TZwölf Tipps im Restaurant: So sind Sie ein guter Gast

Wer ein paar Punkte beachtet, macht uns Gastronomen glücklich. Was zeichnet gute Gäste aus? Das weiß Restaurantfachfrau Mareike Blumenthal. Foto: Scheschonka
Es gibt gute und weniger gute Restaurants. Es gibt aber auch gute und weniger gute Gäste. Jeder, der in einem Lokal arbeitet, weiß das. Offen sprechen darüber wenige. Hier verrät Restaurant-Profi Mareike Blumenthal, was einen guten Gast ausmacht.
Über zehn Jahre habe ich als Restaurantfachfrau gearbeitet. Im Laufe der Jahre habe ich tausende Gäste bedient. Viele haben mit ihrem Verhalten einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen: Die meisten positiv, von manchen war ich aber auch völlig bedient.
Wie können Sie als Gast dazu beitragen, dass Ihr Restaurantbesuch rundum gelingt? Hier meine Tipps dazu. Gesammelt in über zehn Jahren in einem herrlichen Beruf. Im Kontakt mit Menschen, die uns täglich das Schöne am Arbeiten in der Gastronomie zeigen.
1 | Kommen Sie zur reservierten Zeit - oder rufen Sie kurz an
Sie möchten einen schönen Abend im Restaurant verbringen. Bevor Sie essen gehen, haben Sie einen Tisch reserviert. Sie kommen zur vereinbarten Uhrzeit - mit der Anzahl an Gästen, für die Sie reserviert haben. Wenn sich daran etwas ändert, haben Sie im Lokal angerufen, um eine Verspätung oder die Änderung der Personenzahl mitzuteilen. Kurzum: Sie haben sich darüber Gedanken gemacht, wie Sie es uns Gastronomen leichter machen können.
2 | Seien Sie ehrlich, wenn Ihnen das Lokal doch nicht zusagt
Sie haben Platz genommen, die Karte aufgeschlagen und müssen feststellen: Die Gerichte sagen Ihnen nicht zu oder die Preise sprengen ihr Budget? Scheuen Sie sich nicht, das offen zu kommunizieren. Niemand zwingt Sie, hier zu sein. Sie können den Platz problemlos für andere freigeben. Und ja – wir merken es, wenn jemand Anrufe oder plötzliche Übelkeit vortäuscht, um das Restaurant schnell wieder verlassen zu können. Wir können zwar darüber schmunzeln, sind Ihnen aber viel dankbarer, wenn Sie ehrlich zu uns sind.
3 | Sagen Sie uns offen, was Sie während Ihres Besuchs stört
Genauso verhält es sich, wenn Ihnen während des Besuchs etwas nicht passt. Der Tisch ist zu nah an der Tür? Das Essen ist nicht nach ihrem Geschmack? Vielleicht haben Sie das Gefühl, Ihr Dessert wurde vergessen? Dann bitte – sprechen Sie es an. Lieber höflich auf etwas hinweisen oder um etwas bitten, als den ganzen Abend zähneknirschend zu verbringen. Nur so geben Sie sich und uns die Chance zur Besserung. Und am elegantesten machen Sie es, wenn Sie dezent aufzeigen oder ein leises „Entschuldigung“ murmeln. Dann werden wir auf Sie aufmerksam, und gleich nicht das ganze Lokal.
4 | Helfen Sie mit - wenn wir Sie darum bitten
Unser Tablett mit vollen Gläsern fassen Sie bitte nicht an. Sie könnten es aus dem Gleichgewicht bringen. Sollten Sie aber merken, dass wir an einen Teller oder ein leeres Glas nicht herankommen, dürfen Sie uns gerne etwas anreichen oder abnehmen. Auch den Oberkörper etwas zu neigen, erleichtert es uns, etwas abzuräumen oder abzustellen. In großen Gruppen ist es außerdem hilfreich, wenn Sie uns Aufmerksamkeit schenken. Dann reagieren oft auch Ihre Sitznachbarn und animieren sich zum Mithelfen.
5 | Bestellen Sie erst, wenn alle am Tisch wissen, was sie möchten
Sobald Sie bestellen möchten, klappen Sie die Speisekarte zu oder heben die Hand. Wir nehmen dann gerne Ihre Bestellung auf. Sollten Sie dann feststellen, dass bisher doch noch nicht alle am Tisch so weit sind, sagen Sie das. Dann erledigen wir in der Zeit etwas Anderes und kommen danach wieder zu Ihnen. Und scheuen Sie sich nicht davor, in größerer Runde das Gleiche zu bestellen. Das macht es den Köchen einfacher und es geht schneller, als wenn alle am Tisch etwas Unterschiedliches bestellen. Und dann auch noch jeder um andere Beilagen bittet.
6 | Bleiben Sie gelassen, wenn es länger dauert
Zugegeben, es passiert jedem von uns Kellnern mal, dass wir im Stress eine Bestellung vergessen. Im Normalfall warten Sie auf ihr Essen aber nur deshalb schon mal länger, weil es frisch zubereitet wird. Oder wir haben einfach sehr viele Gäste zu bewirten. Wenn Sie essen gehen, nehmen Sie sich Zeit. Wenn Sie danach noch einen wichtigen Termin haben, bestellen Sie die Speisen telefonisch vor. Oder Sie nehmen den Rest mit. Mitnehmen der Reste ist übrigens nie verkehrt. Wir sind froh um jedes Lebensmittel, das nicht in der Tonne landet.
