TDas CFK-Valley feiert Geburtstag – Hunderte Jobs nach Stade gebracht
Composites United feiert seinen 20-jährigen Geburtstag mit vielen Gästen in der Solarhalle. Foto: Composites United
CFK fliegt in Airbus-Flugzeugteilen um die Welt und mit Raketen ins All. Das CFK-Valley in Stade hat daran großen Anteil - und eine beachtliche Größe erreicht.
Stade. Mit Airbus-Seitenleitwerken hat alles angefangen. Die wurden in Stade schon vor 20 Jahren aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) angefertigt. Damals war die Herstellung noch aufwendige Handarbeit. Doch zwei Pioniere hatten eine Vision: Axel Herrmann, Professor an der Universität Bremen, und Prof. Dr. Dieter Meiners, Werkleiter von Airbus in Stade, waren überzeugt, dass es im Flugzeugbau und vielen anderen Branchen neue Anwendungsmöglichkeiten geben könnte, wenn die Fertigung automatisiert würde.
Stader CFK-Valley-Gründer inspiriert vom Silicon Valley
Inspiriert vom Silicon Valley wollten sie ein Netzwerk gründen, das Kompetenzen bündelt und Austausch fördert. Das kam gut an: Neben Airbus und der Tochtergesellschaft CTC (Composite Technology Center) stiegen Saertex, Hexcel, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (Fraunhofer IFAM) und die Hansestadt Stade mit ein und gründeten im Mai 2004 den CFK-Valley Stade e. V., viele weitere kamen später ins Boot.

Prof. Dr. Axel Herrmann war Wegbereiter für das CFK-Valley in Stade. Foto: Richter
„In den folgenden acht Jahren haben wir 40 Verbundprojekte generiert und abgearbeitet“, berichtet Axel Herrmann bei der Feierstunde zum 20-jährigen Geburtstag des CFK-Valley e.V., der nun Composites United e.V. heißt. Herrmann schätzt, dass durch den Verein mindestens 200 Millionen Euro Fördergelder in Aufbau des Standorts und in Projekte geflossen sind. Auch der PFH Hansecampus und das CFK-Forschungszentrum in Stade entstanden in der Folge.
Zukunftstechnologie
T Wasserstoff: Stade spielt in der ersten Bundesliga
Hunderte Arbeitsplätze in Forschung und Industrie
Das CFK-Valley brachte Hunderte Arbeitsplätze nach Stade. Etwa 100 Mitarbeiter zählt heute das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), weitere 100 das Fraunhofer IFAM und 70 das CTC. Dazu kommen die Firmen von Airbus über Hexcel bis Olin. Wie der Stader Fraunhofer-Leiter Dirk Niermann am Rande der Feier verrät, müssen allein für die Arbeit seines Instituts jedes Jahr 6 Millionen Euro fließen - aus der Industrie, aber auch durch Fördergelder.

Prof. Dr. Klaus Drechsler und Frank Doods schneiden die Composites-United-Jubiläumstorte an. Foto: Composites United
Der Stader Erfolg machte Schule: Eine Gruppe von Unternehmen in Süddeutschland gründete 2007 in Augsburg ein Netzwerk mit ähnlichem Ziel und nannte es „Carbon Composites e.V“ (CCeV). Es sollte zum größten CFK-Kompetenznetzwerk im deutschsprachigen Raum heranwachsen. In den Folgejahren kooperierten die Netzwerke im Norden und im Süden immer mehr bei Themen wie Aus- und Weiterbildung, Normen und Standards, Messen und Kommunikation.
2019 kam es zur Fusion: Aus CCeV und CFK-Valley e. V. wurde Composites United (CU). Heute hat CU an vielen Orten der Welt, wo CFK eine wichtige Rolle spielt, Außenstellen und Netzwerke: In Japan, Korea, Indien und China, in Österreich, der Schweiz und fast überall in Deutschland. Hauptsitz von CU ist Berlin, was sich für politische Lobbyarbeit anbietet. In Berlin sitzt CU unter anderem im Strategiebeirat der Initiative Leichtbau des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Professor Klaus Drechsler, Sprecher des CU-Präsidiums, ist überzeugt, dass auch deswegen der Leichtbau im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung verankert und als Schlüsseltechnologie etabliert wurde.

Dr. Bastian Brenken, Prof. Dr. Klaus Drechsler, Frank Doods, Nicole Dreyer-Langlet, Sönke Hartlef, Kai Seefried, Dr. Tjark von Reden und Marc Fette. Foto: Julia Konrad/ Composites United
Der Name CFK-Valley steht also nicht mehr für den Verein, lebt aber weiter: Er wurde zum Synonym für den CFK-Standort im Stader Industriegebiet Ottenbeck. Zukunftshoffnungen liegen zum Beispiel beim Einsatz von CFK im Brückenbau, doch der Flugzeugbau bleibt wichtig. Auch für die Einhaltung der Klimaziele: Um bis 2050 klimaneutrales Fliegen zu ermöglichen, ist eine Gewichtsreduktion durch den Einsatz von möglichst viel leichtem CFK unverzichtbar, berichtete Airbus-Forschungsleiterin Nicole Dreyer-Langlet. Die Aussichten sind gut, wie ein Projekt beim DLR in Augsburg zeigt, das „die Grenzen des Machbaren“ austestet: der multifunktionale Rumpfdemonstrator (MFFD). 13 große Partner, darunter Airbus, beteiligen sich und haben es geschafft, ein acht Meter langes Flugzeugrumpf-Bauteil aus carbonfaserverstärktem Thermoplast mit vier Metern Durchmesser herzustellen.
Bis das Teil in Serie gehen kann, wird es noch dauern. Doch Dreyer-Langlet hat keinen Zweifel, dass die Einsatzmöglichkeiten groß sind: „Wir erwarten in den nächsten 20 Jahren 42.000 neue Flugzeuge.“ Für das emissionsfreie Fliegen soll CFK noch woanders eine Rolle spielen: bei Tanks für Wasserstoff. Der muss als Treibstoff auf 253 Grad heruntergekühlt werden, wofür es eine Art Riesen-Thermoskanne braucht - temperaturbeständig, stabil und leicht. Für Stades CFK-Zukunft sieht nicht nur Visionär Axel Herrmann rosige Aussichten: „Ich bin überzeugt, dass Stade Wasserstoff-Drehscheibe. wird.“

Composites United feiert seinen 20-jährigen Geburtstag mit vielen Gästen in der Solarhalle. Foto: Composites United