Mut zur Brücke: CFK am Alten Hafen
Das Modell einer beweglichen Brücke aus CFK-Kunststoff zeigen (von links) Professor Axel Herrmann und Dieter-Theodor Bohlmann und Klaus Hinrichs vom Verein Alter Hafen. Auf dem Foto ist die Durchfahrt für Schiffe möglich. Wenn sich die vier
Eine Brücke aus CFK, so gebaut, dass der historische Hafen am Stader Fischmarkt wieder schiffbar wird, ist aus Sicht von Professor Axel Herrmann bautechnisch kein Problem. Das sorgte für Mut in Stade.
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Seit Jahrzehnten kämpfen die Mitglieder des Vereins Alter Hafen dafür, dass die Betonbrücke, die den historischen Hafen von der Schwinge abschneidet, durch eine Klappbrücke ersetzt wird. Dann könnten zum Beispiel alte Segelschiffe am Schwedenspeicher vorbei bis an die Hudebrücke schippern und der Altstadt am Fischmarkt und an Wasser West und Ost ihr besonderes Flair verleihen.
akt ist allerdings derzeit, dass die Betonbrücke der Hansestraße wie ein Deckel über dem Fahrwasser liegt und die Durchfahrt zwischen Schwedenspeicher und Baumhaus-Museum versperrt.
Der Verein Alter Hafen ist kürzlich mit einer neuen Idee an die Öffentlichkeit getreten. Eine künftige bewegliche Brücke könnte aus kohlefaserverstärktem oder glasfaserverstärktem Kunststoff sein – also aus CFK oder GFK – wie er in Stade im CFK-Valley seit Jahren erforscht und weiterentwickelt wird.
„Eine Brücke aus CFK zu bauen, ist nicht neu“, sagte Professor Herrmann, den die Aktiven des Vereins Alter Hafen zur Mitgliederversammlung eingeladen hatten. Herrmann hatte jede Menge Beispiele mitgebracht. Er sprach über Eisenbahnbrücken in Madrid – „da fahren ganze Züge drüber“, von einer Brücke für einen Leopard-Panzer, von einem GFK-Bahnübergang in Moskau, der auch mal minus 40 Grad aushalten muss und einer Autobahnbrücke an der A 27, die aus einem Mix aus GFK und Stahlbeton gebaut wurde. Unterm Strich: Brückenbauten aus Kunststoff sind kein Problem.
Mit einem Beispiel zeigte Herrmann aber auch, wie es hierzulande aussieht. In Rotterdam gibt es 34 Fußgängerbrücken aus CFK. Als Herrmann Vertretern der Hansestadt Hamburg vorschlug, die vielen maroden Holzbrücken durch CFK-Brücken zu ersetzen, stieß er auf große Zurückhaltung. Als Grund machte Herrmann aus, dass die hiesigen Baubehörden keine Erfahrung mit Kunststoff als Bau-Werkstoff hätten. Für Lacher sorgte Herrmann, als er erzählte, dass er gefragt worden sei, was denn bei einem Feuer unter der Brücke passiere. Antwort: Das gleiche wie bei einer Holzbrücke – nur später.
Neben den nicht vorhandenen auf CFK abgestimmten Genehmigungsverfahren gibt es eine weitere Hürde: das Geld. Hier verwies Herrmann auf Fördermittel der EU, die für dieses besondere Projekt eingeworben werden müssten. Herrmann stieß bei den Mitgliedern des Vereins Alter Hafen auf interessierte und offene Ohren. Eine bewegliche Brücke über die Schwinge könne da ein Vorzeigeobjekt mit weitreichender Bedeutung sein, meinen Dieter-Theodor Bohlmann und Klaus Hinrichs, der der Arbeitsgruppe Brückenbau angehört. Am Standort Stade sei alles vorhanden, so Bohlmann: das CFK-Valley, Airbus, die Hochschule PFH. „Worauf warten wir eigentlich?“ fragte der Vereinsvorsitzende ungeduldig.
Professor Axel Herrmann sagte seine Unterstützung für das Projekt zu. Und hatte sogar ein Bonbon mitgebracht. Ein Freund von ihm, der auch in Stade ausgebildet wurde, sei in Dubai zum Weltmarktführer für CFK-Bauteile aufgestiegen, habe dort einige Superbauten hingelegt. Der Freund werde bestimmt Interesse an einer beweglichen Brücke über die Schwinge haben, allein schon aus alter Verbundenheit zu Stade. Er werde mal fragen, so Herrmann.
Der Applaus der Vereinsmitglieder war Herrmann nach seinem halbstündigen Vortrag sicher. Auch Dieter-Theodor Bohlmann war zufrieden: „Schauen wir nach vorne und packen wir es an.“
Der Verein Alter Hafen Stade e.V. hat das Ziel, den historischen Wert des Hansehafens in der über 1000 Jahre alten Hafenstadt Stade der Öffentlichkeit bewusst zu machen. Dessen Wiederöffnung und Schiffbarmachung mittels einer Klappbrücke durch die Stadt Stade zu bewirken und die Stader Altstadthäfen in der Maritimen Landschaft Unterelbe zu beleben.
Als Mittel zu diesen Zwecken unterhält der Verein das Museumsschiff Greundiek und betreibt das Informationszentrum zur Stader Hafengeschichte im Holzkran am Fischmarkt und die Fleetkahnlinie auf dem Burggraben. Er unterstützt die Stadt Stade sowie die Arbeitsgemeinschaft Maritime Landschaft Unterelbe in der Bewahrung und Entwicklung des maritimen Erbes in unserer Stadt.