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Sachstand

TWas ist aus den zwei Wolfsrudeln im Kreis Stade geworden?

In Niedersachsen gibt es inzwischen rund 600 Wölfe. Ende 2024 gab es in Niedersachsen insgesamt 63 Wolfsterritorien: 56 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und drei residente Einzelwölfe.

In Niedersachsen gibt es inzwischen rund 600 Wölfe. Ende 2024 gab es in Niedersachsen insgesamt 63 Wolfsterritorien: 56 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und drei residente Einzelwölfe. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Getötet, gestorben oder abgewandert? Nachdem es vor allem im nördlichen Landkreis Stade immer wieder Wolfsrisse gab, ist es um das Raubtier ruhiger geworden. Das ist der Sachstand.

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Von Karsten Wisser
Samstag, 15.03.2025, 09:05 Uhr

Buxtehude. Etwas unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung blieb bisher eine Serie von Wolfsrissen südlich von Buxtehude. Dort gibt es seit 2024 ständige Angriffe auf Schafe. Die Serie begann am 3. Februar 2024. Der bisher letzte Angriff erfolgte am 12. Februar 2025. Im vergangenen Jahr gab es 23 gemeldete Nutztierrisse im Bereich Moisburg-Hollenstedt-Buchholz.

Diese Karte zeigt die Situation südlich von Buxtehude für die Jahre 2024 und 2025.

Diese Karte zeigt die Situation südlich von Buxtehude für die Jahre 2024 und 2025. Foto: Umweltkarten Niedersachsen

In diesem Jahr waren es bereits wieder fünf Attacken. Meistens erwischten die Wölfe dort nur ein oder zwei Schafe. In diesem Jahr gab es in der Nähe von Elstorf sechs tote Schafe in einer Nacht. Die blutige Serie bestätigt, dass Wölfe, die einmal Nutztiere angreifen, das Verhalten beibehalten. Der Rüde GW 3190m konnte innerhalb eines Jahres elfmal über DNA-Proben als Täter nachgewiesen werden.

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Aktuell gibt es aber keinen rechtssicheren Weg, solche Problemwölfe zu schießen. Mehrere Versuche von niedersächsischen Landkreisen, Ausnahmegenehmigungen durchzusetzen, scheiterten vor den Gerichten. Wie berichtet ist auch der Landkreis Stade damit bei der Jorker Wölfin nach zwei Angriffen auf Deichschafe gescheitert. Mit dem Absenken des Schutzstatus beim Wolf in der Berner Konvention könnte sich das in nächster Zeit verändern.

Die Karte zeigt alle Nutztierrisse seit der Rückkehr der Wölfe nach Niedersachsen. Grüne Vierecke stehen für Schafe, rote für Rinder, gelbe für Pferde und blaue für Gatterwild.

Die Karte zeigt alle Nutztierrisse seit der Rückkehr der Wölfe nach Niedersachsen. Grüne Vierecke stehen für Schafe, rote für Rinder, gelbe für Pferde und blaue für Gatterwild. Foto: Umweltkarten Niedersachsen

Dass die Jorker Wölfin im vergangenen Sommer plötzlich verschwand, wird auf den gängigen Internetseiten der Wolfsschützer als ein Hinweis darauf gewertet, dass es im Landkreis Stade zu illegalen Tötungen von Wölfen gekommen sein könnte. Belege dafür gibt es nicht. Auch eine Angriffsserie auf Schafe auf der Stader Geest mit drei Attacken in vier Wochen endete 2024 im Juni abrupt.

Im Dezember 2017 gab es bei Frankenmoor in der Gemeinde Bargstedt einen Angriff auf Heidschnucken. Seitdem sind im gesamten Landkreis 29 Übergriffe mit 166 toten Tieren, 62 verletzten Tieren und fünf verschollenen Tieren registriert worden.

Gibt es die beiden Stader Wolfsrudel noch?

Seit dem Juni 2024 sind die Zahlen der getöteten Tiere kaum noch gestiegen. Es gab im November 2024 einen Angriff auf Rinder in Oederquart. Zwei Tiere starben. Den letzten bekannten Wolfsangriff im Kreis gab es in Balje im Februar dieses Jahres auf Schafe.

Wie es um die beiden bestätigten Stader Wolfsrudel in Drochtersen und Oldendorf steht, ist nicht abschließend geklärt. In beiden Territorien konnte kein Nachwuchs nachgewiesen werden.

