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Gesundheit

TVolkskrankheit Schlafstörung: Wo Betroffene jetzt Hilfe in Stade finden

Im Schlaflabor werden die Patienten vor dem Schlafen verkabelt und zwei Nächte lang beobachtet.

Im Schlaflabor werden die Patienten vor dem Schlafen verkabelt und zwei Nächte lang beobachtet. Foto: Stehr

Millionen Menschen sind durch Schlafstörungen im Alltag eingeschränkt. Oft steckt eine Schlafapnoe dahinter. Welche Alarmzeichen und Therapiemöglichkeiten es gibt.

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Von Lena Stehr
Montag, 06.10.2025, 17:50 Uhr

Stade. Müde, gereizt, unkonzentriert - das sind typische Symptome von Schlafstörungen. Schätzungsweise jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet daran. Eine Schlafstörung liegt vor, wenn Einschlaf- oder Durchschlafschwierigkeiten mindestens dreimal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens einem Monat auftreten und sich negativ auf die Tagesbefindlichkeit auswirken.

Schnarchen kann auf eine Schlafapnoe hindeuten

Wer schlecht schläft und sich tagsüber müde fühlt, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Hinter Schlafproblemen steckt nämlich nicht immer nur Stress, sondern manchmal auch eine Erkrankung. In vielen Fällen gibt es gute Therapiemöglichkeiten, die die Lebensqualität deutlich verbessern, weiß Internist und Pneumologe Jörg Faber.

Der ausgebildete Schlafmediziner hat im Mai mit seinem Kollegen, dem Internisten und Pneumologen Dr. med. Sven-C. Birkholz vom Lungenzentrum Stade, ein neues Schlaflabor im Stader Stadtteil Riensförde eröffnet. Es ist - zusammen mit einem kleinen Schlaflabor im Stader Elbe Klinikum - das einzige im Landkreis Stade.

Schlafmediziner Jörg Faber zeigt das Atemgerät, mit dem die Schlafmaske verbunden wird.

Schlafmediziner Jörg Faber zeigt das Atemgerät, mit dem die Schlafmaske verbunden wird. Foto: Stehr

Eine weit verbreitete Schlafstörung, die im Schlaflabor nachgewiesen werden kann, ist die Schlafapnoe. Dabei setzt die Atmung während des Schlafs immer wieder aus, ohne dass die Betroffenen etwas merken. Die Apnoen, also die Atemaussetzer, können bis zu einer Minute andauern und mehrfach pro Nacht auftreten.

Symptome sind Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und verminderte Leistungsfähigkeit. Auch Schnarchen kann auf eine Schlafapnoe hindeuten. „Alle, die eine Schlafapnoe haben, sind auch Schnarcher und werden häufig vom Partner zum Arzt geschickt“, sagt Jörg Faber.

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Seine jüngsten Patienten sind 17 Jahre alt. Auch Kinder und Frauen - insbesondere während der Schwangerschaft und während oder nach den Wechseljahren - können betroffen sein und sollten sich untersuchen lassen, wenn sie stark schnarchen.

Bleibt die Schlafapnoe unbehandelt, steigt das Risiko für Unfälle im Straßenverkehr sowie für Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Bei Schwangeren steigt zudem das Risiko einer Frühgeburt.

Im Schlaflabor werden Menschen untersucht, bei denen Auffälligkeiten in einer ambulanten Untersuchung - der Polygrafie - festgestellt wurden. Die wird sowohl von Fach- als auch von Hausärzten angeboten.

In der Schaltzentrale des Schlaflabors können Jörg Faber und sein Team die schlafenden Patienten überwachen.

In der Schaltzentrale des Schlaflabors können Jörg Faber und sein Team die schlafenden Patienten überwachen. Foto: Stehr

Auch Patienten ohne Atemaussetzer, die an einer Ein- und Durchschlafstörung leiden, dürfen im Schlaflabor untersucht werden. Vorgesehen sind dafür zwei Nächte. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt nach einer Überweisung üblicherweise die Kosten.

Meist meldet der behandelnde Arzt die Patienten an. Das Schlaflabor stellt aber auch regelmäßig Termine in den Plan der Terminservicestelle ein (https://www.116117-termine.de/). Für die Buchung wird ein Code benötigt, den jeder Kassenarzt - nicht nur der Hausarzt - ausstellen kann.

So läuft der Besuch im Schlaflabor ab

Wer dann zur Untersuchung - der Polysomnographie - ins Schlaflabor Riensförde geht, checkt zwischen 18 und 20 Uhr in eins der fünf Einzelzimmer ein und wird erst mal verkabelt. 18 Elektroden an Stirn, Oberkörper und Beinen messen unter anderem Hirnströme, Atmung, Bewegungen und Herztätigkeit. Kameras zeichnen Schlafbewegungen auf. Um 22 Uhr ist Bettruhe, um 6 Uhr ist die Nacht vorbei. Auf Klo gehen können die Patienten auch mit der Verkabelung.

Fünf Zimmer mit Bett gibt es im Schlaflabor. Sarah Hoop ist Ansprechpartnerin in der Nacht, Jörg Faber kommt jeden Morgen zur Auswertung der Daten.

Fünf Zimmer mit Bett gibt es im Schlaflabor. Sarah Hoop ist Ansprechpartnerin in der Nacht, Jörg Faber kommt jeden Morgen zur Auswertung der Daten. Foto: Stehr

Sarah Hoop, eine gelernte Pflegekraft, ist die Wächterin über den Schlaf der Patienten und die ganze Nacht vor Ort. Gemeinsam mit Jörg Faber wertet sie am Morgen die Aufzeichnungen aus. Am Bildschirm lassen sich Schlafstadien und Schlafqualität bestimmen. „Letzte Nacht hatten wir einen Mann mit 55 Atemaussetzern pro Stunde“, sagt Faber.

Die zweite Nacht im Schlaflabor verbringt der Mann mit Atemmaske. Sie leitet einen sanften Luftstrom in die oberen Atemwege, um diese während des Schlafens offenzuhalten. Ergebnis am nächsten Morgen: Kein Schnarchen und keine Atemaussetzer mehr in der Nacht.

Eine Schlafmaske leitet einen sanften Luftstrom mit Überdruck in die Atemwege. Dieser Luftdruck hält die Atemwege während des Schlafs offen.

Eine Schlafmaske leitet einen sanften Luftstrom mit Überdruck in die Atemwege. Dieser Luftdruck hält die Atemwege während des Schlafs offen. Foto: Stehr

„Drei Wochen später besprechen wir den Befund dann mit den Patienten, um sie erst mal nicht zu überfordern“, sagt Jörg Faber. Wer an Schlafapnoe leidet, bekommt eine Maske verordnet. Die gibt es unter anderem im Sanitätshaus und in vielen unterschiedlichen und individuell anpassbaren Varianten.

„Wer nach einer Schlafapnoe-Diagnose mit Maske schläft, wird feststellen, dass es ein Leben vor und nach der Maske gibt“, so Faber. Die Lebensqualität könne damit deutlich gesteigert werden.

Hilfe finden Betroffene und Angehörige auch bei der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe im Landkreis Stade.

Wie gehen Betroffene mit Schlafapnoe um? Einen Bericht dazu lesen Sie in den kommenden Tagen bei TAGEBLATT online.

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