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Handball-Bundesliga

THistorisch schwacher Saisonstart: Was den BSV jetzt hoffen lässt

Der BSV um Spielmacherin Anika Hampel zeigte in Oldenburg ein besseres Angriffsspiel, konnte sich aber nicht belohnen.

Der BSV um Spielmacherin Anika Hampel zeigte in Oldenburg ein besseres Angriffsspiel, konnte sich aber nicht belohnen. Foto: Felix Schlikis

Noch kein Sieg und nun Vorletzter: So schwach ist der Buxtehuder SV selten in eine Bundesliga-Saison gestartet. Jetzt liegt die Hoffnung auf der Weihnachtszeit.

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Von Tim Scholz
Sonntag, 20.10.2024, 21:30 Uhr

Oldenburg. Nach dem Spiel wird das Licht gedimmt. Angeheizt vom Hallensprecher klatschen die Zuschauer über ihren Köpfen in die Hände. Aus den Boxen dröhnt ein Donnern. So feiert man in der Oldenburger Arena den Derbysieg.

Für die Handballerinnen des Buxtehuder SV hat es dagegen auch im fünften Anlauf nicht zum Sieg gereicht. Mit 32:36 (14:18) mussten sie sich vor über 1500 Zuschauern dem VfL Oldenburg geschlagen geben und rutschten auf den vorletzten Tabellenplatz ab.

Fünf Spiele, zwei Punkte - so schwach war der BSV in seinen 36 Bundesliga-Spielzeiten bisher nur 1989/90, also direkt nach dem Aufstieg, und 2006/07 gestartet. Dass der BSV wie jetzt in den ersten fünf Spielen ohne Sieg blieb, gab es noch nie.

Kapitänin Dölle: „Wir sind uns der Lage bewusst“

Man könnte jetzt von einer Krise sprechen, aber beim BSV tut das niemand. „Es bringt nichts, jetzt in Panik zu verfallen“, sagte Trainer Dirk Leun mit Blick auf die Tabelle. „Durch unser Auftaktprogramm wussten wir, dass wir in so eine Lage kommen können.“

Ähnlich reagierten auch die Spielerinnen. „Es sind erst fünf Spiele, es ist noch alles offen“, sagte Rückraumspielerin Charlotte Kähr. Kapitänin Isabelle Dölle: „Wir sind uns der Lage bewusst und hinterfragen uns auch. Aber so wie ich die Mädels im Training erlebe, werden wir noch unsere Punkte holen.“

Anika Hampel will die Situation nicht schönreden, „Niederlagen sind nie schön, aber es bringt nichts, negativ an die Sache heranzugehen“, sagte die Spielmacherin.

Bessere Zuspiele und mehr Zug zum Tor

Das Spiel in Oldenburg hat trotz des Fehlstarts für ein besseres Gefühl gesorgt. Denn nach den zuletzt spielerisch schwachen Auftritten zeigte der BSV nun eine Reaktion.

BSV-Trainer Dirk Leun: „Es bringt nichts, jetzt in Panik zu verfallen.“

BSV-Trainer Dirk Leun: „Es bringt nichts, jetzt in Panik zu verfallen.“ Foto: Felix Schlikis

Vor allem im Angriff war eine Verbesserung zu erkennen. Zwar war die Fehlerquote in einigen Phasen immer noch hoch, aber das Passspiel war deutlich strukturierter und schneller und der Angriff entwickelte mehr Zug in die Tiefe. „Wir haben bessere Lösungen gefunden und konzentrierter gespielt“, sagte Hampel. 32 Tore in Oldenburg waren für den BSV in der Vergangenheit eher selten.

Das Problem war die Abwehr. Oldenburg spielte sehr variabel: über die Schnelle Mitte, mit Würfen aus dem Rückraum, mit getippten Bällen an den Kreis. „Wir haben uns viel zu tief hinten reindrängen lassen, das war zu passiv“, kritisierte Leun. Kurz nach der Pause lag der BSV bereits mit acht Toren zurück.

