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THalle Nord: Es gibt auch eine andere Sicht auf den Zoff zwischen BSV und Stadt

Seit 30 Jahren ist Peter Prior der Macher des BSV-Handballs. Ohne ihn würde es in Buxtehude vermutlich kein Bundesliga-Team mehr geben.

Seit 30 Jahren ist Peter Prior der Macher des BSV-Handballs. Ohne ihn würde es in Buxtehude vermutlich kein Bundesliga-Team mehr geben. Foto: Iso

Der arme BSV und die böse Stadt? So einfach ist die Sache im Medienspektakel um die Halle Nord nicht. Auch die Handball-Marketing spielt mitunter keine gute Rolle.

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Von Karsten Wisser
Samstag, 13.09.2025, 05:55 Uhr

Landkreis. Trainings- und Backeverbot für das BSV-Bundesliga-Team in der neuen Halle Nord: Ein Blick auf das Medienecho dazu in der vergangenen Woche ist eindeutig. Im Streit zwischen der Handball-Marketing und der Stadt ist die Verwaltung der klare Verlierer.

Zum Teil hat sie das durch haarsträubende Kommunikation im Vorfeld selbst provoziert. Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt war eine Woche lang damit beschäftigt, Schadensbegrenzung zu betreiben. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit.

Stadt und Politik haben den BSV immer unterstützt, sich finanziell und organisatorisch für den Handball engagiert. Mit der neuen Halle Nord wurde ein Sportzentrum gebaut, das über die Anforderungen einer Schulsporthalle weit hinausgeht. Vieles von dem ist der Tatsache geschuldet, dass die Halle eben auch die Spielstätte einer Handball-Bundesliga-Mannschaft ist.

Heute könnte diese Halle nicht mehr gebaut werden

Die Kosten in Höhe von 28 Millionen Euro - ursprünglich geplant waren 10 bis 15 Millionen Euro - sind ein teures Bekenntnis der Stadt. Während die Handballerinnen in einer der modernsten norddeutschen Sporthallen spielen, regnet es in der benachbarten Integrierten Gesamtschule durch.

Viele Grundschulen und Sporthallen in Buxtehude sind in einem schlechten bis desaströsen Zustand. Mit dem heutigen Kenntnisstand der maroden schulischen Infrastruktur in Buxtehude hätte diese Luxus-Version einer Sporthalle niemals gebaut werden dürfen - und wäre sie vermutlich auch nicht.

Angesichts all dessen ist es irritierend, auf welche Weise die Handball-Marketing agiert - erst hinter den Kulissen und jetzt öffentlich. Seit weit mehr als einem Jahr beschweren sich die BSV-Macher bei jeder Gelegenheit. Da geht es etwa um die Anzahl von Kühlschränken, Platz für Leergut oder die Planung, wo der Hausmeister ein Fenster hat.

Da geht es auch um das aus Sicht des Vereins mitunter zu geringe Engagement der Stadt und damit ihrer Mitarbeiter. Aber das sind genau diejenigen, die mit Rückendeckung der Politik bis zuletzt Zusatzforderungen der Handball-Dachorganisation HBF umgesetzt haben.

Schul- und Vereinssport haben Vorrang in der Halle Nord

Viele Ratsmitglieder sind vor diesem Hintergrund sauer auf den BSV. Das berichteten Teilnehmer der nichtöffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses einvernehmlich. Sie fürchten, dass die Handball-Marketing alles nach den eigenen Vorstellungen gestalten will und deshalb Druck aufgebaut hat.

Offensichtlich wurde das schon einmal, als der BSV im vergangenen Jahr vergeblich versuchte, alle anderen Linien für Sportarten jenseits des Handballs in der Dreifeldhalle zu tilgen, um eine reine Handballhalle zu bekommen.

Die Halle Nord ist unbestritten die Heimat der Handballerinnen. Sie ist aber vor allem eines: Schul- und Vereinssporthalle. Anders sind die 28 Millionen Euro für den Bau auch gar nicht zu rechtfertigen.

Karsten Wisser

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