FC St. Pauli: Cheftrainer-Premiere missglückt

Mit gerade einmal 29 Jahren steht Fabian Hürzeler beim FC St. Pauli in der Verantwortung. Foto: dpa-Bildfunk
Seit anderthalb Wochen ist Fabian Hürzeler Interims-Cheftrainer beim Zweitligisten FC St. Pauli. Und der 29-Jährige will mehr. Am Mittwoch stand er erstmals bei einem Spiel an der Seitenlinie.
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Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat das Testspiel beim Bundesligisten 1. FC Union Berlin mit 2:3 (1:1) verloren. Die Gastgeber waren am Mittwoch im Stadion An der Alten Försterei durch einen Kopfball von Mittelstürmer Jordan Siebatcheu (42. Minute) in Führung gegangen. Der zwischenzeitliche Ausgleich fiel durch einen Foulelfmeter, den Marcel Hartel sicher verwandelte (45.). Johannes Eggestein brachte St. Pauli (57.) in Front, ehe Tim Skarke (67.) und Kevin Behrens (86.) den Sieg des Bundesligisten perfekt machten. Die Hamburger hinterließen aber einen ordentlichen Eindruck.
Die Norddeutschen spielten frech mit, gaben in den ersten 20 Minuten den Ton an, ohne sich zunächst zwingende Chancen zu erspielen. Danach übernahmen die Berliner das Kommando. St. Paulis Interimstrainer Fabian Hürzeler hatte zur Pause neun Spieler ausgewechselt, um sich von den meisten Profis einen Eindruck unter Wettkampfbedingungen zu verschaffen. Noch nicht dabei war der vor einer Woche verpflichtete Stürmer Maurides Roque Junior. Der Brasilianer hat noch Trainingsrückstand.
Hürzeler zur partie: "Wir wollten schon gewinnen. Deshalb bin ich über das Ergebnis enttäuscht. Aber wir nehmen mit, dass wenn wir intensiv anlaufen, aus der Kompaktheit agieren und dann unsere Auslöser finden, auch gegen so einen Bundesligisten bestehen können."
Hürzeler hofft beim FC St. Pauli auf Beförderung zum Cheftrainer
Der größte Weihnachtswunsch ist für Fabian Hürzeler klar: Der 29-Jährige würde gerne vom Interims- zum Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli aufrücken. „Die Lust ist riesengroß“, hatte er zuvor erklärt.
Seit anderthalb Wochen ist er für das Profi-Team der Hamburger verantwortlich. Kurz zuvor hatte der Verein die Trennung von St. Pauli-Liebling Timo Schultz nach einem insgesamt enttäuschenden Jahr bekannt gegeben. Vor Beginn der Rückrunde Ende Januar rangiert der FC St. Pauli auf Rang 15 in der Tabelle und befindet sich in Abstiegsgefahr.
Hürzeler war Schultz‘ Co-Trainer. Diese Funktion hatte er auch schon beim DFB bei der U18 und U20, ehe er 2020 zum FC St. Pauli wechselte. Derzeit macht er seine Fußballlehrer-Lizenz und ist voraussichtlich im März fertig.
Trainersuche beim FC St. Pauli: Es ist ruhig geworden
Sportchef Andreas Bornemann hat noch keinen Schultz-Nachfolger präsentiert. Die Zeit drängt allerdings: Über die Weihnachtstage soll eine Entscheidung fallen. Als Kandidaten außerhalb des Vereins werden unter anderen Michael Wimmer, der zuletzt interimsweise den Bundesligisten VfB Stuttgart betreute, und der frühere Bremer und Wolfsburger Coach Florian Kohfeldt gehandelt.
Die besten Chancen kann sich mittlerweile Hürzeler ausrechnen, auch wenn er dies nicht einräumt. „Ich bin im offenen Austausch mit Bornemann. Wir sind da sehr transparent. Alles Weitere wird man dann sehen“, sagte der Interims-Chef.
Nach einer kurzen Weihnachtspause setzt die Mannschaft am 27. Dezember die Vorbereitung fort. Am 2. Januar reist sie ins Trainingslager nach Spanien. Ende Januar startet dann das Projekt Klassenverbleib mit dem ersten Rückrundenspiel beim 1. FC Nürnberg.
So tickt St. Paulis Interimstrainer Fabian Hürzeler
Im Training macht Hürzeler lautstark klar, wer das Sagen hat. Er zeigt Präsenz, gibt lautstark Anweisungen. Und auch zu Bornemann habe er ein „transparentes Verhältnis“. Der Austausch sei gut, die Kommunikation offen. „Er will genauso abgeholt werden. Das ist auch meine Aufgabe, ihn teilhaben zu lassen, in den Prozessen, in den Dynamiken. Er ist ja nicht in jeder Besprechung bei uns dabei“, erklärte der junge Coach.
Den Wechsel von Schultz zu ihm in seiner neuen Rolle habe die Mannschaft gut angenommen. „Ich habe schon vorher gesagt, dass ich mich nicht groß verändern werde. Ich werde weiter der Fabian sein“, sagte er. „Der Fabian davor war auch sehr kommunikativ mit den Spielern, war sehr direkt. Die Spieler wissen sofort, woran sie sind bei mir. Das werde ich so beibehalten.“
Hürzeler mache einen guten Job als Coach, hatte Defensiv-Mann Eric Smith gemeint. „Wir können seine Schwerpunkte erkennen. Ich wüsste nicht, warum man ihm nicht die Chance geben sollte“, sagte der Schwede. „Alle kennen Fabian, der über viel Fußballsachverstand verfügt. Wir sollten ihm zu einhundert Prozent bei dem, was er macht und vorhat, vertrauen.“
Die Feiertage verbringt der in Houston geborene Hürzeler bei seiner Familie in Bayern. Das größte Geschenk könnte er aber aus Hamburg bekommen: die Beförderung zum Cheftrainer. (dpa)
FC St. Pauli mit Generalprobe gegen FC Midtjylland
Der Kiezclub bestreitet sein letztes Testspiel vor Beginn der Rückrunde gegen den dänischen Erstligisten FC Midtjylland. Gespielt wird am 21. Januar um 13.30 Uhr im Millerntor-Stadion. Pokalsieger Midtjylland ist Tabellensiebter der dänischen Superliga und Europa-League-Teilnehmer. Acht Tage später (29. Januar, 15.30 Uhr/Sky) starten die Hamburger beim 1. FC Nürnberg in die Rückrunde.