Zähl Pixel
Deichverteidigungsübung

TKatastrophenschützer proben Ernstfall an der Elbe

Feuerwehrleute tragen Sandsäcke auf den Deich.

Feuerwehrleute tragen Sandsäcke auf den Deich. Foto: Vasel

Mehr als 500 Kräfte waren am Sonnabend in Jork im Einsatz. Zum Glück war es nur eine Übung. Das Szenario: Die Standfestigkeit der Deiche ist durch eine Sturm- und Starkregenflut bedroht.

author
Von Björn Vasel
Sonntag, 18.08.2024, 15:05 Uhr

Jork. Landrat Kai Seefried (CDU) erinnerte zu Beginn der Deichverteidigungsübung in Borstel, Jork und Neuenschleuse an die verheerenden Sturmfluten von 1962 und 1976. Damals brachen im Kreis Stade die Deiche an der Elbe, Menschen starben. Im Sommer 2002 standen große Teile von Horneburg nach einer Starkregenflut unter Wasser. Kurzum: Es gelte, für den Katastrophenfall gerüstet zu sein.

Kreis Stade kauft mobile Flutschutzwand

Seefried verwies am Sonnabend auch auf die Weihnachtflut 2023 im Alten Land sowie in Horneburg, Dammhausen und auf der Geest.

Harte Arbeit - auch bei der Deichverteidigungsübung.

Harte Arbeit - auch bei der Deichverteidigungsübung. Foto: Vasel

Erste Lehren seien gezogen worden. Der Kreis wird Sandsackbefüllmaschinen und - mit dem Land Niedersachsen - eine mobile Flutschutzwand erwerben. Das kündigte der Landrat gegenüber dem TAGEBLATT an.

Letzte Großübung vor 17 Jahren in Kehdingen

Vor 17 Jahren hatten die Katastrophenschützer im Kreishaus mit den 92 Ortsfeuerwehren sowie THW, DLRG, DRK, Maltesern, Johannitern, Deichverbänden und Niedersächsischem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz zuletzt den Ernstfall geprobt, in Kehdingen.

Erhöhung im Sturmflutfall: Auf der Deichkrone des Übungsdeiches auf dem Kleilager des Deichverbandes der II. Meil Alten Landes in Neuenschleuse wird ein 57 Zentimeter hoher Wall aus Sandsäcken errichtet.

Erhöhung im Sturmflutfall: Auf der Deichkrone des Übungsdeiches auf dem Kleilager des Deichverbandes der II. Meil Alten Landes in Neuenschleuse wird ein 57 Zentimeter hoher Wall aus Sandsäcken errichtet. Foto: Vasel

Immer wieder war die Forderung laut geworden, erneut eine Großübung anzusetzen. Doch Flüchtlings-, Corona- und Ukraine-Krise, aber auch Bau des Katastrophenschutzzentrums in Stade ließen das nicht zu, so Seefried.

Er mahnte - mit Blick auf den Klimawandel - erneut mehr Tempo bei der Erhöhung der 76 Kilometer langen Hauptdeichlinie an der Elbe im Alten Land und in Kehdingen an. Denn mehr 100.000 Menschen werden im Kreis Stade durch die Deiche geschützt.

Mehr als 500 Einsatzkräfte bei Großübung in Jork

Schauplatz der Übung am Sonnabend war die Gemeinde Jork im Alten Land. „Das große Engagement und die hohe Sachkenntnis aller Beteiligten zeigen, dass wir in Sachen Küstenschutz im Landkreis Stade gut aufgestellt sind“, sagte Landrat Kai Seefried.

Die Katastrophenschützer im Kreishaus hatten die achtstündige Übung über Monate vorbereitet. Hauptziel war die Vermittlung von theoretischen und praktischen Grundkenntnissen der Deichverteidigung und des Hochwasserschutzes.

Übungsdeich in Neuenschleuse errichtet

In Neuenschleuse war im Vorfeld ein Übungsdeich auf dem Kleilager des Deicverbandes der II. Meile Alten Landes errichtet worden. Die Freiwilligen aus den Reihen von Feuerwehr, DLRG und THW bildeten einen Menschenkette und schleppten Sandsäcke auf den Deich, um diesen zu erhöhen. Der Deich darf nicht zu stark belastet werden. 70 Sandsäcke wiegen rund eine Tonne.