Die Karte zeigt den aktuellen Stand der Wolfsterritorien in Nordwest-Niedersachsen.

Die Karte zeigt den aktuellen Stand der Wolfsterritorien in Nordwest-Niedersachsen. Foto: Landesjägerschaft Niedersachsen

Auch die Zahl der über Wildkameras bestätigten Sichtungen ist zurückgegangen. Die Wolfsschützer sprechen deshalb von einem „Bermuda-Dreieck für Wölfe“ im Landkreis Stade. Das Wolfsmonitoring vermutet noch ein Rudel im Südkreis. Dieses Wolfsterritorium konnte bisher nicht gesichert bestätigt werden, obwohl es oft zu Sichtungen kommt.

Gründe für das Verschwinden von Wölfen

Das Oldendorfer Rudel hatte 2023 für Ärger gesorgt. Der Wolfsberater und Jäger Michael Ohlhoff konnte damals die Existenz nachweisen. Schnell gab es Vorwürfe, dass die Jäger das Rudel kannten und nicht gemeldet hätten. Kurz danach wurde das Drochterser Rudel im Aschhorner Moor offiziell von der Jägerschaft bestätigt. Nun fehlt von beiden jede Spur.

Es gibt eine ganze Palette von Gründen, weshalb Wolfsrudel verschwinden können.

Raoul Reding, Wolfsbeauftragter

„Es gibt eine ganze Palette von Gründen, weshalb Wolfsrudel verschwinden können“, sagt Raoul Reding. Der Wildbiologe leitet das Wolfsmonitoring in Niedersachsen. Dies macht die Landesjägerschaft im Auftrag der niedersächsischen Landesregierung.

1000-Kilometer-Wanderung in die spanischen Pyrenäen

„Es gibt keine Tierart, die besser beobachtet wird als der Wolf“, sagt Reding gegenüber dem TAGEBLATT. „Krankheiten, Seuchen und Naturereignisse können für das Verschwinden verantwortlich sein“, sagt er. Zum Beispiel könnten Wolfshöhlen überflutet und der Nachwuchs so getötet worden sein.

Wolfsrudel in Oldendorf und Drochtersen

Einige Wölfe wandern ab. Der als GW1909m registrierte Wolf wurde 2020 in Nordhorn geboren. Er durchquerte drei Länder und legte, gemessen nach der Luftlinie, 1190 Kilometer bis in die Nähe eines Dorfs in den katalanischen Pyrenäen zurück, wie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung bestätigte.

2023 wurden auf einer Weide bei Gräpel 55 Schafe von einem Wolf getötet.

2023 wurden auf einer Weide bei Gräpel 55 Schafe von einem Wolf getötet. Foto: Jägerschaft

Für den Rückgang von Wolfsangriffen gebe es neben einem Verschwinden der Wölfe noch andere Gründe, sagt Raoul Reding. Gerade Hobbyschafhalter hörten auf, schützten Tiere besser oder meldeten tote Tiere nicht mehr, um nicht öffentlich an den Pranger gestellt zu werden.

Wolfspopulation wächst deutlich langsamer

Raoul Reding bestätigt auch, dass die Phase des exponentiellen Wachstums der Wolfspopulation offenbar vorbei ist. „Die Wachstumsrate liegt derzeit bei fünf Prozent“, sagt der Experte. Nach der Rückkehr der Wölfe nach Niedersachsen 2010 gab es jährliche Wachstumsraten von 30 Prozent und mehr. „Die guten Reviere sind besetzt“, sagt Raoul Reding. Er geht davon aus, dass es in Niedersachsen derzeit rund 600 Wölfe gibt.

Die Grafik steigt den Zuwachs an Wolfsterritorien seit 2011.

Die Grafik steigt den Zuwachs an Wolfsterritorien seit 2011. Foto: Landesjägerschaft Niedersachsen

In Niedersachsen gibt es inzwischen rund 600 Wölfe. Ende 2024 gab es in Niedersachsen insgesamt 63 Wolfsterritorien: 56 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und drei residente Einzelwölfe.

In Niedersachsen gibt es inzwischen rund 600 Wölfe. Ende 2024 gab es in Niedersachsen insgesamt 63 Wolfsterritorien: 56 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und drei residente Einzelwölfe. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

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