Die erste Wolfsattacke auf der Stader Geest
Zwei Heidschnucken in Frankenmoor wurden mit großer Wahrscheinlichkeit von Wölfen getötet, die DNA-Spuren werden derzeit im zuständigen Senkenberg-Institut untersucht. Die Zahl der von Wölfen getöteten Nutztiere hat sich verdoppelt.
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Offenbar hat es auf der Stader Geest einen ersten Wolfsangriff auf ein Nutztier gegeben. Am 30. oder 31. Dezember wurden im Bargstedter Ortsteil Frankenmoor zwei tote Heidschnucken entdeckt. Die kontaktierten Wolfsberater sind sich ziemlich sicher, dass die beiden Tiere von einem Wolf getötet worden sind. „Die Tötungsbisse in die Kehle sind typisch für den Wolf“, sagt Wolfsberater Uwe Seggermann, auch wenn andere Spuren nicht ganz typisch seien.
Hunde würden die Tiere an mehreren Stellen verletzen, bevor sie ihre Opfer töten können, so Seggermann. Das Raubtier Wolf agiert deutlich professioneller. Auch der zweite Wolfsberater aus dem Landkreis Stade, Dr. Otto Fricke, war bei der Untersuchung vor Ort. Die Wolfsberater haben auch Proben genommen und für einen DNA-Test an das Senkenberg-Institut geschickt. Erst wenn dort der Wolf als Täter ermittelt wird, würde der Angriff offiziell dem Wolf zugerechnet werden. Bis das Ergebnis öffentlich wird, können mehrere Wochen oder sogar Monate vergehen.
Diese beiden Heidschnucken sind höchst wahrscheinlich gegen Ende Dezember von einem Wolf getötet worden. Die Tötungs- bisse in die Kehle sind typisch für den Wolf. Das Foto wurde aufgrund der grausamen Bisswunden verfremdet.
Die beiden Heidschnucken gehören zu einer kleinen Herde von einem Dutzend Tieren, die in Frankenmoor auf einer moorigen, extensiven Weidefläche stehen. Vom optischen Eindruck her entspricht der Zaun nicht an allen Stellen den Kriterien, um ihn als „wolfssicher“ einstufen. Es fehlt zum Beispiel eine Stromlitze über den fast 1,60 Meter hohen Knotengeflechtzaun. Damit könnte es schwierig werden, eine Entschädigung vom Land Niedersachsen zu bekommen. Das gesamte Areal soll mehrere Hektar groß sein.
Dass der Wolf auf der Stader Geest inzwischen Dauergast ist, ist seit März 2017 nachgewiesen. Es gibt mehrere Fotos und Videos, die zweifelsfrei einen Wolf in der Region zeigen. Es gibt auch viele glaubwürdige Sichtungen im ganzen Bereich. Ein Rudel gibt es nach Ansicht der Experten aber noch nicht. Von den Voraussetzungen her wäre das auf der Stader Geest allerdings durchaus möglich. Die letzten Sichtungen im Landkreis Stade gab es im Dezember in Drochtersen und in Essel. Bisher gibt es aber nur einen bestätigten Nutztierriss im Landkreis Stade. Dieser hatte sich im Januar 2017 in Oederquart ereignet. Hier tötete ein Wolf mehrere Schafe.
Die Zahl der von Wölfen getöteten Nutztiere hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Landesweit wurden 355 Weidetiere gerissen, im Jahr zuvor waren es nur 178.
Gab es 2016 noch zehn Wolfsrudel in Niedersachsen, so waren es in diesem Jahr schon mindestens 14. Die Landesjägerschaft geht von bis zu 150 Tieren aus. Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen gibt es in Deutschland mindestens 47 Wolfsrudel und 33 Wolfspaare.