TWeitere Praxis in Harsefeld schließt: In der Region fehlen viele Hausärzte

Ein Stethoskop liegt in der Praxis auf dem Tisch: Hausärzte werden Mangelware. Foto: Stephan Jansen/dpa
Es wird immer schwerer, einen neuen Hausarzt zu finden. Ein Ärzte-Sprecher warnt vor steigendem Ärzte-Mangel. Eine weitere Hausarzt-Praxis in Harsefeld schließt zum Jahresende.
Buxtehude. „Wir müssen zu den Menschen ehrlich sein. Es wird in Zukunft immer schwerer, einen Zugang zu einem Hausarzt zu bekommen“, sagt Dr. Stephan Brune. Der niedergelassene Kardiologe und Sportmediziner ist Bezirksausschuss-Vorsitzender der Bezirksstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Stephan Brune warnt seit Jahren vor dem Praxissterben. Langsam aber sicher erfüllen sich offenbar seine düsteren Vorhersagen. Zahlen belegen, dass die KVN-Region Buxtehude zu den Bereichen mit den meisten Problemen gehört.
In der Region Buxtehude fehlen 16 Hausärzte
Viele Menschen kennen das: Ein neuer Hausarzt ist schwer zu finden - und es dauert lange, einen Termin zu bekommen. Landesweit fehlen Mediziner in ganz Niedersachsen, vor allem in bestimmten Regionen, und dazu gehört auch die KVN-Region Buxtehude. Dazu gehören neben der Hansestadt Buxtehude Harsefeld, Apensen, Horneburg und Jork.
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Den größten Bedarf an Hausärzten gibt es laut KVN in den Regionen Salzgitter (24 freie Sitze), Wolfsburg (18), Papenburg (17,5), Syke (17,5) und eben Buxtehude (16). Das teilte die KVN anlässlich eines Symposiums zur ambulanten medizinischen Versorgung im Land auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die Hausarzt-Versorgung in Stade ist besser - noch
Der Versorgungsgrad liegt in der Region Buxtehude bei 84 Prozent und ist überraschenderweise in der Stadt Buxtehude schlechter als in den Nachbarorten. Die Stadt liegt bei 81 Prozent. Hier arbeiten 22 Hausärzte. „Viele Buxtehuder nutzen wohl die Nähe zu Hamburg und gehen dort zum Arzt“, bietet Ärzte-Sprecher Stephan Brune eine mögliche Erklärung für das Land-Stadt-Gefälle an.
Im Bereich Stade ist die Versorgung besser. Hier fehlen 14 Hausärzte und die Versorgung liegt bei 88 Prozent. Zum Bereich Stade gehören die Stadt Stade, Lühe, Fredenbeck, Oldendorf-Himmelpforten, Drochtersen und Nordkehdingen.
Normalerweise haben die ländlichen Regionen schneller Probleme als die urbanen Regionen. KVN und Buxtehuder Stadtverwaltung sind auch im Gespräch, um Lösungen zu finden. Der Sozialausschuss (19 Uhr, Stadthaus) der Stadt Buxtehude beschäftigt sich am heutigen Mittwoch auf Antrag der Linken mit dem Thema Ärzte-Mangel. Es geht um die Gründung eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums.
Jahresende: In Harsefeld schließt eine Praxis
In naher Zukunft drohen weitere Einschnitte bei der Hausärzte-Versorgung. In Harsefeld schließt zum Jahresende in der Buxtehuder Straße am Ortseingang eine Praxis. Ein Nachfolger konnte bisher nicht gefunden werden. Die Ärztin schließt die Praxis aus privaten Gründen, wie sie jetzt ihren Patienten mitgeteilt hat.
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Die KVN stuft die Lage im Stader Südkreis aber schon jetzt als schwierig ein und befürchtet zudem eine deutliche Verschlechterung. Eine Region gilt erst ab einem Versorgungsgrad von unter 75 Prozent als unterversorgt. Trotzdem würde die KVN neue Praxen oder die Übernahme von bestehenden Praxen zweimal mit jeweils 60.000 Euro unterstützen. Das liegt am Alter der Ärzte. „Wenn wir die Ärzte abziehen, die älter als 63 Jahre sind, landen wir bei unter 75 Prozent“, sagt der Geschäftsführer des KVN-Bezirks, Sören Rievers.
Niedergelassene Ärzte stehen vor Ruhestands-Welle
Der Altersdurchschnitt der niedergelassenen Ärzte liegt bei Mitte 55 und die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand. Stephan Brune hofft, dass viele seiner Kollegen über die Altersgrenze hinaus ihre Praxen betreiben werden. „Viele Ärzte gehen in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand“, sagt Stephan Brune. Es würden sehr viel weniger Ärzte ausgebildet, als in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden.
Es gibt aber auch positive Signale. Die Elbe Kliniken Stade und Buxtehude werden in Kooperation mit der Universität Riga Ärzte direkt in Stade ausbilden. Es geht um die Praxissemester des Studiums. Die Hoffnung ist, dass ein Teil dieser Ärzte auch nach dem Studium hier bleibt.

Der niedergelassene Kardiologe und Sportmediziner Dr. Stephan Brune ist Bezirksausschuss-Vorsitzender der Bezirksstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Foto: Wisser