Außerdem lernten sie, wie durchweichte Deiche im Binnenland oder der Deichfuß bei einer Sturmflut an der Elbe stabilisiert werden können. Dabei kommen sogar Baustahlmatten und Vlies oder Faschinen (Reisigbündel) zum Einsatz.

Deich in Gefahr: Die Experten der Unteren Deichbehörde und der Deichverbände schulten die Einsatzkräfte von Feuerwehrwehr, DLRG und THW.

Deich in Gefahr: Die Experten der Unteren Deichbehörde und der Deichverbände schulten die Einsatzkräfte von Feuerwehrwehr, DLRG und THW. Foto: Vasel

66 Einsatzkräfte benötigten rund sechs Minuten, um einen ein Meter breite und 57 Zentmeter hohen Sandsack-Wall auf der Deichkrone zu errichten. Sie mussten die Säcke vom Deichverteidigungsweg über eine Menschenkette heranschleppen.

Sandsackfüllmaschinen ersetzen Soldaten

Während in Neuschleuse die „Deiche“ gesichert worden, packten die Helfer in Jork am Feuerwehrgerätehaus unzählige Sandsäcke auf Paletten. Bei einem Deichbruch würden auch BigBags gefüllt.

Im Hintergrund ist die Sandsackmaschine zu sehen, sie schafft 4000 Säcke in der Stunde.

Im Hintergrund ist die Sandsackmaschine zu sehen, sie schafft 4000 Säcke in der Stunde. Foto: Vasel

Eine Spezialmaschine des Deichverbandes (Power King) schafft bis zu 4000 Stück in einer Stunde, so Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts. Bislang gibt es diese nur in Jork und Harsefeld. Weil die Bundeswehr mit ihrer Manpower fehlt, müssten mehr Maschinen her.

Riesenpumpen und Rettungsboote für den Ernstfall

Doch auch das THW und die DLRG waren in Borstel vor Ort. Das Technischen Hilfswerk stelllte seine Riesenpumpen vor. Förderleistung: bis 15.000 Liter in der Minute.

Das THW war mit großen Pumpen vor Ort.

Das THW war mit großen Pumpen vor Ort. Foto: Vasel

Die DLRG würde im Ernstfall unter anderem Sandsäcke mit Kran-Lkw und Hochwasserbooten zu den Einsatzstellen bringen, so Rainer Bohmbach.

Die DLRG ist im Notfall mit Booten, Drohnen und Kran-Lkw im Einsatz.

Die DLRG ist im Notfall mit Booten, Drohnen und Kran-Lkw im Einsatz. Foto: Vasel

Wärmebildkamera-Drohnen könnten helfen, Schwach- oder Bruchstellen im Deich zu entdecken.

Landrat dankt ehrenamtlichen Helfern

„Die starke Professionalität, mit der die Einsatzkräfte agieren, hat mich beeindruckt“, sagte der Landrat am Mittag dem TAGEBLATT. Bei der Deichverteidigung komme dem Ehrenamt eine ganz besondere Rolle zu. Er dankte den Freiwilligen aus den Reihen der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen sowie der Deichverbände, letztere müssen 223 Kilometer Deich im Auge behalten.

Feuerwehrleute bilden eine Kette.

Feuerwehrleute bilden eine Kette. Foto: Vasel

Die Erfahrungen des Hochwassers zu Weihnachten und zum Jahreswechsel hätten gezeigt, wie wichtig gut ausgebildete und ausgerüstete Einsatzkräfte sind. Die Freiwilligen hätten hier Großartiges geleistet.

„Der Landkreis nimmt seine Verantwortung auf diesem Gebiet sehr ernst und investiert kontinuierlich in Ausstattung und Schulung seiner Feuerwehr- und Katastrophenschutzeinheiten“, betont Seefried.

57 Zentimeter sind gefordert.

57 Zentimeter sind gefordert. Foto: Vasel

Einweisung in die Techniken zum Schutz gefährdeter Deiche.

Einweisung in die Techniken zum Schutz gefährdeter Deiche. Foto: Vasel

Blick von der Deichkrone des Übungsdeiches auf einige Einsatzkräfte.

Blick von der Deichkrone des Übungsdeiches auf einige Einsatzkräfte. Foto: Vasel

Weitere Artikel