TVon wegen Sonne: Im Kreis Stade fiel der Jahrhundertsommer bisher ins Wasser

Gummistiefel und Regenschirm sollte man in diesem Sommer im Landkreis Stade immer dabei haben. Das Wetter ist sehr wechselhaft und gefühlt oft regnerisch. Foto: Fehlbus
Hitzerekorde und Sonnenschein? Nicht im Landkreis Stade. Das sagen Touristen und Daheimgebliebene zu Niedersachsens zweitnassester Gegend im Juli. Nur im Harz regnete es mehr.
Landkreis. Philipp Heindl räumt auf. Dazu hat der 58 Jahre alte Chef des SUP-Club Stade Zeit. Um 12 Uhr ist eine einzige Familie auf dem Gelände, die sich ein Kanu mieten möchte. Die Sitzplätze direkt am Wasser des Holzhafens sind leer. „Ja, dafür, dass es laut Medienberichten eigentlich ein Jahrhundertsommer werden sollte, ist das Wetter richtig schlecht“, sagt der gebürtige Wiener, der in Hamburg lebt.

SUP-Club-Chef Philipp Heindl hofft auf stabiles Sommerwetter. Foto: Fehlbus
Neben dem Stader SUP-Club betreibt er zusammen mit einem Geschäftspartner eine weitere Station mit Bootsverleih und Stand-up-Paddling in Buxtehude sowie zwei in Hamburg.
SUP-Clubs warten noch auf besseres Wetter
Dazu kommen als Franchisegeber SUP-Clubs am Chiemsee und am Starnberger See. Selbst da verbreitet der Sommer in diesem Jahr eher norddeutsches Flair: „Das Wetter ist ähnlich schlecht wie hier“, sagt Heindl. Und vor allem wechselhaft.
Feuerwehr im Einsatz
T Unwetter in Buxtehude: Starkregen flutet B73 und Keller
„Erst sag ich dem Personal, ich brauche es, dann muss ich wieder absagen“, sagt Heindl unglücklich. Fünf bis sechs Leute müssen sich bei bestem Wetter in Stade um die Gäste kümmern. Jetzt sind zusätzlich zum Chef zwei im Einsatz. In den Ferien hoffen vor allem Schüler und Studenten, sich etwas dazuverdienen zu können.
„Eigentlich gibt es in jedem Sommer sechs stabile Wochen, darauf warten wir noch“, meint der SUP-Club-Geschäftsführer, der die Hoffnung auf einen ähnlich guten Sommer wie im Vorjahr nicht aufgibt: „Eine Woche gebe ich dem Wetter noch“, sagt er und lacht.
Kein guter Sommer für Segler und Motorbootbesitzer
Auch Andreas Färber zieht es aufs Wasser. Der 60 Jahre alte Skipper von der anderen Elbseite liegt mit seinem Boot im Stadthafen in Stade und wartet auf das nächste Hochwasser.
„Glücklicherweise habe ich keinen Urlaub und muss nicht das schlechte Wetter ertragen“, sagt er. Kleiner Haken: Sonnenschein und gute Voraussetzungen fielen oft auf Arbeitstage. An diesem Wochenende scheint einmal die Sonne - bevor es am Abend wieder regnerisch wird.

Andreas Färber ist mit seinem Boot von Wedel über die Elbe gekommen. Während der Niedrigwasserphase liegt er im Stader Stadthafen und genießt die Sonne. Foto: Fehlbus
Auf Regen sind Christina und Christoph Fleige aus Nordrhein-Westfalen gut vorbereitet. Die beiden 59 Jahre alten Radfahrer, die im Urlaub den heimischen Ruhrtalradweg gegen den Elberadweg getauscht haben, haben immer eine wasserdichte Jacke dabei. „Zum Radfahren ist das Wetter super“, sagt Christoph Fleige. „Perfekte Temperaturen“, ergänzt seine Frau. Das sieht Hildegard Wigge genauso.

Regenjacke immer dabei: Christina und Christoph Fleige sind aus Nordrhein-Westfalen und genießen das Radfahren im Alten Land bis nach Stade. Foto: Fehlbus
Landkreis Stade ist die zweitnasseste Region in Niedersachsen
Hildegard Wigge hat mit einer Freundin gerade eine zweitägige Tour durch Hamburg gemacht und besucht jetzt Stade und das Alte Land.
„Wir müssen einfach dankbarer sein, es gibt Schlimmeres als mal Regen“, sagt sie. Zum Beispiel Überflutungen, sagt die 58-Jährige aus Bocholt im Westermünsterland. Sie sieht überhaupt kein Problem darin, einmal die Gartenmöbel abzuwischen, wenn es geregnet hat.

