TStraßensanierung der K39: Landkreis Stade verlängert Vollsperrung

Die Bunte-Straßenbauer Nico Brelage und Julian Wegmann setzen den Bordstein an der K39 in Hinterbrack. Foto: Vasel
Eigentlich sollte der Verkehr auf der Kreisstraße 39 in Jork-Hinterbrack im Oktober wieder rollen. Doch die Pendler müssen weiter Umwege in Kauf nehmen, denn die Fertigstellung verzögert sich erneut. Das sind die Gründe.
Jork. Kreis-Sprecher Daniel Beneke bestätigte auf TAGEBLATT-Anfrage offiziell die Verzögerungen bei der Sanierung der K39. Die verkehrsbehördliche Anordnung sei angepasst worden, mittlerweile wird eine Fertigstellung zum 30. November 2024 nicht mehr ausgeschlossen. Das TAGEBLATT hatte am Donnerstag eine Anfrage gestellt, nachdem die Verzögerung durchgesickert war. Im März war noch von Oktober die Rede.
Ursprünglich hatte der Kreis vertraglich mit Bunte einen Fertigstellungstermin für Juni 2024 vereinbart. Doch bereits im Herbst 2023 verzögerte die Asphaltentsorgung die Arbeiten, dann lief aufgrund von Starkregen und Schnee im Winter nichts mehr. Der Zeitplan war nicht mehr zu halten.
Im Januar rechnete das Kreisstraßenamt bereits mit einer Freigabe im August/September. Kreisbaurätin Madeleine Pönitz muss nun die weitere Verzögerung zur Kenntnis nehmen.
Landkreis nimmt Rücksicht auf Obstbau und Apfelernte
„Die Baustelle läuft aktuell, die Straßenbauer profitieren von der guten Wetterlage“, sagt Beneke. Gleichwohl musste der Bauzeitenplan angepasst werden. Ein Beispiel: Aufgrund der Bodenverhältnisse auf der Westseite der K39 in Hinterbrack mussten zusätzlich Geogitter zur Stabilisierung des Untergrunds eingebaut werden.

Vor Cranz wird der Asphalt der K39 - inklusive des Radwegs - für den Vollausbau mit einer Fräse abgetragen. Foto: Vasel
Zurzeit geht Bunte laut Kreishaus davon aus, dass die Bauarbeiten Mitte Oktober abgeschlossen sind. Allerdings, so Beneke, wollen Landkreis und Bunte weiter Rücksicht auf die Obstbaubetriebe nehmen. Das hatte der Kreis den Obstbauern im März versprochen, nachdem diese sich an das TAGEBLATT gewandt hatten.
Die Obstbauern sind bekanntlich während der Apfelernte auf die K39 angewiesen, es gibt keinen Verbindungsweg parallel zur Kreisstraße durch die Plantagen. Aufgrund der Ernte könne es noch „zu zeitlichen Verschiebungen“ kommen, es werde einen Abstimmungstermin mit den Obstbauern geben.
Asphaltierung wird auf August vorgezogen
Deshalb gab es weitere Änderungen beim Bauablauf. „Große Teile der Asphaltarbeiten sollen in die ersten beiden Augustwochen vorgezogen werden, um den Belangen der Obstbauern entgegenzukommen“, sagt Beneke.
Die Verlängerung der Straßensperrung bis zum 30. November diene lediglich als „Puffer“. Zurzeit sei mit Blick auf die Fruchtentwicklung schwer kalkulierbar, welche zeitlichen Auswirkungen die Rücksichtnahme auf die Apfel- und Birnenernte haben werde.

Auf Höhe der Zufahrt zum Gefängnis entsteht in Hinterbrack eine Bushaltestelle mit Querungshilfe. Für die Bushaltestelle wird der Untergrund vorbelastet - mit 90 sandgefüllten Big Bags. Foto: Vasel
Absackungen sollen verhindert werden
Aktuell setzt Bunte unter anderem weitere Rinnenbordsteine. Im Bereich des Parkplatzes für Ausflügler vor der Straße zum Gefängnis auf Hahnöfersand wird der Bau einer Bushaltestelle vorbereitet. Der Untergrund in der Marsch ist schwierig.
Um Absackungen nach der Erneuerung zu verhindern, haben die Straßenbauer 90 sandgefüllte Big Bags in dem Bereich platziert - zur Vorbelastung.
„Hier wird auch eine Querungshilfe entstehen“, sagt der Bunte-Polier. Er und seine Kollegen Nico Brelage und Julian Wegmann berichten, dass weiterhin das Durchfahrtsverbot missachtet werde.

