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Messerattacke

THeld von Hamburg: AfD-Frau Kaiser will ihm Rückflug nach Syrien spendieren

Marie-Thérèse Kaiser (AfD) bei einem Auftritt als Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Stade I - Rotenburg II.

Marie-Thérèse Kaiser (AfD) bei einem Auftritt als Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Stade I - Rotenburg II. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder

Jüngst wurde die AfD vom Verfassungsschutz als in Teilen gesichert rechtsextrem eingestuft. Einen Beleg dafür lieferte jetzt Marie-Thérèse Kaiser.

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Von Karsten Wisser
Freitag, 30.05.2025, 18:00 Uhr

Landkreis. Die AfD-Politikerin Marie-Thérèse Kaiser (28) rief beim Kurznachrichtendienst X dazu auf, dem „Held von Hamburg“ einen „Gutschein für einen kostenlosen Rückflug“ zu übergeben.

Der „Held von Hamburg“ ist ein 19 Jahre alter Syrer. Er hatte gemeinsam mit einem Mann aus Tschetschenien und der Polizei die Messerangreiferin von Hamburg gestoppt. Die psychisch auffällige Deutsche (39) hatte zuvor 15 Personen mit einem Messer verletzt. Drei weitere verletzten sich beim Weglaufen.

Marie-Thérèse Kaiser (AfD) will den Retter von Hamburg zurück nach Syrien schicken.

Marie-Thérèse Kaiser (AfD) will den Retter von Hamburg zurück nach Syrien schicken. Foto: Wisser

Die Angreiferin hatte auf dem Bahnsteig der Gleise 13/14 dort auf den Zug wartende Menschen mit einem Messer attackiert. Der Bahnsteig wird auch von vielen Pendlern aus dem Landkreis Stade genutzt.

Die Frau wurde laut Polizei durch das „sehr schnelle Eingreifen zweier Passanten, die sich auf dem Bahnsteig befanden“ gestoppt und konnte im Anschluss von einer Quattro-Streife festgenommen werden. Dabei handelt es sich um ein Vierer-Team aus Bundes- und Landespolizei sowie den Sicherheitskräften von Hochbahn und Deutsche Bahn.

Aufgegriffen hatte den Post von Marie-Thérèse Kaiser zuerst der Volksverpetzer. In dem deutschen Blog geht es um die Auseinandersetzung mit Falschmeldungen. Kaiser ist 2021 und 2025 bei den Bundestagswahlen als Direktkandidatin der vom Verfassungsschutz in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei für den Wahlkreis Stade I - Rotenburg II angetreten.

Wie AfD-Frau Kaiser einen Satire-Post überholt

Außerdem ist Kaiser Mitarbeiterin der AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Rotenburg. Aufgrund vieler Auftritte in den sozialen Medien ist das Ex-Model in einigen Kreisen sehr bekannt. Sie ist zudem eine rechtskräftig verurteilte Volksverhetzerin. Ein weiteres Verfahren im Zuge des vergangenen Bundestagswahlkampfs wurde nicht eröffnet.

Marie-Thérèse Kaiser ist Mitarbeiterin der AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel.

Marie-Thérèse Kaiser ist Mitarbeiterin der AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel. Foto: privat

Mit ihrem umstrittenen Post hatte Kaiser es geschafft, einen Beitrag des Satiremagazins Postillon zu überholen. Das Magazin hatte getitelt, dass die AfD die Abschiebung fordern würde. Der konstruierte Grund des Satire-Magazins: Der Syrier habe eine deutsche Frau angegriffen.

Die Reaktion von Marie-Thérèse Kaiser (AfD) auf die Kritik an ihren Äußerungen.

Die Reaktion von Marie-Thérèse Kaiser (AfD) auf die Kritik an ihren Äußerungen. Foto: Wisser

Auf TAGEBLATT-Nachfrage bestätigte Marie-Thérèse Kaiser ihren Post auf X inhaltlich und postete das auch auf dem Portal des Tech-Milliardärs und Trump-Vertrauten Elon Musk. „Zivilcourage ist lobenswert unabhängig der Herkunft des Couragierten. Die Lösung für die durch die Massenmigration verursachten Probleme kann nur Remigration lauten. Dies bleibt auch durch heldenhafte Taten unberührt.“

AfD-Kreisverband äußert sich inhaltlich nicht

Der AfD-Kreisverband wollte sich auf TAGEBLATT-Nachfrage inhaltlich nicht zu dem Post äußern. „Auf Veröffentlichungen bestimmter Internetseiten wird vom AfD-Kreisverband Stade grundsätzlich keine Stellungnahme erfolgen. Die Seite, auf die Sie Bezug nehmen, gehört dazu“, lautet die Antwort auf eine Anfrage.

Wie klug solche Posts angesichts der AfD-Verbotsdebatte und der Einstufung als gesichert rechtsextrem durch den Inlandsgeheimdienst sind, bleibt abzuwarten. „Das in der Partei vorherrschende ethnisch-abstammungsmäßige Volksverständnis ist nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar“, hatte der Verfassungsschutz mitgeteilt.

„Konkret betrachtet die AfD zum Beispiel deutsche Staatsangehörige mit Migrationsgeschichte aus muslimisch geprägten Ländern als nicht gleichwertige Angehörige des durch die Partei ethnisch definierten deutschen Volkes“, so der Verfassungsschutz.

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