TNach Gewaltserie im Landkreis: Bleibt der Angreifer in der Psychiatrie?

Im Stadthaus in Buxtehude ist unter anderem das Bürgerbüro untergebracht. Foto: Wisser
Viele Menschen sind schockiert. Ein obdachloser Flüchtling greift in Serie Menschen an - und es gibt keine Konsequenzen. Das könnte sich jetzt ändern.
Buxtehude. Ein Mann aus dem Sudan hat durch körperliche und verbale Übergriffe in den vergangenen Wochen dafür gesorgt, dass sowohl das Rathaus in Horneburg als auch das Stadthaus in Buxtehude zeitweise geschlossen werden mussten. In Horneburg sind die Eingänge wieder offen. Wie geht es in Buxtehude weiter?
Brutaler Angriff auf einen Apotheker in Horneburg
TAGEBLATT-Recherchen haben Ende der vergangenen Woche auch öffentlich gemacht, dass die Vorfälle in den beiden Behörden zu einer ganzen Serie von Gewalttaten gehören, die dem seit zehn Jahren hier lebenden Mann zugerechnet werden. Unter anderem gehört dazu ein brutaler und ansatzloser Angriff auf einen Apotheker in Horneburg. Das Opfer der Prügelattacke hat sich einen Augenhöhlen-Bruch zugezogen.
Bedrohungslage
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Polizeieinsatz
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Nach dem jüngsten Vorfall in Buxtehude gab es Konsequenzen: Als die Polizei im Stadthaus das Hausverbot durchsetzen wollte, gab es ein Handgemenge. Vier Polizisten konnten den Mann schließlich zu Boden bringen. Nach TAGEBLATT-Informationen ist der mutmaßliche Täter in der Psychiatrie im Elbe Klinikum Stade untergebracht. Er könnte am Dienstag wieder freikommen.
Weitere stationäre Unterbringung im Gespräch
Wiederum nach internen Informationen empfiehlt das Klinikum, dass der Mann dort länger untergebracht wird. Das müsste dann der Landkreis Stade beantragen und ein Richter genehmigen. Die Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung gilt als Freiheitsentzug, und das ist mit hohen Hürden versehen.

Katja Oldenburg-Schmidt (65) ist seit zehn Jahren Bürgermeisterin der Hansestadt Buxtehude. Foto: Stadt Buxtehude
Die Buxtehuder Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) hatte am Mittwoch nach dem Tumult im Stadthaus reagiert und die Haupttür verschlossen. Termine gibt es nach Vereinbarung. „Wir werden diese Regelung die nächsten Tage aufrechterhalten“, sagt Oldenburg-Schmidt.
Vorrang: Sicherheit von Kunden und Beschäftigten
„Wir müssen die Sicherheit unserer Kunden und unserer Mitarbeiter gewährleisten“, sagt sie. Intern soll es zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen geben. Unter anderem sollen Mitarbeiter der betroffenen Fachgruppe ins Stadthaus umziehen. Sie haben ihre Büros in einem Nebengebäude. „Direkt im Stadthaus ist die soziale Kontrolle besser“, so die Bürgermeisterin.
Wir müssen die Sicherheit unserer Kunden und unserer Mitarbeiter gewährleisten.
Katja Oldenburg-Schmidt, Bürgermeisterin
Das Bürgerbüro und alle Fachabteilungen bleiben erreichbar. Termine können vereinbart werden unter www.buxtehude.de/terminvergabe.
Oldenburg-Schmidt hatte für den Montag ein Krisentreffen der beteiligten Behörden organisiert. Das Hauptproblem ist, dass die Behörden untereinander oft nicht kommunizieren können oder dürfen.
Datenschutz und Schweigepflicht behindern Austausch
„Der Datenschutz und die Schweigepflicht erschweren die Kommunikation“, sagt Buxtehudes Bürgermeisterin. „Es wäre gut gewesen, wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt“, sagt sie - zur Sicherheit der Mitarbeitenden, aber auch um dem Mann helfen zu können. Er gilt als psychisch erkrankt und braucht wohl Psychopharmaka. Der mutmaßliche Täter war nach den Vorfällen in Horneburg in eine Buxtehuder Obdachlosen-Unterkunft umgezogen.
An der Krisensitzung der Behörden waren neben der Buxtehuder Verwaltung die Polizei, das Amtsgericht, der Landkreis Stade mit dem Gesundheitsamt und die Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe beteiligt. Stades Arbeitsagenturchefin Dagmar Froelich war digital dabei.
Abschieben? AfD nutzt die Gewaltserie
Beim Krisentreffen ist nach TAGEBLATT-Informationen herausgekommen, dass gegen den Sudanesen Hausverbote für das Jobcenter und die Agentur für Arbeit ausgesprochen wurden und er bereits 2021 und 2022 mit gewalttätigen Aktionen aufgefallen ist. „Wir werden die Möglichkeiten ausschöpfen, um die Kommunikation untereinander zu verbessern“, sagt Oldenburg-Schmidt.
Inzwischen ist die AfD auf das Thema aufgesprungen. Sie hat über die Kreistags- und Ratsabgeordnete Anke Lindszus eine Anfrage an die Verwaltungen gestellt. Die rechtsextremistische Partei will unter anderem den Aufenthaltsstatus des Mannes wissen und fragt, ob er ausgewiesen werden kann.
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