TSchockanruf: Frau übergibt Betrüger 20.000 Euro

Mehrere zehntausend Euro hat eine Frau in Sahlenburg durch einen Betrug verloren. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Erneut ist eine Seniorin in Cuxhaven Opfer von Kriminellen geworden und hat viel Geld verloren. Einen ähnlichen Fall gab es erst vor einem Monat in Buxtehude.
Cuxahven. Mit sogenannten Schockanrufen haben Betrüger am Donnerstagnachmittag versucht, Bürgerinnen und Bürger in Cuxhaven und Umgebung hinters Licht zu führen. Ziel der Täter waren vor allem ältere Menschen, die sie durch falsche Behauptungen unter Druck setzten. In den meisten Fällen gaben sich die Anrufer als Polizisten aus und berichteten von tödlichen Verkehrsunfällen, in die die Kinder der potenziellen Opfer verwickelt sein sollten. Polizei berichtete zunächst, dass die Betrüger nicht erfolgreich gewesen sein sollen.
Am Freitag wurde bekannt, dass eine 77-jährige Frau aus Sahlenburg doch Opfer des Trickbetrugs wurde. Gegen 13.45 Uhr erhielt sie einen Anruf von einer Frau, die behauptete, die Tochter der Seniorin habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Um eine drohende Haftstrafe abzuwenden, sei eine Kaution in Höhe von 20.000 Euro erforderlich.
Wer kennt diese Frau?
Nach Angaben der Polizei übergab die Senioren das Geld schließlich geschockt an ihrem Wohnort an eine Person aus. Die Person wurde wie folgt beschrieben:
- ca. 30-40 Jahre alt
- schwarze, mittellange Haare zum Zopf gebunden
- weißes Stirnband
- helle Jacke
- weiße/beige Hose
Zeugen, die Hinweise zu der beschrieben Person geben können, melden sich bei der Polizei unter Telefon 04721-5730.
Falscher Staatsanwalt ordert ein Taxi für Buxtehuderin
Einen ähnlichen Fall gab es Mitte Juli in Buxtehude. Wie die Stader Polizei mitteilt, hat sich ein Betrüger am Telefon als Staatsanwalt vom Buxtehuder Amtsgericht ausgegeben.
Er erzählte der Buxtehuderin, dass ihre Tochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und Fahrerflucht begangen habe und von der Polizei festgenommen worden sei. Die Tochter könne nur gegen Zahlung einer hohen Kaution aus der Haft entlassen werden.
Der Betrüger habe für die Seniorin ein Taxi bestellt. Bei der Bank angekommen, entnahm die 82-Jährige Ersparnisse in Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrags aus dem Schließfach.
Für die Geldübergabe sei das Taxi bis nach Meckelfeld in Seevetal geschickt worden. „In der Mattenmoorstraße auf dem Parkplatz gegenüber der Filiale einer Bäckereikette nahm eine Frau den blauen Einkaufsbeutel der Seniorin mit dem Geld an sich und ging zu Fuß wieder weg in unbekannte Richtung zwischen den dortigen Häusern“, berichtet der Stader Polizeisprecher, Daniel Kraus.
So wird die Buxtehuder Geldbotin beschrieben
So beschrieb die betrogene Seniorin die Geldabholerin:
- zwischen Mitte und Ende 30 Jahre alt
- etwa 160 Meter groß, mit untersetzter Figur
- schwarze Haare, mit dunklem Haarband über der Stirn
- trug eine dunkle Hose und eine längere anorakartige gelbe Jacke
Zeugen, die eine entsprechende Frau mit einem blauen Einkaufsbeutel am Mittwochnachmittag in Meckelfeld in der Mattenmoorstraße oder näheren Umgebung beobachtet haben, können sich bei der Polizei Stade (Telefon 0 41 41/10 20) oder der Polizei Seevetal (Telefon 0 41 05/62 00) melden.