Folgen der Straßensanierung: Die Wellenstraße zwischen Königreich und Jork-Hinterbrack (K39) ist kaputt, der Schulbus wird durch Taxen ersetzt. Stahlplatten sichern die Straße. Foto: Vasel
Kurz vor Cranz zertrümmern die seit Montag rotierenden stählernen Meißel einer Fräse den Asphalt des Fahrradweges. In dem Bereich ist ein Vollausbau geplant. Fortlaufend werde die neue Fahrbahn aufgebaut, des Weiteren werde der Regenwasserkanal im Bereich des späteren Trennstreifens zwischen der Fahrbahn und dem Fuß- und Fahrradweg verlegt.
Anwohner klagen über illegale Baustellen-Raser
Der Landkreis investiert fast 4,5 Millionen Euro in den 2000 Meter langen dritten Abschnitt. Erneuert werden Fahrbahn sowie Fuß- und Radweg inklusive der Entwässerung von Straße und Deich. Außerdem werden Leitungen erneuert, unter anderem für Trinkwasser und Strom.
Seit dem Frühjahr 2021 wird die K39 in Jork-Borstel auf einer Länge von etwa sechs Kilometern in Etappen zwischen der Borsteler Mühle und der Landesgrenze für mehr als 12 Millionen Euro saniert.

Immer wieder missachten Autofahrer das Durchfahrtsverbot. Foto: Vasel
Verzögerungen: Liegt Schuld bei Baufirma und Kreis?
Im dritten Abschnitt fiel der Startschuss am 18. November vergangenen Jahres. Die Verzögerungen gingen sowohl auf das Konto der Baufirma als auch des Landkreises Stade. Die Verlegung der Geogitter habe der Kreis erst im Nachhinein gefordert, einige Bordsteine mussten auf Drängen des Kreises neu gesetzt werden.
Zwischen Anwohnern und Straßenbaufirma stimme die Kommunikation, sagt Jochen Brockmann. Er sagt: „Der Wolf sorgt aktuell für mehr Gesprächsstoff als die Sanierung.“ Ein Problem seien allerdings die vielen Autofahrer, die das Durchfahrtsverbot missachteten. Diese führen zum Teil mit 80 km/h und mehr durch die Baustelle.
Fliegende Steine eine Problem
Hochfliegende Steine beschädigten bereits Pkw und Baustellenfahrzeuge. Das gefährde Leib und Leben von Anwohnern und Bauarbeitern. Ein Wunsch der Anlieger seien mehr Polizeikontrollen - insbesondere an den Wochenenden, an denen die meisten Verstöße beobachtet werden. Wer das Durchfahrt-verboten-Schild (ohne Anliegen) missachte, dem drohe ein Verwarngeld in Höhe von 50 Euro.
Nächste Sperrung droht in Hamburg
Die Gemeinde Jork hat über das TAGEBLATT und eine Mitteilung der KVG von der Verlängerung erfahren. Der Sonderfahrplan gelte weiter. Die Altländer müssen infolge der Baustelle mittelfristig die Wellenstraße sanieren. Aufgrund der Schäden soll der Schulbus durch Taxen ersetzt werden.
Und: 2026 geht es in Cranz und Hamburg laut Sinje Pangritz von der Hamburg Port Authority weiter - mit einer halbseitigen Sperrung. Hamburg will auf 3,2 Kilometern zwischen Hinterbrack und Airbus-Tor Süd klimawandelbedingt den Deich erhöhen und die Straße verlegen.
In dem Abschnitt sind in baustellenfreien Zeiten rund 25.000 Fahrzeuge am Tag unterwegs - vor allem Airbus- und Hafen-Beschäftigte. Vorher muss allerdings noch der Neuenfelder Fährdeich asphaltiert werden. Das haben die Obstbauern im Zuge des Verkaufs von Flächen für die Verlegung der Straße ausgehandelt.