TMilliardenprojekt A20: Streit um Bau und Finanzierung geht in nächste Runde

Autos fahren hinter einem Hinweisschild zur A20 auf der Autobahn. Diese endet seit 2009 infolge von Klagen und Gerichtsentscheidungen östlich von Bad Segeberg. Foto: Carsten Rehder/dpa
Nach Tagen der Blamage will die Bundesregierung die Autobahn-Projekte in der Region doch umsetzen. Ein Mann spricht sich klar für die A20 aus - und gegen den Ausbau der Fähre.
Landkreis. Das gewaltige negative Echo auf die Blockade des Autobahnbaus in Norddeutschland hat offenbar zu einem Umdenken in der CDU/CSU-SPD-Bundesregierung geführt. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll der Start von baureifen Projekten jetzt doch sichergestellt werden.
Details sind noch nicht öffentlich. Es fehlen im Bundeshaushalt 15 Milliarden Euro, um die baureifen Projekte umsetzen zu können. Es soll auch privates Kapital für die Finanzierung gesucht werden.

Vanessa Zobel aus Bremervörde ist Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Stade I - Rotenburg II. Foto: Bundestagsbüro
„Es ist ein starkes Signal, dass wir als CDU den Weg für den Ausbau der A20, A26 und A39 freimachen konnten. Für unsere Region bedeutet das: weniger Stau und kürzere Wege“, reklamiert Vanessa Zobel, CDU-Bundestagsabgeordnete für den Landkreis Stade, diese Entwicklung für ihre Partei.
Die Stader SPD ist ganz klar für den Bau der A20
Während in Berlin an der Schadensbegrenzung gearbeitet wird, ist die Blockade der Straßenbau-Projekte in der Region weiterhin ein großes Thema. Betroffen sind die Küstenautobahn A20, die A26 und die Ortsumgehung für Elstorf im Zuge der B3neu.

Die Autobahnen im Norden im Überblick. Foto: DEGES
Die SPD im Landkreis Stade hat auf ihrem Unterbezirksparteitag im März auf Antrag der Hansestadt-Stade-SPD beschlossen, die großen Infrastrukturprojekte - Elbquerung, den Anschluss an das Autobahnnetz sowie die Verlegung des Industriegleises - entschieden zu unterstützen.
Die niedersächsischen Jusos - Nachwuchsorganisation der SPD - hatten den Streit in der Koalition genutzt, um eine landesweite Anti-A20-Offensive zu starten. Die Stader Genossen haben davon aus der Presse erfahren.
Fähre statt Autobahn - SPD-Kandidat redet Klartext
„Diese Projekte sind zentral, um die wirtschaftliche Basis unserer Hansestadt Stade zu sichern: gut bezahlte, sichere Arbeitsplätze, einen starken Mittelstand und eine Kommune, die in der Lage ist, in soziale Infrastruktur, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu investieren“, sagt Kai Koeser, Stader SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Stader Bürgermeisterkandidat für die Wahlen im September 2026.

Kai Koeser, hier am Stadthafen, will für die SPD Bürgermeister von Stade werden. Foto: Susanna Brunkhorst
In der Diskussion wird dem Autobahnausbau oft der Ausbau der Elbfähre entgegengestellt. Was dabei aus Sicht des SPD-Manns Koeser ausgeblendet wird: „Eine Kapazitätserhöhung der Fähre um bis zu 600 Prozent würde unweigerlich mehr Verkehr anziehen – von Wischhafen über Drochtersen, Assel, Barnkrug bis nach Bützfleth und weiter zur Autobahn bei Stade.“
Das hätte für die Menschen vor Ort zehntausende zusätzliche Fahrzeuge Tag für Tag zur Folge. „Besonders in Bützfleth, wo die Menschen ohnehin schon eine hohe Last durch Industrie, Hafen und Schwerlastverkehr tragen, wäre das nicht zumutbar“, so Kai Koeser.
Kein Mehrwert durch den Ausbau der Fähre für Stade
Wer gegen die Autobahn und für den Fähr-Ausbau ist, müsse den Bützflethern ins Gesicht sagen: „Wir nehmen in Kauf, dass euer Dorf künftig noch stärker vom Verkehr überrollt wird.“ Eine groß angelegte Ortsumgehung von Wischhafen bis Stade wäre die zwingende Folge - und würde am Ende vermutlich in etwa der geplanten Trasse der A26 entsprechen, so Koeser.