So reagieren Sie bei Telefonbetrug richtig
Doch wie können Schockanrufe aufgedeckt werden? Kraus gibt Tipps: „Bei solchen Fällen sollte man sofort bei den Familienangehörigen nachfragen, ob es überhaupt einen Unfall gab. Wenn die Angehörigen nicht erreicht werden können, rufen Sie die Telefonnummer Ihrer nächstgelegenen Dienststelle oder den Polizeinotruf 110 an. In nahezu allen Fällen wird die Polizei Ihnen Entwarnung geben und weitere Schritte einleiten.“
Buxtehuder Ehepaar Anfang Mai um viel Geld betrogen
Anfang Mai fiel ein älteres Ehepaar aus Buxtehude auf den Anruf von „Oberkommissarin Steinhagen aus Neu Wulmstorf“ mit einer schockierenden Nachricht herein, teilte die Polizei Stade mit.
Die Masche war eine ähnliche, wie im aktuellen Fall: Die Polizistin hatte angegeben, dass die Tochter des Paares einen schweren Unfall mit Fahrerflucht verursacht habe und dabei fast jemand getötet worden sei, heißt es.
In dem rund halbstündigen Gespräch schilderte die Frau immer wieder den Sachverhalt und nannte Details, die die Geschichte offenbar glaubhaft wirken ließen.
Anruferin kannte Familien-Details
„Sie nannte unter anderem die Namen der Tochter und der Enkelin“, so Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Auch Informationen zu Geburtstagen kannte die falsche Polizistin. Sie sagte laut des Berichts unter anderem: „Ihre Tochter hat ja auch bald Geburtstag.“
Die Anruferin konnte offenbar auch das dunkle Auto der Tochter beschreiben und im Hintergrund habe man eine Frau weinen gehört. Bohmbach: „Dies sei angeblich die Tochter gewesen.“
Freiheit nur gegen Kaution - „Staatsanwalt“ schaltet sich ein
Nach einiger Zeit habe die Oberkommissarin Steinhagen gesagt, dass man nun aufgrund der Fahrerflucht und weil ein Mensch fast ums Leben gekommen sei, eine Kaution für die Tochter bezahlen müsse.
Die Tochter sei aktuell in Gewahrsam und könne auf Kaution heute schon wieder auf freien Fuß kommen.
Die Eltern sollten mehrere zehntausend Euro als Kaution bezahlen. Das Geld würde man in einigen Tagen zurückbekommen. In diesem Teil des Gesprächs habe man auch den „Staatsanwalt Keller“ hinzugerufen.
Ehefrau soll Geld auf Parkplatz in Buxtehude übergeben
Das Telefonat habe die Ehefrau eingeschüchtert. Sie fuhr nach Buxtehude zur Sparkasse, und holte das Geld ab. „Ihr Mann wurde zwischenzeitlich zu Hause am Telefon festgehalten“, sagt Bohmbach.
Gegen 18 Uhr sei es in der Parkstraße auf dem Parkplatz einer Bäckerei zur Geldübergabe gekommen. Dabei habe eine unbekannte Frau wortlos das Geld in Empfang genommen und sei zunächst zu Fuß weggegangen.
Die Frau konnte wie folgt beschrieben werden
- circa 60 Jahre alt
- circa 160 cm groß
- rundliches/volles Gesicht
- trug zur Tatzeit einen schwarzen Mantel, der bis über die Knie reicht und einen schwarzen Wollhut, den die Polizei als „weich“ beschreibt
Die Polizei sucht weiterhin Zeugen, die die „Abholerin“ in Buxtehude gesehen haben oder beobachten konnten, wohin diese gegangen beziehungsweise ist und ob sie möglicherweise in ein Fluchtfahrzeug gestiegen ist. Hinweise dazu nimmt das Polizeikommissariat Buxtehude unter 0 41 61/64 71 15 entgegen. (fe/lw/pm/dpa)