7 | Seien Sie verständnisvoll und verzeihen Sie Fehler
Ja, uns kann mal etwas herunterfallen oder wir haben mal einen schlechten Tag. Und ich denke, da spreche ich für alle Berufsgruppen: Wir sind auch nur Menschen. Wenn also der neuen Kollegin scheppernd der heiße Teller von der Hand rutscht, klatschen Sie bitte nicht. Das kommt viel öfter vor, als Sie glauben! Ignorieren Sie den Vorfall oder sagen Sie etwas Aufbauendes wie: „Kann passieren.“ Am Ende des Tages denken wir gerne daran, wie verständnisvoll unsere Gäste waren, auch bei Pannen.
8 | Sprechen Sie mit uns - gerne nicht nur über das Essen
Gerade in Lokalen, in denen man öfter zu Gast ist, ergeben sich oft persönliche Gespräche mit dem Personal. Wir freuen uns, wenn es Sie interessiert, wie es uns geht oder wie der Tag bisher gelaufen ist. Genau so freuen wir uns aber auch, wenn unsere Arbeit geschätzt wird. Wenn Sie sehen, dass der Servicekraft vor Stress der Schweiß auf der Stirn steht, verschaffen Sie ihr ein gutes Gefühl. Ein ehrlich gemeintes „Danke!“ oder „Sie machen das hier übrigens ganz toll!“ hebt unsere Laune und gibt Energie.
9 | Sagen Sie uns rechtzeitig, wie Sie bezahlen möchten
Auch beim Bezahlen freuen wir uns über Gäste, die mitdenken. Wenn Sie einen Gutschein haben: Sagen Sie uns das, bevor wir die Rechnung ausstellen. So können wir ihn gleich verrechnen und sparen mehrere Arbeitsschritte. Auch wenn Sie mit der EC-Karte zahlen, teilen Sie uns das mit, bevor die Kollegin wieder zurück zum Kassenterminal gelaufen ist, um das Gerät zu holen. Und wenn in Ihrer Achter-Gruppe alle getrennt zahlen möchten, sollten Sie parat haben, was Sie verzehrt haben. Oder Sie machen es wie die Südeuropäer und schmeißen zusammen. Das ist für alle Beteiligten das Einfachste und passt auch besser zu einem gemeinschaftlich verbrachten Abend.
10 | Geben Sie gutes Trinkgeld - es krönt einen schönen Abend
Okay – jetzt mal Butter bei die Fische. Trinkgeld ist super. Es ist der Bonus, den wir uns täglich dazuverdienen. Dieses Erfolgserlebnis bar auf die Hand ist mit nichts zu vergleichen und macht glücklich. Trotzdem wiegt großzügiges Trinkgeld keinen schlechten Charakter auf. Wenn Sie sich also den Rest des Abends unangenehm benommen haben, rettet das auch ein fettes Trinkgeld nicht. Wenn Sie aber den Rest des Abends höflich und zuvorkommend waren, ist Trinkgeld der krönende Abschluss. Für beide Seiten. Da verzeihen wir Ihnen auch, wenn es nicht so üppig ausfällt.
11 | Geben Sie ehrliches Feedback - am besten persönlich im Lokal
Wenn es etwas gibt, was Ihnen trotz offener Kommunikation nicht gefallen hat, können Sie dies natürlich im Internet bewerten. Sie können aber auch schreiben, was Ihnen besonders gut gefallen hat. Ehrliches Feedback, positiv oder negativ, ist wichtig für den Bestand unseres Jobs. Am besten gefällt es uns aber, wenn Sie direkt vor Ort ansprechen, was wir verbessern können. Oder was Ihnen gut gefallen hat. Egal, wie: Solange Sie sachlich und höflich bleiben, können wir mit fast allem umgehen.
12 | Machen sich Ihr eigenes Bild - im Internet stimmt nicht alles
Bewertungen sind schön und gut. Aber was sagt es wirklich aus, wenn ein Wildfremder oder jemand unter Pseudonym in dem Lokal angeblich schlechte Erfahrungen gemacht hat? Und Sie selbst aber noch nie dort waren? Machen Sie sich doch ihr eigenes Bild. Und wenn es auch Ihnen nicht gefallen hat? Okay – jetzt sind Sie schlauer. Fanden Sie Ihren Besuch besser als der Nörgler im Internet? Klasse! Verschiedene Meinungen sind richtig und wichtig. Aber geben Sie bitte nicht so viel auf Hörensagen. Denn in der Gastronomie ist es wie im Journalismus: Auf die Fakten kommt es an.
Mareike Blumenthal hat unter anderem im Restaurant Pier 6 in Bremerhaven gearbeitet. Geschäftsführer Steffen Heumann war damit einverstanden, dass wir unsere Autorin vor diesem Lokal fotografiert haben. Für den Inhalt des Textes ist allein Mareike Blumenthal verantwortlich - und ihre Tipps beziehen sich nicht auf die Gäste dieses Lokals, sondern basieren auf ihren allgemeinen Erfahrungen in der Gastronomie.