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Flugzeugbau

Lieferprobleme: Airbus fährt Produktion erst später hoch

Die Produktionsrate von monatlich zunächst 65 Airbus-Jets der A320neo-Reihe soll statt Anfang 2024 erst Ende 2024 erreicht werden (Archivbild). Foto: Marcus Brandt/dpa

Die Produktionsrate von monatlich zunächst 65 Airbus-Jets der A320neo-Reihe soll statt Anfang 2024 erst Ende 2024 erreicht werden (Archivbild). Foto: Marcus Brandt/dpa

In schwierigen Zeiten kassiert der Flugzeugbauer das nächste Konzernziel - dabei ist Geld vorhanden. Auch die längerfristigen Ziele werden angepasst.

Donnerstag, 16.02.2023, 10:31 Uhr

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Die Engpässe in den Lieferketten bremsen den weltgrößten Flugzeugbauer Airbus weiter aus. „Es wird uns zwei Jahre kosten, das zu erreichen, was wir in einem Jahr erreichen wollten”, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury bei der Bilanzvorlage in Toulouse. Für 2023 peilt der Manager jetzt die Auslieferung von 720 Verkehrsflugzeugen an - so viele wie ursprünglich schon für 2022 geplant. Zudem hält er die anvisierte Rekordproduktion von monatlich 75 Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo jetzt erst 2026 für realistisch. Dass der Hersteller seine Auslieferungspläne im vergangenen Jahr verfehlte, nannte Faury „frustrierend”.

Faury fügt sich den Zwängen von außen. „Wir passen unsere Produktion den Lieferkapazitäten an”, sagte der Chef des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns. Die Lieferkette habe sich nicht so schnell erholt wie erwartet. Nach dem Einbruch des Flugverkehrs zu Beginn der Corona-Pandemie und der finanziellen Notlage vieler Airlines hatte Airbus seine Produktion deutlich gedrosselt, dann aber wieder ein Stück hochgefahren. So mancher Zulieferer konnte bei den Steigerungen jedoch nicht mithalten.

Konzernzahlen: So viel Gewinn macht Airbus

Schon im Dezember hatte Faury angekündigt, die Produktionspläne für die stark gefragte A320neo-Reihe ein weiteres Mal zu überarbeiten. Jetzt soll die Produktionsrate von monatlich 65 Jets erst Ende 2024 erreicht werden. Die zuvor für 2025 angepeilte Marke von 75 Maschinen pro Monat fasst der Manager jetzt für 2026 ins Auge. Vor der Pandemie hatte die Produktion der Reihe bei etwa 60 Jets pro Monat gelegen.

Guillaume Faury, CEO bei Airbus, während der Jahrespressekonferenz in Toulouse. Foto: Frederic Scheiber/AP/dpa

Guillaume Faury, CEO bei Airbus, während der Jahrespressekonferenz in Toulouse. Foto: Frederic Scheiber/AP/dpa

Vor allem bei der A320neo-Familie sitzt Airbus auf einem prall gefüllten Auftragsbuch. Die Produktion ist auf Jahre hinaus ausgebucht. Konkurrent Boeing aus den USA kämpft dagegen mit hausgemachten Problemen bei mehreren Flugzeugtypen, seit sein Konkurrenzmodell 737 Max ab März 2019 nach zwei tödlichen Abstürzen rund 20 Monate lang weltweit nicht abheben durfte.

Airbus erhält Megaauftrag von Air India

Erst am Dienstag hatte die Fluggesellschaft Air India den Kauf von 470 Maschinen bei den beiden großen Herstellern angekündigt und landete damit den größten Flugzeugkauf der Luftfahrtgeschichte. Der größte Teil des Auftrags geht mit 250 Jets an Airbus. Laut Air-India-Manager Nipun Aggarwal hat sich die Gesellschaft bei Airbus und Boeing zudem Optionen über 370 weitere Flugzeuge gesichert.

Die Maschinen aus der A320-Familie werden unter anderem in Hamburg-Finkenwerder montiert.

Ein Airbus-Techniker arbeitet in einem Rumpfsegment der Airbus A320-Familie in Finkenwerder (Archivbild). Foto: Charisius/dpa

Ein Airbus-Techniker arbeitet in einem Rumpfsegment der Airbus A320-Familie in Finkenwerder (Archivbild). Foto: Charisius/dpa

Gefragt sind auch wieder Großraumjets für den Langstreckenverkehr, der besonders stark unter der Pandemie gelitten hatte. Airbus will die Produktion seines Großraummodells A350 von derzeit sechs Stück pro Monat nun bis Ende 2025 auf neun Jets hochfahren. Die Produktion der etwas kleineren A330neo soll von zuletzt drei Exemplaren pro Monat bis zum Jahr 2024 auf vier Stück wachsen.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Airbus seinen Umsatz trotz der Probleme um 13 Prozent auf knapp 58,8 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) legte um 16 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieb mit 4,25 Milliarden Euro rund ein Prozent mehr Gewinn übrig als im Vorjahr, obwohl Airbus für den Militärtransporter A400M fast eine halbe Milliarde Euro zur Seite legte.

Airbus findet neuen Finanzchef beim Kunststoffkonzern Covestro

Der Kunststoffkonzern Covestro verliert seinen Finanzchef an Airbus. Thomas Toepfer werde das Unternehmen zum 31. August vorzeitig verlassen und in gleicher Position zum Flugzeugbauer Airbus wechseln, teilte Covestro am Mittwochabend mit. Dort wird er den scheidenden Dominik Asam beerben.

Asam hatte schon im vergangenen Sommer seinen Wechsel zu SAP eingeleitet und wird den Flugzeugbauer Anfang März verlassen. Bei dem Softwarekonzern aus Walldorf soll er Anfang März ebenfalls das Finanzressort führen. Asam war erst im April 2019 als Finanzchef von Airbus angetreten. An der Seite von Vorstandschef Guillaume Faury führte er den Konzern durch die finanziellen Herausforderungen der Corona-Krise, die die Luftfahrtbranche besonders hart getroffen hatte. (dpa)

Airbus will in diesem Jahr 720 Verkehrsflugzeuge ausliefern. Foto: dpa

Airbus will in diesem Jahr 720 Verkehrsflugzeuge ausliefern. Foto: dpa

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