TMehr On-Demand-Verkehr und neue S6: KVG und S-Bahn blicken in die Zukunft

Der Hamburger Senat will 285 Millionen Euro in die Digitalisierung des S-Bahn-Netzes stecken. Davon profitieren auch Pendler aus dem Landkreis Stade. Foto: Sven Hoppe/dpa
Alternative Antriebe, autonomes Fahren und mehr Zuverlässigkeit - KVG Stade und S-Bahn Hamburg wollen in den kommenden Jahren einiges verändern. So sieht der Verkehr der Zukunft aus.
Stade. Zuverlässiger soll die S-Bahn Hamburg in Zukunft werden. Und mehr Menschen befördern können. Deshalb beabsichtigt der Senat der Freien und Hansestadt, 285 Millionen Euro in die Digitalisierung des S-Bahn-Netzes zu investieren.
Ein Ziel ist, bis 2030 täglich bis zu 1,1 Millionen Fahrgäste befördern zu können. Derzeit liegt die Zahl bei etwa 750.000 Fahrgästen pro Tag. In Harburg ist vorgesehen, eine gesamte Strecke signalfrei mit dem European Train Control System (ETCS) auszurüsten. Diese Steuerungs- und Kommunikationstechnik soll 30 Prozent mehr Züge auf denselben Gleisen ermöglichen.
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Das Nachbarland Niedersachsen würde von der Digitalisierung profitieren. Verbesserte Pünktlichkeit und weniger Störungen im Zentrum wirkten sich positiv auf die Außenäste des S-Bahn-Netzes aus, also auch die Linie S5 zwischen Stade und Hamburg. So zumindest ist die Theorie. Denn besondere Probleme der Linie S5, etwa die hohe Zahl von Bahnübergängen, blieben bestehen.
Für Fahrgäste aus dem Landkreis Stade bringt in Zukunft die Einführung einer zusätzlichen Linie einen Nutzen: die Linie S6 Süd zwischen Elbgaustraße und Neugraben. Ihr Start ist für Dezember 2029 vorgesehen.
S-Bahn-Strecke wird ertüchtigt
Ein zusätzliches Gleis wird nicht gebaut. Bei der Linie S6 Süd zwischen Elbgaustraße und Neugraben handelt es sich um eine Verstärkerlinie auf einer Bestandsstrecke. Die heute bereits befahrene Strecke wird modernisiert und ertüchtigt. „Um den S-Bahn-Korridor fit für die Zukunft zu machen, erhält die Strecke neue Strom-, Weichen- und Signaltechnik“, antwortete eine Sprecherin der S-Bahn Hamburg dem TAGEBLATT.
Mit der Ertüchtigung der Strecke zwischen Neugraben, Harburg und dem Hauptbahnhof wolle die S-Bahn Hamburg die Kapazität um rund 40 Prozent steigern. „Künftig können dann in zehn Minuten bis zu drei Züge je Richtung fahren. Bis zu rund 21.000 Fahrgäste können so pro Stunde und Richtung die S-Bahn über die Elbe nutzen“, sagt die Bahnsprecherin.
S6 Süd: Das haben Pendler aus dem Kreis Stade davon
In einem Szenario für die Jahre ab 2030 und später beschreibt die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) Niedersachsen, was die neue S6 auf dem Streckenabschnitt zwischen Stade und Buxtehude bringen könnte. Züge der S6 würden in der Hauptverkehrszeit fahren. Genauer genannt sind die Zeiten in dem Schienenpersonennahverkehrs-Konzept 2030+ und 2040+ nicht.
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Demnach würde irgendwann ab 2030 oder später die S6 zusätzlich zur S5 zwischen Buxtehude und Neugraben im 20-Minuten-Takt fahren. Zusätzlich ist eine Express-S-Bahn zwischen Stade und Neugraben vorgesehen, die stündlich verkehrt. In dem Konzept ist vorgesehen, am Bahnhof Buxtehude eine Weichenverbindung zur Anbindung eines Wendegleises zu bauen.
Das Szenario ab 2040 oder später sieht vor, dass der Regionalzug zwischen Stade und Hamburg im 20-Minuten-Takt verkehrt und damit die Express-S-Bahn ersetzt.
Elektrobusse und On-Demand-Verkehre im Landkreis Stade
Auch bei der KVG Stade wird sich künftig einiges verändern. Das Verkehrsunternehmen, das im Auftrag des Landkreises Stade für den Busverkehr zuständig ist, hat bereits mit der Umstellung der Flotten auf alternative Antriebe begonnen. Wie berichtet, hat die KVG den Landkreis Stade als ersten Einsatzbereich für die Elektromobilität ausgewählt und inzwischen drei der insgesamt 141 Fahrzeuge durch elektrisch angetriebene ausgetauscht. Ein vierter Bus im Wert von 400.000 Euro ist bestellt.
In den kommenden Jahren will die KVG nicht nur den CO2-Ausstoß weiter minimieren, sondern laut Unternehmenssprecher Oliver Blau zudem weniger auf klassische Linien setzen. Dafür sollen mehr sogenannte On-Demand-Verkehre eingeführt werden. On-Demand-Verkehre sind flexible Bedarfsverkehre, die speziell auf die örtlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Ihr Betrieb basiert meist auf einer Web- und/oder Telefonbuchung. Die KVG will insgesamt auch digitaler werden und insbesondere die digitale Kundenkommunikation zum Beispiel über soziale Netzwerke ausbauen. Auch über das Thema autonomes Fahren mache man sich bei der KVG Gedanken, so Blau. Bis im Landkreis Stade Busse fahrerlos unterwegs sind, sei der Weg aber wohl noch sehr lang.

Im Landkreis Stade fahren bereits drei Elektro-Busse. Foto: Richter