Dieser Trick rettet die Pflegekräfte vor Abschiebung – Lauterbach gibt Segen

Die Abschiebung von Beschäftigten eines Pflegeheims ist vorerst abgewendet. (Archivbild) Foto: Carsten Koall/dpa
Duldung statt Massenabschiebung: Im Fall der zehn kolumbianischen Pflegekräfte in Wilstedt gibt es jetzt einen Plan. Der scheint zu funktionieren.
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Berlin/Wilstedt. Für die von der Abschiebung bedrohten kolumbianischen Beschäftigten eines Pflegeheims in Wilstedt im Kreis Rotenburg gibt es eine Perspektive. Die Betroffenen werden in dem Heim für Demenzkranke eine (erneute) Ausbildung machen, wie Heimbetreiber Tino Wohlmacher mitteilte.
Duldung während der Ausbildung
Demnach beginnen drei eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft mit Staatsexamen, fünf eine zweijährige Ausbildung als Pflegeassistent oder -assistentin und ein Beschäftigter als Koch. Das abgeschlossene Ingenieurstudium einer Mitarbeiterin soll zur Anerkennung eingereicht werden. Während der Ausbildungszeit sind die Beschäftigten geduldet und damit sicher vor einer Abschiebung.

Diego Arenas arbeitet gern mit seinen Alten, wie er die Bewohner im Haus Wilstedt liebevoll nennt. Denn in Kolumbien hat man Respekt vor älteren Menschen. Foto: Ernst Matthiesen
„Das verschafft uns erst einmal Zeit“, so Wohlmacher. Für sie wurden zudem Anträge bei der Härtefallkommission gestellt, über die noch entschieden wird.
Unterstützung von Karl Lauterbach
Wohlmacher zufolge ist der Plan mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach abgestimmt. In der vergangenen Woche übergaben die Heimvertreter eine Petition, die bislang mehr als 85.000 Menschen unterzeichnet haben, an Lauterbach und trafen ihn in Berlin zu einem Gespräch. „Ausländische Pflegekräfte sind bei uns mehr als willkommen, weil wir auf sie angewiesen sind und auch sehr gute Erfahrungen mit ihnen machen“, sagte der SPD-Politiker. „Ich werde daher alles möglich machen, was rechtlich erlaubt ist“, sagte Lauterbach.

Die Heimbetreiber Andrea Wohlmacher und Tino Wohlmacher stehen vor dem Haus Wilstedt. Foto: Sina Schuldt/dpa
Die Lage des Heims hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Wegen abgelehnter Asylanträge drohte den zehn Beschäftigten die Abschiebung. Die Leitung sah daraufhin den Betrieb der Einrichtung für demenzkranke Menschen in Gefahr. Um die Abschiebungen zu verhindern, verschickten Heimleitung, Belegschaft sowie Angehörige Schreiben an Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker. (dpa/epd)