Zum Tag der Mobilitätswende hatten die A20-Gegner ein Banner außenbords der Elbfähre befestigt. Die Fährverbindung über die Elbe müsse ausgebaut und unterstützt werden, fordern sie. Foto: Rainer Hawmann
„Der Mehrwert eines reinen Fähr-Ausbaus ist zumindest für den Raum Stade/Kehdingen nicht erkennbar. Die SPD in der Hansestadt Stade setzt deshalb auf den Ausbau der Autobahn und die Verlegung des Industriegleises“, sagt Koeser.
CDU-Landtagsabgeordnete gründen A20-Initiative
Auch die CDU-Landtagsabgeordneten Melanie Reinecke und Birgit Butter unterstreichen die Bedeutung des Weiterbaus der A20 und A26. Beide gehören zu einer Initiative von CDU-Landtagsabgeordneten entlang der geplanten A20-Strecke. Diese Allianz hat sich spontan nach den Störgeräuschen aus Berlin formiert.

Die CDU-Landtagsabgeordneten mit Wahlkreisen entlang der A20 setzen sich für den Bau der Autobahn ein. Foto: Wisser
Die Stader CDU-Kreisvorsitzende Melanie Reinecke macht deutlich: „Wir als CDU im Landkreis Stade setzen uns seit vielen Jahren für den Bau der A20 und der A26 ein. Wir werden weiterhin mit aller Kraft dafür eintreten, dass sie umgesetzt werden. Unsere Region hat lange genug gewartet.“
A20 für die junge Generation von großer Bedeutung
„Die A20 ist gerade für uns als junge Generation - und für alle folgenden Generationen - von großer Bedeutung“, sagt zudem Niels Kohlhaase, Kreisvorsitzender der Jungen Union Stade. Wer zum Studium oder zur Ausbildung nach Hamburg ziehe, wäre dank der besseren Anbindung an Hamburg nicht gezwungen, die Heimat zu verlassen, so Kohlhaase. Das stärke die Gemeinschaft vor Ort, wirke der Überalterung entgegen und belebe das Vereinsleben.
Landkreis Stade
Jetzt doch: Bund will Ausbau von A20 und A26 finanzieren
Vor dem Hintergrund der Debatte über die Finanzierbarkeit setzt sich auch die FDP für die A20, A26 und das Industriegleis in Stade ein. „Wir brauchen den Tunnel und eine feste Elbquerung jetzt. Mit dem Bau des LNG-Terminals hat Deutschland gezeigt, dass wir Infrastruktur schnell errichten können“, so die FDP.
Die Kreis-Grünen sind traditionell gegen die A20. Sie hatten allerdings am Mittwochabend eine Mitgliederversammlung auf Kreisebene und wollen sich erst am Donnerstag öffentlich äußern.
Menschen mit falschen Versprechen in die Irre geführt
Der Koordinationskreis der Initiativen und Umweltverbände gegen die A20 ist schneller. „Trotz ungeklärter Finanzierung werden hier Versprechungen getätigt und die Bevölkerung dadurch in die Irre geführt“, sagt Uwe Schmidt, Sprecher der Initiativen gegen die A 20.
Kommentar
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„Bei dem extrem schlechten Nutzen-Kosten-Verhältnis wird sich kein privater Investor finden. Das wird bereits seit 20 Jahren versucht und hat bisher nicht geklappt - nicht einmal beim geplanten Elbtunnel, bei dem private Mauteinnahmen gelockt hätten“, so Schmidt. Zuletzt waren die Kosten für die A20 mit sieben Milliarden Euro taxiert worden.
„Wir kritisieren aufs Schärfste die geplante Verschuldung auf Kosten nachfolgender Generationen für ein Projekt mit großem Schaden für nachfolgende Generationen.“

Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Foto: Sascha Gramann
„Die Entscheidung des Bundes, die Finanzierung der baureifen Autobahnprojekte A20, A26 und A39 sicherzustellen, ist ein wichtiges Signal für Norddeutschland“, sagt Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Gerade das Handwerk sei auf zuverlässige Verkehrswege angewiesen. Bade: „Wir müssen jetzt endlich vom langjährigen Planen zum Bauen kommen.“
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