TLebensqualität gefährdet: Scharfe Kritik am Ausbau der Windkraft

Diese Warnschilder stehen im Windpark Agathenburg im Grenzgebiet zum Alten Land. Die Landkreise haben die Vorgabe der Landesregierung, die Windkraftflächen deutlich zu vergrößern. (Symbolbild). Foto: Vasel
Uwe Arndt stellt sich gegen die Pläne der Kreisverwaltung. Ahlerstedts Bürgermeister sieht den schnellen Ausbau der Windkraft kritisch und führt dafür mehrere Gründe an.
Landkreis. Geht der Landkreis Stade beim vom Land Niedersachsen verordneten Ausbau der Windkraft zu schnell vor? Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt sagt Ja. „Wir sollten noch einmal darüber nachdenken, ob wir alle Vorgaben schon jetzt erfüllen wollen“, sagt er.
Jetzt sollen Windkraftflächen verdoppelt werden
Der ehrenamtliche Kommunalpolitiker ist Fraktionsvorsitzender der Freien Wählergemeinschaft im Stader Kreistag. Dort müssen aktuell die Vorgaben der rot-grünen Landesregierung in Sachen Windkraft umgesetzt werden. Die nach langer Vorarbeit vorliegende Planung sieht eine Verdoppelung der Windkraftflächen vor.
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Bis Ende 2027 müssen im Landkreis Stade 3425 Hektar - 2,84 Prozent der Kreisfläche - und bis Ende 2032 dann 4432 Hektar - 3,67 Prozent der Kreisfläche - für die Windkraft reserviert werden. Bisher sind es 1,78 Prozent der Kreisfläche.
Ungehemmter Ausbau der Erneuerbaren umstritten
Uwe Arndt stellt infrage, ob es sinnvoll ist, beide Vorgaben - 2027 und 2032 - in einem Schritt sofort umzusetzen. „Wir muten den Menschen zu viel zu“, sagt Arndt. Er verweist bei seiner Argumentation auch auf die veränderte Großwetterlage in der Politik. Der ungehemmte Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht mehr unumstritten.
Wir muten den Menschen zu viel zu.
Uwe Arndt, Bürgermeister von Ahlerstedt
Uwe Arndt denkt bei seiner Kritik auch an die immer noch nicht ausreichend vorhandene Leitungsinfrastruktur, um den Windstrom über weite Strecken zu transportieren. Es besteht aus seiner Sicht die Gefahr, dass zusätzliche Windkraftanlagen an windreichen Tagen stillstehen könnten und hohe Millionensummen an die Betreiber gezahlt werden müssen.
Eine halbe Milliarde Euro, obwohl nichts geliefert wird
Im vergangenen Jahr erhielten Betreiber von Wind- und Solaranlagen in Deutschland rund 554 Millionen Euro Entschädigung für Strom, der nie produziert oder eingespeist wurde. Die Zahl nannte das Bundeswirtschaftsministerium für 2024.

Die neuen Windkraftflächen sind grün gekennzeichnet. Die roten Flächen sind die Gebiete, die in der letzten Prüfungsrunde aussortiert worden sind. Foto: Landkreis Stade
Der Grund dafür liegt in Engpässen im Stromnetz. Die Stromautobahnen sind im Bau, aber immer noch nicht fertig. In der Region wird derzeit die Windstromtrasse Südlink gebaut. Sie soll Ende 2028 in Betrieb gehen - nach eineinhalb Jahrzehnten Planung und Bau.
Der Windkraftausbau nützt der AfD bei der Wahl
„Es hätte zuerst die Infrastruktur fertig sein müssen, bevor wir die ganzen Windräder aufstellen. So macht das keinen Sinn“, so Arndt. Er fürchtet, dass das Thema Windkraft der AfD bei den Kommunalwahlen 2026 zusätzliche Stimmen einbringt.

Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt (Freie Wählergemeinschaft) kritisiert den massiven Windkraft-Ausbau auf der Stader Geest. Foto: Fehlbus
Mit seiner Kritik setzt sich der Ahlerstedter Bürgermeister für die Menschen in den Samtgemeinden Apensen, Harsefeld, Fredenbeck und Oldendorf-Himmelpforten ein. Diese Kommunen sind besonders von der Windkraft betroffen.
Teile des Stader Kreisgebiets für Windkraft tabu
Das liegt daran, dass weite Teile des Kreisgebiets für die Windkraft tabu sind. In Buxtehude und Stade gibt es allein schon durch die Abstandsvorgaben fast keinen Platz für Windkraft. Das Alte Land ist als Kulturgut und viele Bereiche in Nordkehdingen sind als Naturschutzgebiete für Windräder ausgeschlossen.
Konkret will Uwe Arndt zwei Flächen gestrichen haben. Die Fläche 44 mit 17,5 Hektar liegt zwischen den Ortschaften Hollenbeck, Kakerbeck und Ahlerstedt. Auf dieser Fläche könnten nur zwei bis drei große Anlagen gebaut werden, die zu einer Beeinträchtigung für die Menschen in den Ortschaften führen würden.
Lebensqualität vieler Menschen ist gefährdet
„Ziel war und ist es, den Landkreis nicht mit zu vielen kleinen Vorrangflächen zu zerstückeln, sondern lieber weniger, aber dafür größere Flächen auszuweisen“, sagt Uwe Arndt. Diese Fläche sei ein Paradebeispiel, wie es nicht sein sollte. Eine kleine Fläche beeinträchtige eine große Anzahl Menschen in ihrer Lebensqualität. Dies sei unverhältnismäßig.
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Die Fläche 45 ist 25,9 Hektar groß und liegt im Bereich des Brakens. Die Fläche grenzt an das Naturschutzgebiet Braken und Harselah und gehört zu den größeren historischen Wäldern im Kreis. „Hier ist das Naherholungsgebiet der Ahlerstedter und Harsefelder Bürger. Viele Spaziergänger und Fahrradfahrer nutzen dieses Gebiet intensiv zur Naherholung“, sagt Arndt.
Windkraft: Jetzt dürfen die Bürger auch mitreden
Am Mittwoch, 10. September, geht die Ausweisung der neuen Windkraftflächen in die nächste Runde. Um 8.30 Uhr trifft sich der Ausschuss für Umwelt und Regionalplanung in Stade im Kreishaus. Eine Mehrheit für die Auslegung der Pläne ist wahrscheinlich. CDU und SPD haben Zustimmung signalisiert. Die Grünen hätten sich mehr Windkraftflächen gewünscht.
Neben der Wählergemeinschaft hat sich zu den aktuellen Plänen nur noch die FDP kritisch geäußert. Während der Auslegung als Öffentlichkeitsbeteiligung dürfen sich die Bürger, Behörden und Träger öffentlicher Belange äußern. Danach folgt eine weitere Beratungsrunde der Politik. Eine Liste mit den Gebieten gibt es unter www.landkreis-stade.de.
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