BSV mit kämpferischer Einstellung

Was man beim BSV als gutes Zeichen wertete: „Wir haben uns nicht hängen lassen“, sagte Hampel. Angefeuert von 60 Fans lag der BSV anderthalb Minuten vor Schluss nur noch mit zwei Toren zurück, doch die Zeit reichte nicht mehr für einen Punktgewinn. „Letzte Woche haben wir nicht als Team gespielt“, sagte Kähr. „Jetzt haben wir zusammengehalten und gekämpft.“

Der BSV bewies noch eine andere Qualität: Maj Nielsen zeigte über die gesamte Spielzeit keine Nerven von der Linie. Die Rechtsaußen verwandelte alle ihre neun Siebenmeter und setzte sich am Samstag an die Spitze der Torschützenliste. „Es ist schön, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen“, sagte Leun.

Kapitänin Isabelle Dölle hofft, dass dem BSV in den nächsten beiden Spielen „irgendwie“ eine Überraschung gelingt.

Kapitänin Isabelle Dölle hofft, dass dem BSV in den nächsten beiden Spielen „irgendwie“ eine Überraschung gelingt. Foto: Felix Schlikis

Doch wann gibt es den ersten Sieg zu feiern? Die kommenden Aufgaben vor der EM-Pause werden jedenfalls nicht einfacher. Am 30. Oktober trifft der BSV auf den Thüringer HC und am 2. November auf Meister Ludwigsburg. Dölle hofft, dass dem BSV dann „irgendwie“ eine Überraschung gelingt.

BSV bangt um Torhüterin Kuske

„Natürlich müssen wir irgendwann Spiele gewinnen, das steht ja außer Frage“, sagte Leun. „Für uns wird die Zeit um Weihnachten entscheidend, da sind die Spiele, wo ich sage, die müssen wir definitiv gewinnen.“ Dann geht es gegen die direkten Konkurrenten Göppingen und Zwickau.

Die EM-Pause will der BSV nutzen, um an den Problemen in der Abwehr und an der Abstimmung zu arbeiten. Ob dann der gesamte Kader zur Verfügung steht, ist fraglich. Die Schweizerin Charlotte Kähr und die erstmals für das DHB-Team nominierte Jolina Huhnstock könnten wegen einer EM-Nominierung fehlen.

Vor allem aber bangt der BSV um Laura Kuske. Die 22-jährige Torhüterin hatte in Oldenburg kurz nach der Pause einen Kopftreffer abbekommen und begab sich für den Rest der Partie zur Behandlung in die Katakomben.

Nach ihrer Rückkehr aus Oldenburg wurde Kuske im Buxtehuder Krankenhaus untersucht. „Es ging ihr schon besser, aber wir müssen abwarten, wie sich die Symptome entwickeln“, sagte Leun. Kuske war erst vor kurzem nach einer Gehirnerschütterung zurückgekehrt. In Oldenburg hatte sie zum fünften Mal einen Kopftreffer kassiert.

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Die Statistik zum Spiel

Spielverlauf aus BSV-Sicht: 3:3 (6.), 6:8 (15.), 11:14 (25.), 14:18 (Halbzeit), 14:24 (37.), 25:31 (47.), 30:33 (56.), 32:36 (Endstand)

BSV: Kuske (1 Paraden), Fasold (5 Paraden); Kroepel, Nielsen 11/9, Heider 4, Hampel 1, Dölle 2, Kähr 1, Reiche, Kretschmann 5, Hartstock, Rakstad 1, von Prittwitz 2, Saul, Ternede 1, Huhnstock 4

VfL: Winters (0 Paraden), Kohorst (9 Paraden); Borutta 1, Teiken 1, Reinemann 7/1, Martens 1, Steffen 7, Lampe 6/1, Feiniler, Pfundstein 1, Röpcke 5, Korsten 3, Golla 3/2, Fragge 1, Ronge

Siebenmeter: BSV 9/9 (Nielsen 9/9) – VfL 4/6 (Golla 2/4, Reinemann 1/1, Lampe 1/1)

Zeitstrafen: BSV 2 (Huhnstock 2) – VfL 5 (Reinemann 1, Lampe 2, Golla 2)

Schiedsrichter: Fabian Friedel und Rick Herrmann

Zuschauer: 1537

Nächstes Spiel: BSV – Thüringer HC (Mi., 30. Oktober, 19.30 Uhr)

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