt. Aufgeweckt von der Sirene und den unzähligen blauen Blinklichtern der Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge verfolgen sie das Geschehen, das so echt wirkt, dass es selbst manchem Eingeweihten einen Schauer über den Rücken jagt.

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