Hildegard Wigge aus Bochholt nimmt das wechselhafte Wetter leicht: „Wenn es geregnet hat, einfach Stühle abwischen und wieder raussetzen.“ Foto: Fehlbus
Dass es im Landkreis Stade seit der Trockenphase im Frühjahr tatsächlich ordentlich geregnet hat, zeigen die Wetterstationen von Jork-Moorende, Freiburg und Drochtersen. Laut wetterkontor.de, das alle Daten sammelt, ist die Region mit dem Landkreis Stade die zweitnasseste Niedersachsens - nach dem Harz.
Seit Beginn der Sommerferien vor gut drei Wochen hat es laut den Daten der Wetterstation im Alten Land nur an fünf Tagen nicht geregnet. Negativrekord war der 22. Juli mit 28,8 Litern pro Quadratmetern.
Statistisch gesehen gab es fünf Sommertage
Bei den Temperaturen gibt es seit Ferienbeginn fünf Sommertage. Als Sommertag bezeichnen Meteorologen einen Tag mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25 Grad Celsius. Der 2. Juli war bisher der heißeste Tag des Jahres mit 33,9 Grad - zusammen mit dem Tag zuvor die einzigen Hitzetage.

Den letzten Urlaubstag genossen Bianca und Bastian Olbrich mit ihren Kindern Josefine und Felicitas bei Sonne am Lühe-Anleger. Aber auch bei Regen fand die Familie viele schöne Freizeitangebote. Foto: Fehlbus
Auf solche Temperaturen können Bianca und Bastian Olbrich aus Wolfenbüttel gut verzichten. Sie genießen am Sonnabend mit ihren Kindern Josefine (3) und Felicitas (5) die Sonne am Lühe-Anleger. Für die Familie gibt es blauen Himmel zum Abschied. „Ach, das war trotzdem gut“, sagt der 41-jährige Familienvater, „man musste nicht immer Schatten für die Kinder suchen.“
Unternommen hat die Familie, die im Alten Land auf einem Obsthof gewohnt hat, trotzdem viel. „Wir waren in Hamburg, im Tierpark Schwarze Berge im Spielpark Wingst und im Museum Altes Land“, zählt Mutter Bianca auf. Auch mit der Lühe-Schulau-Fähre war die Familie unterwegs. Und für die 37-Jährige ein großes Plus im Alten Land: „Wir haben Obst satt genossen“, sagt sie. Kirschen, Äpfel und vor allem Pfirsiche kamen bei allen besonders gut an, bestätigt Felicitas.
Für Städtetouren und Radler gibt es keine Probleme
Urlaub in Buxtehude machen gerade die Brandenburger Martin und Katrin Theis. Sie haben sich schon viel in der schönen Hansestadt angeschaut, aber machen auch Touren in andere Orte.

Martin und Katrin Theis machen Urlaub in Buxtehude und haben in der Zeit schon Harsefeld, hier an der Bronzestatue des Erzabts im Klosterpark, Cuxhaven und Bremerhaven besucht. Foto: Fehlbus
Bis nach Cuxhaven und Bremerhaven führten sie die Ausflüge, und nach Harsefeld. „Für Städtetouren ist das Wetter perfekt“, sagt Katrin Theis, während die 53-Jährige ihren Mann an der Bronzestatue des Erzabts im Klosterpark fotografiert. Ein bisschen Regen störe nicht, ergänzt Martin Theis (57).

Es muss gar nicht so heiß sein, da sind sich die Radler Ilse Schomaker, Manfred Heldberg, Gerhard Junge, Günter Tomforde und Helmuth Höft (von links) nach einer 37-Kilometer-Tour einig. Foto: Fehlbus
Das sehen auch einige Daheimgebliebene so, wie die Radfahrgruppe, die zum Ende einer Fahrt von Brest über Issendorf nach Horneburg über so ziemlich alles redet, außer über das Wetter. Ilse Schomaker, Manfred Heldberg, Gerhard Junge, Günter Tomforde und Helmuth Höft haben 37 Kilometer mit ihren E-Bikes geschafft - zur Sicherheit mit Jacken in den Packtaschen. Diesmal wurden sie nicht gebraucht.